Der RS1 (Radschnellweg) verläuft von Essen-Mitte nach Mülheim Hauptbahnhof auf dem ehemaligen Schienenstrang der Rheinischen Eisenbahn Gesellschaft.
In den Anfangszeiten der Eisenbahn gab es noch keinen einheitlichen Staatskonzern, sondern viele private Eisenbahngesellschaften. Diese privaten Eisenbahngesellschaften waren so privat, dass für ihre Wege eigene Strecken bauen mussten. Dass wie heutzutage private Eisenbahngesellschaften das Schienennetz der DB benutzen dürfen, war in den Anfangstagen fremd. Jede Bahngesellschaft hatte ihre eigene Strecke, ihren eigenen Bahnhof und natürlich auch ihren eigenen Fuhrpark.
Die Rheinische Eisenbahngesellschaft (gegründet 1836 in Köln) betrieb natürlich noch andere Strecken, als die Strecke von dem heutigen Meerbusch-Osterrath nach Dortmund Süd, die mehreren Schritten zwischen 1866 und 1874 eröffnet wurde. Es gab auch Personenverkehr, der sich aber nie richtig behaupten konnte. Der große Konkurrent, die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft bediente den heutigen überlasteten Abschnitt zwischen Duisburg und Dortmund, so gut, dass im Jahre 1959, der Personenverkehr auf der Rheinischen Bahn eingestellt wurde. Seit dem Jahre 2002 verkehrt auf diesem Abschnitt auch kein Güterzug mehr.
Zunächst gab es nur das Teilstück zwischen Essen-Zentrum (Nord) und Essen-Frohnhausen (Böhmerstraße). Mit der Verlängerung, die am 27.11.2015 eröffnet wurde, verlängerte sich die Route bis nach Mülheim HBF.
Leider ist der Radschnellweg auch für Fußgänger zugänglich. Radschnellwege in den Niederlanden sind nur für Radfahrer zugänglich. Auf deutschen Radschnellwegen herrschen also immer wieder Konflikte mit dem Fußgängern wie auf dem normalen Bürgersteig, vor allem kann dies auf Abschnitte bei Wohnsiedlungen besonders auftreten. Auch Feste, Veranstaltungen wie in Essen-Altendorf am Niederfeldsee blockieren die Strecke, so dass der Radfahrer absteigen muss. Wenn der RS1 die Autobahn A40 entlasten soll, dann muss man dem Radfahrer auch die Möglichkeit geben, kreuzungs- und veranstaltungsfrei von A nach B zu kommen. Wie wäre es wenn auf der Autobahn alle 20 km eine Ampelanlage stehen würde, weil man an einer Brücke sparen wollte?
Der Radschnellweg beginnt am südlichen Eingang des Mülheimer HBF und verläuft parallel zur Haupteisenbahnstrecke. An der Mülheimer Reuterstraße gibt es einen Abzweig auf den Grugaradweg der am Rhein-Ruhr-Zentrum vorbeiläuft, zur Magarethenhöhe, nach Rüttenscheid, Stadtwald, Rellinghausen bis nach Essen-Steele (Ruhrbrücke). Im Bereich der Kleingartenanlage Essen-West e.V. Böhmerstraße unterquert der RS1 die Eisenbahnstrecke und schwenkt nach Norden. Zwischen der Altendorfer Straße (B231) und dem Schölerpad gibt es einen Abzweig nach Essen-Borbeck (hier kommt man direkt am Borbecker Bahnhof aus bzw. am westlichen Ende der Borbecker Fußgängerzone). Einziger Wermutstropfen ist die nicht Kreuzungsfreie Unterbrechung am Berthold-Beitz-Boulevard. Hier muss man noch per Ampelschaltung auf die Weiterfahrt warten. Die Stadt Essen war beim Bau des Radschnellwegs der Meinung auf eine Brücke verzichten zu können (die ehemalige Bahnlinie hatte hier selbstverständlich eine Brücke). Seit dem Jahre 2016 denkt man man wieder anders und lässt für teures Geld eine neue Brücke bauen.
