Verdrehte Welten in Deutschland

Verdrehte Welten in Deutschland

Im Hambacher Forst wird der vorläufige Rodungsstop gegen RWE gefeiert. Eine Frau in meinen Kreisen nimmt das mit Freude auf. Das kann sie auch machen.

Aber dann müssen auch alle, die ständige gegen die großen Konzerne wettern, auch bereit sein, SOFORT ihr Auto stehen zu lassen. Man spricht nicht umsonst von den Autokonzernen. Diesel und Benziner sollten nicht mehr unsere Luft verpesten und Fahrverbote müssen dann auch gnadenlos ausgesprochen werden.

Die Deutschen wollen doch immer so konsequent sein, beim eigenen Diesel-/ Benzinauto werden alle guten Vorsätze fallen gelassen.

Nein, da hofft man noch, dass das eigene Auto von den „strengen“ Regeln nicht betroffen ist. So nach dem Motto: „Hoffentlich gibt es noch irgendwie ein Schlupfloch, damit ich mein eigenes Verhalten nicht ändern muss“.

Es gibt den ÖPNV, der muss nur genutzt werden. Wenn wieder alle in die Busse und Bahnen drängen, dann gibt auch gute Gründe diesen auszubauen.

Die meisten warten aber darauf, dass es umgekehrt geht. Erst ausbauen und dann würden sie (vielleicht) wechseln. Die Verkehrsbetriebe haben den ÖPNV zurückgefahren als sie gemerkt hatten, dass keiner mit denen fahren möchte. Wo sind die Umsteiger? Klar in der Hauptverkehrszeit ist der ÖPNV gerammelvoll (auch hier hat man nach Bedarf gehandelt).

Wenn ich morgens im Dunkeln zur Arbeit mit dem Rad fahre, fahre ich je nach Schicht immer noch durch eine riesige Blechlawine. Selbst bei einer freien Tankstelle wo der Literpreis für Benzin bei 1,52 Euro (Diesel 1,32 Euro) liegt, habe ich nicht den Eindruck, dass weniger gefahren wird.

Wenn die Verkehrsbetrieb merken, dass regelmäßig mehr Leute fahren, dann wird der Takt wieder erhöht, dann werden wieder aus den Rufbussen normale Linien.

Ich weiß, was jetzt kommt: „Ich würde ja so gerne, aber es gibt es ja nicht….“ auf dem Land. Sollten sich regelmäßig Leute beschweren, dass morgens so wenige Busse fahren, und wenn die wenigen immer voller werden, dann werden die Verkehrsbetriebe auch reagieren. Aber immer nur sagen: „Ich würde ja so gerne, aber ich kann nicht“ zählt nicht. Leider haben die Verkehrsbetriebe auch ihre Busse verkauft, die sie mal hatten.

Los auf geht’s. Am Morgen mit der Straßenbahn und Bus zur Arbeit und das Auto stehen lassen, auch bei Regen. Komisch, wenn Glatteis und Schnee gibt, dann fahren weniger mit dem Auto, dann klappt der Umstieg.

Sehr viele Linien wurden eingestellt, weil es keine Fahrgäste mehr gab oder nur so wenige, dass sich der Betrieb wirtschaftlich nicht mehr lohnte. In Essen kann ich da etliche Linien aufzählen, die in den letzten 20 Jahren eingestellt wurden, aber jeder musste ja ein Auto haben. Es werden immer noch Fahrpläne im ländlichen Raum von Essen ausgedünnt oder es statt einer normalen Linie fahren die Busse als Rufbusse; Anmeldung 30 Minuten vorher.

Wie soll es in den Köpfen der Verantwortlichen der Verkehrsbetriebe ankommen, wenn einerseits der Ruf nach mehr Ausbau anschwillt, aber die Fahrgastzahlen eine andere Sprache sprechen. Da stimmt doch etwas nicht.

Fluggesellschaften fliegen auch nur nach Bedarf. Wenn eine Strecke nicht mehr rentabel ist, wird sie eingestellt und Fluglinien machen das erstaunlich konsequent.

VW, Audi sind auch alles Konzerne und Manager, die viel Geld verdienen, die aus meiner eigenen Erfahrung aber auch unter ganz großen Druck arbeiten müssen. Soweit ich das mit Telefon mitbekomme bei mir im IT-Helpdesk, haben einige das gut in Griff, aber bei vielen hört man die Anspannung heraus und die arbeiten nicht alle nur 40 Stunden, sondern bedeutend mehr. Der macht sich kein Larifari Leben. Das muss man den Menschen auch zu Gute halten, trotz aller Kritik.

