Die Langweiligkeit der (deutschen) Stellenausschreibungen im IT-Bereich ist kaum zu übertreffen

Die Langweiligkeit der (deutschen) Stellenausschreibungen im IT-Bereich ist kaum zu übertreffen

Nicht nur die Stellenausschreibungen sind total langweilig, sondern auch die Webseiten der IT-Unternehmen.

Firmen suchen Mitarbeiter und tun alles, um sie vergraulen.

Im heutigen Presseclub, normalerweise schaue ich mir die Sendung nicht an, weil die Selbstbeweihräucherung ist manchmal unerträglich, ging es um die Digitalisierung.

Gerade hier muss es bei Firmen aufleuchten, die Geschäftsführer müssten hier Kerzengrade im Bett stehen. In einer Stellenanzeige muss es stehen: „Wir, die Firma wollen für die Digitalisierung in Deutschland folgende Apps entwickeln und suchen Sie / Dich dafür. Für diese App brauchen wir folgende Programme w, x, y, z. Wenn Du diese Programme kannst, dann melde Dich bei uns“.

Die typische deutsche Stellenanzeige, stellt die Aufgaben in Stichpunkten auf (wie langweilig), dann werden meine Anforderungen in weiteren Stichpunkten erwähnt und dann soll ich dem Personaler eine wahnsinnig tolle Bewerbung schreiben, die dem Personaler fesselt und dass man nur mich einstellen soll?

Wie es so meine Art ist, dass ich mich durch Google Maps durchklicke und durch Corona so einbißchen auf virtuelle Weltreise gehe. Ich bin in Kalifornien gelandet. In der Hauptstadt von Kalifornien, in Sacramento, bin ich zufällig auf eine Stellenbörse der dortigen Stadtverwaltung gelangt. Aus Spaß habe ich mal die Datenbank konsultiert und hatte dann eine Stellenanzeige, vor, die beim Durchlesen so interessant war, dass ich fast mich darauf beworben hätte.

Bei europäischen Städten (egal ob Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich und erst recht Deutschland) möchte ich die am liebsten wegklicken.

Stellensuche bei Arbeitslosigkeit ist nicht nur anstrengend, sondern auch langweilig. Die Stellenanzeigen, wo man meint witzig zu sein, sind ätzend übertrieben langweilig.

Vielleicht denken Bewerber auch deshalb, wenn sie außerhalb von Europa auf deutsche Stellen bewerben, dass wir Deutsche nicht besonders witzig sind.

Auch alle Webseiten sind langweilig.

Wisst ihr, welche Webseiten richtig geil sind? Das sind die Seiten von der NASA, SpaceX, DLR (Deutsches-Luft- und Raumfahrtzentrum), von Boeing, Airbus, von den Fluggesellschaften (us-amerikanische sind besonders gut). Da werden die Produkte, die Flugzeuge (oder die Raketen von der NASA oder die von SpaceX) gezeigt.

Bei den deutschen IT-Unternehmen habe ich bislang noch nichts gefunden. Die Server, die Programme, die Datenbanken, die hauptsächlich verwendet werden, werden nicht erwähnt.

Bei einer Stellenanzeige, wo ich mich vielleicht bewerben werde, musste ich die Informationen telefonisch herauspulen. Dann spreche ich nicht direkt mit dem Fachbereich, sondern über Umwege mit HR. Auf Webseite steht auch noch, dass ich mir gute Gründe für die Bewerbung bei diesem Unternehmen ausdenken soll, warum ich mich da bewerbe.

Deutsche IT-Unternehmen / Dienstleister haben überhaupt kein Gespür für den Bewerber.

Auf den Webseiten eines ehemaligen deutschen IT-Dienstleister, wo ich mal gearbeitet hatte, musste ich mich ellenlang durchklicken, um dann endlich auf die Hardware zu stoßen. Aber das war nicht benutzte Hardware, sondern da wurde die Hardware auch noch verkauft. Ich frage mich, was soll das?