Der Radschnellweg endet rapide an der Meyer-Schwickerath-Straße (ohne einen Hinweis). Biegt man hier in die Käthe-Larsch-Straße, um in Richtung Innenstadt zu fahren, endet der Weg 900 Meter später an Friedrich-Ebert-Straße. Ein nahtloser Übergang zur Innenstadt ist dann nur noch mit Treppen (wo man das Rad hochtragen muss) möglich.
Die Verlängerung nach Bochum ist in vollem Gange. Auf Bochumer Seite wurde mit der Planung begonnen. Das Problem wird die Verlängerung in Essen sein. Zwischen der nördlichen Innenstadt und Essen-Stoppenberg liegt zwischen der Goldschmidtstraße und der Herzogstraße schon seit mehr als 30 Jahren ein Chemiewerk. Die Verantwortlichen bei der Stadt Essen ist erst im Jahre 2016 aufgefallen, dass dort bald der RS1 verlaufen soll. Dafür gibt es einige Grundlagen, die jetzt erst einmal ausgegraben werden müssen.
Einige hundert Meter zuvor liegt an der Gladbecker Straße noch eine vollfunktionsfähige Brücke. Die Stadt Essen bzw. einige Essener Parteien wollen diese Brücke abbauen lassen, damit sie den gleichen Fehler wie am Berthold-Beitz-Boulevard machen. Der RS1, der ein kreuzungsfreie Strecke für Radfahrer sein soll, wird bewusst mit vielen Kreuzungen und Ampel versehen, weil viele super beratungsresitente Verantwortlichen in der Stadtverwaltung arbeiten. Zwischen der Gladbecker und der Schützenbahn liegt das sogenannte Eltingsviertel. Hier soll der Radweg nach einigen Planungen durch einige Häuser hindurch gebaut werden.
Fazit: Gleich drei Baustellen auf ca. 600 Meter in der östlichen Essener Innenstadt,die alle wieder einmal total unvererwartet kommen (wie immer in Deutschland), lassen den Ausbau bis zur Bochumer Stadtgrenze um mindestens drei Jahre verzögern, wenn nicht gar länger. Eine peinliche Provinzposse auf die die Essener Politiker und Beamte bestimmmt auch noch Stolz sind.
Der RS1 ist eigentlich eine Mogelpackung. Die vermeintliche kreuzungsfreie Radfahrsstrecke ist auf der gesamten Länge auch ein kombinierter Fußweg (Radfahrer müssen auf die Fußgänger acht geben). Das heißt auch, wie schon geschrieben, festliche Aktivitäten sind jederzeit möglich. Am gestrigen Samstag 15.07.2017 befand sich die Ziellinie für ein Kindermarathon mitten auf dem Radschnellweg. Ich als Radfahrer musste stark abbremsen, vorsichtig um die Kinder herum fahren. Fahrradfahrer, die von der hinterliegenden Rampe schnell herunter fahren, würden also mitten in die Kinder gefahren sein. In Essen-Altendorf gibt es zwei Rampen, wo die wenigsten Radfahrer abbremsen. Zumal einer dieser Rampen so angelegt ist, dass jederzeit von der rechten Seite (Richtung Innenstadt) Fußgänger und andere Radfahrer kommen könnten. Die ehemalige Güterzuglinie hatte hier eine Brücke, die man abgetragen hatte. Unfälle sind am Niederfeldsee vorprogrammiert. Die zweite Brücke, die fehlt wird am Berthold-Beitz-Boulevard für teures Geld nachgebaut und der RS1 endet ohne Vorwarnung in der nördlichen Innenstadt. Die ausgewiesene Verlängerung endet an einer Hauptverkehrsstraße vor einer Ampel und einer nicht fahrradgerechten Treppe.
Essener Lokalpolitiker und Verwaltungsangestellte scheinen wirklich vom Fahrrad als Verkehrsmittel überhaupt nicht zu halten, wahrscheinlich empfinden sie das noch als echten Lebensrückschritt und sollten mal am Beispiel Niederlande echten Nachhilfeunterricht nehmen.
Das jähe Ende in der Innenstadt lässt trotz der Warterei am Berthold-Beitz-Boulevard einen sehr faden Beigeschmack übrig. Es ist leider im Jahre 2017 immer noch nicht möglich in den Köpfen der Verantwortlichen zu bringen, dass das Rad zumindest in Essen nicht nur etwas mit Radfahrtouristik zu tun hat.