Ahaus – Vreden – Stadtlohn – Südlohn – Borken
Das war meine heutige Tour, die um 8.40 Uhr mit dem RE2 in Essen startete. Mein Umstieg war in Dülmen. Die Fahrplananfrage bezog sich immer auf die RE42 und da wäre ich 6 Minuten später in Dülmen angekommen. So hatte ich 6 Minuten mehr Zeit, umzusteigen.
Ich hatte mir einige andere Optionen für den Tag ausgedacht, aber leider bremsten Baustellen meine Planungen und Ausweichrouten gab es zum Teil nicht.
Also dachte ich fährst du mal nach Vreden.
Es ist wirklich erstaunlich und das beobachte ich, seit dem ich mit dem Rad in den Zügen unterwegs bin. Man lernt immer wieder neue Menschen kennen. Durch das Rad kommt man ins Gespräch, weil irgendwer immer welche Stories zu erzählen hat. Vor allem jetzt wo man mit den Abozeitkarten noch in NRW fahren kann.
Erstaunlich ist, meine Fahrten, die ich so gemacht habe, sind keine Einzelfälle. Wenn ich sagte, ich war gestern in Rheine, dann sagt ein anderer: „Ja da war ich auch schon“ oder wie viele schon in Enschede waren, in den letzten Wochen. Erstaunlich oder in Minden, Paderborn.
Kurz vor Dülmen hatte ich einen älteren Mann kennengelernt, der fuhr nach Enschede. Der war auch im Quereinstieg IT’ler und hat auch mal im IT-Support gearbeitet. Er hat mir davon abgeraten, denn das würde sehr auf die Psyche gehen. Der Mann hat so recht. Ich denke immer, das hätte mit meiner eigenen Psyche zu tun, aber anscheinend ergeht das noch so vielen anderen Menschen auch so. Vielleicht ist der Mensch einfach nicht gemacht für so einen Job, anderen Menschen am Telefon zu beraten.
Ich stieg in Ahaus aus, er fuhr weiter.
Ahaus habe ich jetzt nicht so gesehen, bin nur durchgefahren. Einmal die Bahnhofsstraße quer durch bis zum Adennauerring und dann den Vredener Dyk (L560) bis nach Vreden. 13 km nur Gegenwind, einmal die Blase entleert. 52 Minuten schlug der Routenplaner vor und ich dachte: „Wie 13 km, so lange braucht man für die Strecke doch nicht.“. Aber es stimmt, ich habe auch 50 Minuten gebraucht. Ok, ich bin auch mal stehengeblieben, um mal einige Fotos zu machen, die Blase entleert und dann weiter.
Die L560 endet am Ausserer Ring, an der Bundestraße B70 und führt als Ottensteiner Straße direkt zum Busbahnhof von Vreden. Hier fahren die Linie S70 bis nach Münster, R61 nach Coesfeld und R71 nach Winterswijk (aber nicht am Sonntag). Die Wüllenerstraße führt dann ins kleine Stadtzentrum von Vreden.
Bei Middelberg habe ich mir zwei Rosinenbrötchen und so ein Apfelstück für 3,15 Euro gekauft. Middelberg ist sowas wie Backwerk, eine Selbstbedienungsbäckerei.
Vreden hat aber so gut wie nichts. Keinerlei richtige Restaurants und so.
Über die Wassermühlenstraße und der Bahnhofsstraße und der Stadtlohner Straße habe ich Vreden wieder verlassen. 9 km bis Stadtlohn auf der K24.
Erst in Stadtlohn habe ich etwas von einer ehemaligen Bahnlinie nach Vreden erfahren, dessen Gleise auch erst 1988 abgebaut wurden.
Wie auch Vreden präsentierte sich Stadtlohn sehr menschenleer. Aber das Zentrum war um so schöner. Stadtlohn hat ein Freibad und ist eigentlich durch SuS Stadtlohn, einem Fußballverein, der lange in der Oberliga Westfalen, bekannt.
