Was ist nur los mit unserer Gesellschaft?
Also manchmal nein, sogar sehr oft, bin ich über unsere Gesellschaft verwundert.
Ich habe jetzt schon zum zweiten Mal erlebt, dass sich Angestellten von ehemaligen Arbeitgebern erbost fühlen, indem man seine Meinung im Internet veröffentlicht hat. Ich habe heute auch wieder den erhobenen Zeigefinger deswegen gesehen und wieder die eindringliche Bitte, es würde mich nur schaden, wenn ich mich im Internet äußere.
Ich war deswegen verärgert. Nein, nicht im speziellen Falle, sondern im Allgemeinen.
Warum ist unsere Gesellschaft sooooo verunsichert, so verängstigt?
Warum bringen viele Menschen nur den Mut auf, wenn sie auf selbstbewusste Menschen treffen, Ihnen mit dem erhobenen Zeigefinger um dann zu tadeln?
Viele Menschen können mit dem Internet nicht umgehen. Ich meine das nicht mit der technischen, sondern von der emotionalen Seite. Warten solche Menschen auf eine staatliche Vorgabe, wie sie auf der emotionalen Seite mit dem Internet umgehen sollen?
Ja, es ist öffentlich, es könnten alle lesen, aber mal im Ernst. Wie viele Internetseiten gibt es? Wie ist die Trefferquote bei den Suchmaschinen? Jeder meint, dass man sofort gefunden wird. Ich lache mich tot. Sorry. Ich möchte niemanden beleidigen.
Die Suchindexe verschieben sind ständig und auch bei den eigenen Einstellungen im Browser gibt es Unterschiede in den Suchergebnissen. In meiner ersten Firma schaute man auch auf meine Seiten und man sagte, ich wäre sehr schnell gefunden worden. Das wäre so einfach. Das Dumme nur, nach meinen Sucheinstellungen nicht. Es liegt auch daran, wie man seine Einstellungen im Browser vorgenommen hat. Ich lasse zum Beispiel im Firefox die Cookies direkt nach dem Schließen löschen, einige Teile der Suchanfragen werden gelöscht, der Cache usw. Ich habe natürlich noch andere Einstellungen vorgenommen. Natürlich wer das alles nicht macht, für den werden andere Suchergebnisse angezeigt als bei mir. Es hängt auch vom Browser ab, ob ich einen Internet Explorer einsetze oder einen Firefox oder einen Opera, einen Safari oder einen Midori oder wenn ich ganz puristisch unterwegs bin, mit „Links“ (ein Browser für Kommandozeile in Linux). Andere Webbrowser findet man hier. Andere Stolpersteine wären eine „Robots.txt“ einzusetzen oder in den Meta-Tags einer Webseite bestimmte tags nicht zu setzen oder welche zu setzen, die eine schnelle Auffindung verhindern. Geht alles.
All das wird von den Suchmaschinen mitberücksichtigt. Außerdem muss jemand auf die Idee kommen, nach so etwas zu suchen.
Das ist die eine Seite. Die andere ist die emotionale Seite. Google, Facebook und inzwischen auch Twitter werden von unseren Medienvertreter sehr verrissen. Nein, das ist noch gelinde ausgedrückt. Der Heiseverlag, den ich mal ziemlich geschätzt hatte, titelt auf der aktuellen CT: „Was tun nach einem Hackerangriff?“ Leute, die für die Administration zuständig sind, kennen die Problematik schon viel länger und lassen solche Überschriften kalt. Solche Überschriften sind eher für Verunsicherte gedacht. „Nein, jetzt kommt der Terror endgültig“ und „Wir müssen das Internet zumachen, das Internet ist die große Gefahr“, „Der Weltuntergang ist nahe“, „Wer eine Meinung hat betreibt womöglich schon Hetze“. Meinung ist heutzutage gleich Hetze. Heutzutage bekommt man keine Erkältung, sondern gleich eine gefährliche Lungenentzündung, der Tod ist ganz nahe gerückt. Heutzutage fühlt sich jeder gleich traumatisiert (früher wurde das Wort nur ganz selten mal benutzt) oder sofort diskriminiert (wenn er mal fünf Minuten länger warten muss oder er mal nicht bedient wurde, weil man jemanden übersehen hatte).
Es ist eine ganz schlimme Zeit. Mir fällt das immer mehr auf, weil ich hier zu Hause sehr viele alte Filme habe (von 1930 bis 1970) und ich achte, wie sprechen sie miteinander.
Ich weiß auch nicht, ob sich das mal stoppen lässt. Ich fühle mich weder vom Terror richtig bedroht noch von einem Krieg von Russland noch sonst was. Das einzige was mich dennoch Angst macht, sind die komischen Ansichten von so vielen Leuten gegenüber von Leuten, die sich zum Beispiel ganz selbstverständlich mit dem Internet auseinandersetzen, Tag für Tag und keine Scheu davor haben, ständig sich in diesem Punkt der Technik weiterzubilden.
Natürlich fühlen sich viele, die dagegen wettern abgehängt, aber sorry, wenn ich so hart sage, nur der eigene Schweinehund kann die Wissenslücke überwinden.
Ich habe auch damals mit der „Computerbild“ angefangen, zu informieren. Dann kam die CHIP, dann die CT und jetzt bin ich so auf dem Niveau zwischen CT, IX und Linux Magazin. Natürlich kenne ich auch nicht alles, aber ich arbeite auch daran, den Anschluss zu halten. Das ist nicht so einfach, aber es ist machbar.
Ich bin aber auch von Natur aus ein neugieriger Mensch, habe eine naturwissenschaftliche Ader, der gerne etwas neues ausprobiert. Weder mit meinen Fremdsprachenkenntnisse noch mit meinen Informatikkenntnissen schreite ich groß voran, erleide auch Schiffbruch.
Allerdings sehe ich nicht ein, dass ich wegen ängstlichen Menschen, meine Internetaktivitäten so reduzieren soll, dass es angeblich besser sei.
Zum Thema Angst gibt es drei Videos, die man sich hier anschauen kann:
Viel Spaß beim Anschauen und nicht so ängstlich sein.