Wenn ich bei einem Handelsunternehmen bewerbe, vielleicht für den kaufmännischen Bereich, dann sehe ich, dass das Unternehmen Gabelstapler oder Duschköpfe oder Isolierungen für Stromkabel verkauft. Dann denke ich, Duschköpfe sind nicht so spannend für mich, aber Elektronik und Gabelstapler auf jeden Fall.

Ich weiß, man fürchtet in Deutschland die Konkurrenz. Die Konkurrenz soll nicht erfahren, was für Systeme verwendet werden. Aber man will doch Leute für die IT neugierig machen, für die Digitalisierung. Der Bewerber muss brennen, dass er bei diesem Arbeitgeber mit MySQL arbeiten darf oder mit diesem Linux oder FreeBSD oder so.

Viele werden sagen, das steht doch in den Anforderungen. Wie gesagt, es ist eine Wunschliste. Ob das, was da steht, auch benutzt wird, steht auf einem anderen Blatt. Meistens nicht.

Wie oft saß ich im Vorstellungsgespräch (Stellenanzeige Anforderung Linux) und dann wurde gesagt: „Ach Linux, das war mal so ein Gedanken, aber wir wissen nicht, ob das überhaupt benötigt wird. Vielleicht kommt es mal oder nicht“ (es ging um eine Stelle im IT-Support)“.

Bei diesem Unternehmen jetzt, wo ich nachgefragt hatte, kam auch so eine Wischwaschi Antwort in Sachen Linux: „Ja nee, eigentlich ist CentOS ein Unterbau, aber darüber läuft noch etwas anderes (was genau, wurde nicht gesagt) und eigentlich kommt Linux auch nicht so häufig vor“).

Wir in Deutschland wollen vom 27 (letzter Platz) in Europa nach oben kommen? So wird das nichts mit der Digitalisierung. Firmen brennen nichts ab für ihre Bewerber, die wohl immer brav (und fleißig – wie Henrik auch immer sagt) ihre Arbeit ableisten sollen.

Wenn ich einen neuen PC kaufen möchte, dann wird ganz großen Buchstaben geschrieben, wie viel RAM er hat, dann wird die Leistung angezeigt (auch wenn es nur eine CPU mit 4 Kernen ist, statt mit 12) und alles Mögliche. Wenn das mal so in Stellenanzeigen wäre…., aber in diesem Punkt da ist Deutschland viel zu konservativ. Nicht einmal Personaldienstleister, die einem auf LinkedIn anschreiben, versprühen diese Bewerbung….. Wenn man der Werbung Glauben schenken mag, soll man am besten alle 4 Jahre eine neue Küche kaufen oder am besten noch häufiger.

Nein, die Referenzen, die auf den Webseiten stehen, sind auch austauschbar. Alle Unternehmen waren cool drauf, aber was genau entwickelt worden ist, steht dort nicht. Man muss ja nicht erwähnen, wie genau die Software heißt, aber welche Aufgabe diese zu erfüllen hatte und welche Programme dazu im Einsatz kamen. Dann weiß ich als Bewerber: „Wie cool ist das denn? Das möchte ich auch bei Euch machen“, aber wenn da nur eine Firma da steht, dann ist mir das Schnuppe.

Ich fand die Stellenanzeige aus Sacramento auch deshalb so toll, weil dort stand nicht, was man für eine Ausbildung haben muss, sondern nur was können solle. Aber das ist ja noch einmal so eine eigene Sache bei uns in Deutschland……

Ach so: meine eigene Lebenslaufseite hier im Internet hatte man mich damals scharf attackiert; sie wären noch 90er Style. Aber bei Unternehmen müsste das Marketing für eine Stelle doch viel besser laufen. Da arbeiten doch die Experten, die ausgebildeten Menschen, die Erfahrung haben.

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