Wer möchte kann ja gerne Telefonsupport machen und sich mit Managern auseinandersetzen. Ich wünsche viel Spaß.

Vielleicht ist ja bei RWE anders als bei dem Unternehmen, wo ich IT-Support mache. Vielleicht arbeiten alle Manager bei RWE 10 Stunden in der Woche und bekommen das Geld wie jemand für 40 Stunden. Kann ja auch sein.

Wenn die meisten Deutschen ihre rosarote Brille nicht abnehmen wollen, dann wird sich unser Land aber dramatisch verändern, wenn man glaubt, dass wenn man alle Konzerne (die Deutsche Bahn ist auch ein Konzern) niedergemacht hat, dass es uns dann besser geht, der irrt sich.

Konzerne können große Investitionen tätigen. Kleinere Firmen können regional arbeiten. Aber wie sieht ein Telekommunikationsmarkt aus, der nur aus kleinen Anbietern besteht? Kann ein kleiner Anbieter das riesige Land Deutschland in Eigenregie betreiben und garantieren, dass von Flensburg bis zur Oberstdorf Kommunikation funktioniert.

Die Telekom ist auch ein Konzern. Ich stelle mir das so vor (oder besser nicht). Welche kleine Firma hat die nötigen Finanzmitteln eigene Telefonleitungen (wir wollen doch Glasfaser oder ist das nicht so wichtig?) oder Funkmasten aufzustellen? Kleine Firmen würden auch nur dort welche aufstellen, wo es wirtschaftlich am besten lohnt. Mit anderen Worten Gebiete mit weniger Bedarf werden dann nicht mehr angefunkt.

Stromnetz: Ja, Insellösungen sind reizvoll. Klar die schöne Gemeinde in der Eifel kann sich selber versorgen? Aber wie steht es um Regionen wie das Ruhrgebiet? Wie viele Windräder müssten dann hier stehen, um allen Einwohner Strom zu gewähren? Wenn man sich schon auf dem Land dagegen sträubt, wie sieht es in Ballungszentren aus? Oder brauchen die Leute, wie wir im Ruhrgebiet dann den ganzen Tag keinen Strom? Oder machen wir uns dann abhängig von der Landbevölkerung mit deren Windrädern, Solarparks etc..?

Unser Leben so wie wir das jetzt kennen, ist halt auf dem Prinzip der Stein- und Braunkohle, Kernenergie entstanden. Damit sind wir jahrzehnte glücklich durchgekommen. Was ist wenn die Landbevölkerung von Niedersachsen sagt, wir wollen keine Überlandleitung? Gehen dann im Ruhrgebiet die Lichter aus? Oder wollen wir Deutschen uns abhängig vom Ausland machen?

Wir haben nach meinem Wissen erst zwei Pilotprojekte für die Stromspeicherung, aber das kleine Versuchsanlagen. Wir brauchen aber große Anlagen.

Bis die stehen, solange brauchen wir die Braunkohle und auch noch die Kernenergie.

Es ist immer leicht gegen Konzerne zu wettern, aber wenn wir das erfolgreich durchziehen, dann gehen bei uns die Lichter aus. Und das kann sich ein Land wie Deutschland nicht leisten. Wir hinken jetzt schon in vielen Bereichen hinterher.

Ich weiß, es ist leicht seinen eignen Tagesfrust gegen andere auszuleben und sie dafür verantwortlich zu machen, aber die letzte Konsequenz hat sich niemand bewusst gemacht.

Wir können ja das mal testen, wenn wir alles was wir ablehnen ausschalten (und natürlich auch alle Verbindungen des europäischen Stromnetzes abtrennen), wie lange es dann dauert, bis man sich das herbei wünscht.

Die Zerstörung des Hambacher Forstes dagegen sind wir, aber mit den Diesel- und Benzinautos zerstören wir auch. Beim Dieselauto wurde immer argumentiert, dass es moderne sind, die Kraftwerke von RWE, zumindest die ich besichtigt habe, sind auch auf dem neuesten Stand – aber das zählt wieder nicht. Beim Dieselauto und beim Benziner verschließen ja alle die Augen. Schade. Ich verstehe die Logik nicht.

Es gibt noch anderes: Raus aus Google, Whatsapp, Facebook, und etc..

Rein nach Telegram, Threema (für Messager) oder Diaspora für soziale Netzwerke und natürlich ein Linux muss her. Weg von Microsoft, weg von Apple. Linux, FreeBSD, OpenBSD, (Solaris – da steht Oracle dahinter, aber sich bin ich mir nicht); die eigene Cloud mit Nextcloud oder Owncloud bedienen. Es gibt immer Alternativen.

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