Da alles an Restaurants noch geschlossen war, konnte ich auch hier nichts essen. Nach Süden hin habe ich über den Owwering, Westfalenring und dann Hundewick die Stadt verlassen. Die Straße Hundewick ist die perfekte Alternative zur L572, denn die führt parallel zur L572 nach Südlohn. In Südlohn heißt die Straße Eschlohn und man gelangt auf die Eschlohner, die auf die man rechts abbiegt und dann erst auf der Eschstraße links abbiegt, um in das kleine Zentrum von Südlohn zu gelangen.
Da auch in Südlohn nichts zu essen gab, außer ein Eis und so, aber ich wollte was bissfestes habe, habe ich diesmal die Südlohner Bahnhofsstraße bzw. Ramsdorfer Straße nach Süden verlassen.
Bis zur Nordvelener Straße gibt es noch einen Radweg, aber auf der Nordvelener Straße gibt es nicht einmal einen Standstreifen. Es ist auch die einzige Verbindung nach Weseke, der erste nördliche Stadtteil von Borken. Der Autoverkehr ist aber gering an einem Sonntag. Weseke habe ich nur tangiert, denn ich wollte direkt nach Borken.
Es zogen erste dunkle Wolken auf. Regen ist ja kein Problem für mich, Gewitter schon eher. Ich habe den Radweg auf der B70 genommen, keinerlei Schnörkeltouren durch Nebenstraßen.
Irgendwo bei Vreden stand mal Borken auf einem Hinweisschild und das waren wohl 31 km. Aber bei diesen Wegen für Fahrradfahrer handelt es sich ja nicht um die Direktwege. So Schnörkeltouren kann man im Urlaub machen, nicht wenn man am nächsten Tag wieder arbeiten muss.
In Borken Gemen, bekannt durch ein Wasserschloss, hat es dann mal etwas stärker geregnet. Aber wenn man wie ich nur ein T-Shirt und eine kurze Sporthose trug, ist das ja nichts. Einige stellten sich hastig irgendwo unter. Na ja, müssen die wissen, aber ich habe keine Angst vor einbißchen Wasser vom Himmel.
Ich bin dann genau in Borken angekommen, wo die Restaurants deren Küchen gerade ihre Mittagspause einlegten. Also wieder nichts zu essen. Ich habe den nächsten RE14 um 15.30 Uhr genommen, wo ich dann um 16.30 Uhr ankam.
Und wen sehe ich? Den älteren Herrn, der nach Enschede fahren wollte.
Ich habe doch mehr Radverkehr auf meinen Routen erwartet. Südlohn, Stadtlohn scheinen keine großartigen Ziele zu sein. Borken scheint auch immer sehr verschlafen zu sein. Also Borken in Westfalen und nicht das in Hessen, südlich von Kassel.
Richtig angetan habe mir von diesem Teil des Münsterlandes nur Bocholt, Burgsteinfurt und natürlich Rheine. Rheine ist eigentlich der Überraschungsieger. Ich habe die Stadt eigentlich viel hässlicher ausgemalt. Vreden, das ich mir super schön ausgedacht hatte, war letzendes nicht so toll.
Das letzte Wochenende wo man mit dem VRR-Ticket noch fahren kann, werde ich das höchstwahrscheinlich mit einer Übernachtung im Emsland verbringen und dieses Angebot der Westfalenbahn in Anspruch nehmen und dann am Sonntag zurück fahren. Meppen, Papenburg oder Emden stehen im Kurs.
Emden kenne ich durch meinen Urlaub 2005 dort. Damals empfand ich es als enttäuschend, aber durch mein Alter haben sich meine Ansprüche geändert. Kleinstädte fand ich damals doof, das war vor 15 Jahren, heutzutage finde ich sie als fein. 2005 war ich auch ohne Rad in Emden, nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ich war an einem regnerischen Sonntag in Norddeich, wo ich mein Regenschirm kaputt ging. Heutzutage würde ich ohne Regenschirm dort stehen, vielleicht auch ohne Regencap und nur den Regen genießen. Lieber nass als einen Sonnenbrand. Mit 42 Jahren muss man nicht mit dem Mainstream mitgehen.