Haben introvertierte und hochsensibele Menschen in unserer Gesellschaft eine Chance?

Haben introvertierte und hochsensibele Menschen in unserer Gesellschaft eine Chance?

Ich bin praktisch beides. Introvertiert war ich schon immer und die Hochsensibilität hat sich leider erst in den letzten 12 Monaten so richtig durchgesetzt. Vielleicht hatte ich auch immer Glück Arbeitgeber gefunden zu haben, wo die Hochsensibilität nicht so zum Vorschein getreten ist.

Kann man als Introvertierter auch Selbstständig sein? Ich mit meiner Person kann es leider nicht bestätigen. Ich habe seit Anfang Oktober noch keinen einzigen Auftrag erhalten. Anscheinend sind meine Talente nicht gefragt in der Wirtschaft und ich überlege schon seit einiger Zeit, ob ich das ganze nicht wieder aufgeben soll. Es kam ja nicht einmal eine Anfrage. Ob zum Beispiel in meinem LinkedIn Profil immer nach einem roten Faden gesucht wird und weil der nicht gefunden worden ist, traut man mich nicht anzuschreiben?

Das Problem ist, dass ich mich nicht verkaufen kann. Ich kann mich sehr schlecht als Arbeitskraft verkaufen und als Selbstständiger erst recht nicht. Vielleicht habe ich auch keine Talente, wie man es uns Menschen immer einreden möchte.

Ich werde auch von Kollegen sehr oft in Ruhe gelassen. Klar ich brauche das auch, aber auch einbißchen Gesellschaft. Die Kommunikation ist von mir immer sehr einseitig. Ich bemühe mich um Kontakte, aber dann kommt von den anderen kein Interesse. Wenn ich nichts von mir hören lasse, dann kommt wochenlang nichts. Also bin ich wohl für die Gesellschaft keinen Nutzen.

Ich bin schon in LinkedIn, Instagram und Twitter (aber halt nicht tagtäglich unterwegs, also ich poste dort nicht jeden Tag etwas – ok in LinkedIn etwas mehr, aber sonst?

Ich glaube, sollte ich mal hier versterben in der Wohnung, dann würde man meinen Leichengeruch erst nach Wochen bemerken. Dann kommen solche Sätze wie: „Wie konnte man das nicht bemerken?“. Aber natürlich bemerken es viele Leute nicht. Weil viele Leute halt nur auf extrovertierte Menschen achten. Wer von sich aus am lautesten schreit bekommt nun mal die meiste Aufmerksamkeit.

Ein Markus Söder, ein Herr Lauterbach stehen täglich in der Zeitung, Tobias Hans aus dem Saarland so gut wie nie oder Daniel Günther aus Schleswig-Holstein.

Auf der Arbeit kommen zum Beispiel Leute immer nur auf mich zu, um Arbeit abzuladen. Mit mir mal allgemein zu sprechen, kommt keiner, obwohl ich das immer umgekehrt mache (oder machen muss). Damit meine ich nicht nur den aktuellen Arbeitgeber, sondern das war immer so. Ich weiß noch bei meiner ersten Stelle, wo ich in der Bibliothek war (das war ein Einzelraum), wo immer gesagt wurde, das ich dort so einsam wäre, aber es ist fast niemand auf die Idee gekommen, mal kurz vorbei zu kommen – umgekehrt wurde ich immer aufgefordert.

Von daher überlege ich mir mit meiner Selbstständigkeit noch einmal. Warte noch einmal ab – meine Ideen treffen auf den derzeitigen Zeitgeist nicht oder ich bin zu rückständig, kann ja auch sein.

Eigentlich suche ich nur eine Arbeit per Remote und das schien mit der Selbstständigkeit eine gute Möglichkeit gewesen zu sein. Sie ist es anscheinend nicht. Also suche ich doch etwas für das Angestelltenverhältnis wieder. Es war ja auch nur ein Versuch.

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