Windige Ereignisse in der Grugahalle

Windige Ereignisse in der Grugahalle

Viel Wind um eigentlich fast nichts.

Ich war gestern auf der RWE Hauptversammlung. Ja Ich bin so ein ekelhafter Aktionär, der auch noch Vorzugsaktien (soll es bald nicht mehr geben; die werden mit den Stammaktien vermischt) hat. Ich habe sie geerbt von meiner Mutter und sie von ihrem Vater.

Ich war das erste Mal seit Jahren dort wieder. Ich wollte mal so hören, was man sonst nur aus den Nachrichten hört, was RWE nun davon hält, denn schließlich hat die Kohlekommission den Ausstieg für 2038 aus der Kohle beschlossen.

Es waren Töne, die ich sonst von einem RWE-Chef nicht vernommen hatte. Ich fand seine Äußerungen gut. Auch wenn es viele nicht begreifen wollen, es ist der RWE-Chef, der oberste und auch wenn es sich alle wünschen würden, die nicht so eine Verantwortung mit sich tragen; er muss alle Wünsche berücksichtigen. Jemand, der nur in der Opposition ist bzw. Gegner ist, der vertritt nur seine Interessen (auch ich bin natürlich sehr auf den Radverkehr und ÖPNV fixiert) und den wird man wohl nie zufrieden sein.

Ein Chef wird nur die Mehrheiten vertreten; die Minderheiten nicht. Aber so läuft Demokratie.

Als ich das erste Mal auf der RWE Hauptversammlung war, waren die erneuerbaren Energien nur ein Randthema; es wurden lustige Präsentationen erstellt, mit irgendwelchen Comicfiguren und etc.. Das war gestern viel anders, viel konkreter.

Ja, natürlich hat RWE noch Braunkohleanlagen. Ob man die jetzt noch modernisieren muss, bleibt dahin gestellt.

Das Thema Hambacher Forst war sehr auf der Tagesordnung gerückt. Es wurde auch dem toten Journalisten mit einer Schweigeminute gedenkt.

Es kam die Generaldebatte, wo es viele Wortmeldungen aus dem Publikum kamen. Meistens aber von ziemlich gut vorgetragenen Personen, die das gefühlsmäßig schon berufsmäßig machen.

Die Aktionärsvertreter sowie von Greenpeace und der Vertreterin von Friday-for-Future Neubauer heizten dem RWE Chef ordentlich ein.

Ich persönlich erschrecke mich aber jedes Mal von den Wortmeldungen von den Friday-for-Future, egal nun hier oder woanders in den Medien, was für scharfe Töne da von den jungen Leuten angestimmt werden. RWE hat eine Frist von 47 Tagen erhalten, um alle Kohlekraftwerke Mitte Juni abzuschalten, ansonsten ruft die Bewegung zum zivilem Ungehorsam auf. Hier hört es bei mir auf. Es hört sich an einer aufbauenden linke Szene auf, die wir schon einmal in Form mit der RAF hatten, nämlich linker Terror gegenüber die Obrigkeit.

Soweit ich das noch weiß, gab es Ende der 60iger Jahre des 20. Jahrhunderts auch erst viele Demonstrationen auf der Straße; am Ende kam die RAF daraus.

Aber ob wir uns damit einen Gefallen tun? Die Töne von Friday-for-Future werden von Monat zu Monat schärfer und ich persönlich frage mich: Wer hat das initiiert? Mir ist das erste Mal aufgefallen, von einem Kommentar von Henrik M. Broder von Welt.

Aber ein Abschalten von der Kohlekraftwerken bis Ende des Jahres ist nicht möglich. Unsere Versorgung mit Strom von Windrädern, Solaranlagen und etc.. ist unterirdisch. Ganz zu schweigen von Geräte zur Stromspeicherung; der Trassenausbau ist äußerst langsam, aber nur alles, weil es vor Ort blockiert wird.

2030 finden die von Friday-for-Future als eine zu lange Zeit. Ich finde sie auf deutsche Verhältnisse für sehr kurz. Das sind nur 11 Jahre.

In 11 Jahren hat man den Radschnellweg RS1 noch nicht bis Hamm/Westfalen gebaut. Wir haben bislang 26 Jahre für ein drittes Gleise der Betuwe Linie nur für Diskussionen gebraucht – gebaut ist noch nichts; der Ausbau der Strecke der Oberrheinstrecke von Karlsruhe nach Basel ist auf das Jahr 2040 anversiert. Wann die ersten Züge in den Fernmanbelttunnel zwischen Puttgarden und Rodby rollen, steht in den Sternen wie auch den Ausbau der Inntalstrecke Rosenheim-Kufstein.

Seit 1998 gibt es das Projekt Stuttgart21, Ausbauende 2024 oder so daherum. Die alternativen Verkehrsprojekte der Seilbahnen in Bonn und Wuppertal werden ständig in Frage gestellt. Das sind alle regionale Projekte, die man eigentlich schon längst fertig gestellt hätte können. Gleise und Seilbahnen zu bauen ist keine Kunst mehr; dazu sollten wir Deutsche schon in der Lage sein.

Die Umstellung der Energieversorgung, zumal die Stromnetze auch noch ins benachbartes Ausland verbunden sind und wir ein europäisches Stromnetz haben (Deutschland ist keine Insel irgendwo auf dem Atlantik), ist nicht ganz einfach. Technisch ist das mit Sicherheit einfach, aber von der Koordination, denn ich kann mir vorstellen, dass Frankreich oder Polen nicht so super erfreut wären, wenn wir in Deutschland einen Alleingang starten. Wir haben diese 49,5 Hertz Problematik.

Die jungen Leute von Friday-for-Future wissen davon etwas? Oder alles? Nicht einmal ich habe das 100% verstanden.

Ich bin dann nach der Veranstaltung mit meinem Fahrrad zurück nach Hause gefahren Ich hatte es vor der Grugahalle geparkt; die Fahrradtasche konnte ich an der Garderobe zusammen mit meinem Rucksack abgeben.

Das Blockieren des U-Bahn-Ausgangs der U11 von den Friday-for-Future Anhänger ist allerdings einbißchen peinlich, denn die mit dem ÖPNV angereist sind, wurden beschuldigt. Die Bewegung hätte sich an den Parkhauseingängen versammeln sollen, um die Einfahrt der Autofahrer zu behindern. Der Benziner oder der Diesel scheint der jungen Bewegung allerdings genehm sein. Das fossilbetriebene Auto ist der Bewegung kein Dorn im Auge. Ich habe bislang nichts anderes vernommen? Oder gibt es massenhaften Proteste vor VW, Audi, BMW, Opel etc.. ?

Protestiert Friday-for-Future auch bei den Automobilkonzernen vor deren Zentralen?

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