Der Verkehr in Deutschland ist ein stiefmütterliches Thema
Gestern abend lief auf NDR Info in der Sendung Redezeit das Thema Bahnchef. Dabei wurde weniger verkehrspolitisch gesprochen, sondern eher praktisch. Es war auch eine von der Bundesregierung dabei, die aber wieder nur die uralten Töne von sich gab, die man in den letzten 20 Jahren immer gehört hat: „In diesem Jahr haben wir endlich soso und so viel Millionen ausgegeben und blabla“. Seit mehr als 20 Jahren höre ich immer, dass ab sofort alles im Bahnverkehr besser werden würde.
Klar, es gab es zum Glück auch einige Verbesserungen, wie zum Beispiel die S28 von Kaarst nach Mettmann, die wohl bald auch bis Wuppertal-Vohwinkel fahren wird. Die Deutsche Bundesbahn (ja, das ist absichtlich so geschrieben) hat diese Strecke, die nach deren Verständnis zweigeteilt war, so ausgedünnt, dass man es sich hätte nicht vorstellen können, dass da seit mehr als 10 Jahren eine S-Bahnlinie im 20 Minuten Takt verkehrt, aber halt von einem privaten Verkehrsunternehmen.
Auch wenn Eurobahn, Nordwestbahn und wie sie so alle heißen auch nur mit Wasser kochen und auch wie die Deutsche Bahn AG auf der knappen Personalkante fahren und im letzten Jahr für reichlich Schlagzeilen sorgten, so haben sie so manche Strecke der Bundesbahn vor ihrem endgültigen Aus bewahrt.
Aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass der Verkehrssektor in Deutschland auf einem unterirdischen Niveau herrscht (gefolgt vom Technologiesektor). 14 Jahre Erfahrungen mit der Bahn, der Eisenbahn wohlgemerkt, innerhalb einer Stadt zu fahren, innerhalb von Essen (nur) haben gezeigt, dass ich in dieser Zeit ein dickes Buch hätte schreiben können, was alles bei der RB49 bzw. S9 vorgefallen ist und dazu kam noch die ungenügende Verbindung mit dem 177 zur Arbeit, der eine Zeitlang mehr ausgefallen ist als tatsächlich gefahren. Da habe ich schon die Krise erlebt.
Jetzt bin ich auf’s Auto umgestiegen, habe aber mein Ticket 2000 fürs Wochenende und Notfälle noch, und bekomme die Krise mit den Autobahnen bzw. mit der Autobahn A52. Was früher der 177 war, ist heute die A52.
Früher habe ich mich tierisch über den 177 aufgeregt, aber heute kaum noch über die A52. Natürlich manchmal, so wie gestern kommt es noch hoch, aber wenn ich im Stau stehe und auf WDR4 Musik höre, geht es noch, auch wenn dann die Blase drückt.
Spricht man in Deutschland noch über die Straßenverkehr, den Schienenverkehr und vielleicht noch über den Luftverkehr (aber hier immer nur um den Fluglärm), so ist die Binnenschifffahrt bei uns gefühlt ein Tabuthema. Obwohl wir auch sehr viele Transportwege übers Wasser haben, so ist das Thema in den Medien ganz verschwunden. Man bekommt es nur so manchmal am Rande mit, wenn man intensiv danach sucht, wenn es um Kanäle oder Schleusenanlagen geht.
Verglichen mit dem Dauerthema Donald Trump, Putin, Erdogan, Flüchtlinge, innere Sicherheit kommt das Verkehrsthema in den Medien äußerst selten vor. Es ist mit dem Breitbandausbau ein Nischenthema, nicht nur in den Medien (in allen Medien, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich), sondern auch in der Politik, die sowieso derzeit auf Dauerwahlkampf ist und man die Worte nicht so ernst nehmen kann, denn spätestens nach der Bundestagswahl ist wieder alles vergessen.
Die Politik nimmt den Bürger nicht mehr ernst und ich denke, viele Bürger wollen meistens flott von A nach B kommen. Man kann die Wutsymptome mit Radio (Musik hören) im Auto oder dem WLAN und mit dem Smartphone im Zug nur angenehmer gestalten, das Problem zu lösen, dass der Zug oder dass man mit dem Auto flott (es muss ja nicht schnell sein) voran zukommen, ist glaub ich, dennoch ziemlich wichtiger.