Unangenehme Frage
Gestern fragte mich ein Kollege, wie es denn nun so sei, ohne Auto zu leben? Er stellte die Frage aber so, als ob man das nicht fragen würde, ob das etwas unanständiges wäre.
Im ersten Augenblick verstand ich den Sinn der Frage nicht, denn es hat sich doch nichts verändert, außer dass mein Fortbewegungsmittel nicht vier, sondern nur zwei Räder hat, die man selber betätigen muss. Aber ansonsten muss ich die gesetzlichen und lebenstechnischen Bedingungen im Alltag trotzdem folge leisten. Es scheint aber in unserer Gesellschaft immer noch etwas komischeres zu sein, wenn man das Fortbewegungsmittel Auto verlassen hat, wobei wir doch genau wissen, was das Auto mit uns macht. Mich hatte das Auto dicker gemacht und meine Kondition ist sehr flöten gegangen und das wollte ich partout nicht.
Für mich ist es eher hip mit dem Fahrrad zu fahren, als mit dem Auto oder dem Motorrad. Es liegt mir aber fern, zu kritisieren, wer sich mit welchem Fortbewegungsmittel am wohlsten fühlt.
Ich habe mir bei Amazon (ja so ein Grüner Apostel bin ich auch nicht) das Buch „How to survive als Radfahrer“. Sprachpuristen werden jetzt wieder einmal in Ohnmacht fallen, weil Englisch und Deutsch in einem Satz, geht für sie gar nicht.
Die Autorin beschreibt so ziemlich den normalen Lebensalltag was sie so bislang auf dem Rad erlebt hat. Es ist kein Technikbuch und wer hier lustige Anekdoten sucht, ist auch fehl am Platze. Das Buch ist eher so der gedruckte Arm ihres Blogs, wobei der eher aus meiner Sicht nicht so anregend ist. Sie beschreibt die Verhältnisse in Berlin, mit Fahrrad, aber nicht so spezifisch, was so meinen könnte, sondern mehr allgemein.
Aus meiner Sicht verkörpern die Erzählungen bzw. Berichte was man eigentlich nur noch ganz selten findet. Die meisten Autoren berichten immer wieder mal von ihren tollen Touren, die sie wohl vielleicht nur in ihrem Urlaub machen oder wie man sicher die Alpen überquert und wie toll der Badesee in 2 km Höhe doch sei und etc…
Das Buch erinnert mich an ein Buch von einem ehemaligen Bekannten, der Fan vom Frauenbasketballverein TV 1872 Saarlouis, Saarlouis Royals, war. Das Buch, das ich wohl bis zu meinem Umzug besaß, beschrieb die wöchentliche Leiden und Freuden eines Basketballfans. Die Saarlouis Royals, die damals den zweiten Platz im deutschen Frauenbasketball hinter dem TSV 1880 Wasserburg einnahmen, spielten zu dieser Zeit noch in ihren Höhenflügen. Neben Bundesliga waren sie auch international tätig.
Allerdings beneide ich die Autorin des Fahrradbuches, denn sie beschreibt, dass sie in einem Pulk mit anderen Fahrradfahrern an der Ampel stehen würde, dass es die Schleicher gäbe und etc… Hier in Essen (Ruhrgebiet) stehe ich fahrradtechnisch immer ganz alleine, egal ob ich um 5.30 Uhr dort stehe oder um 9.30 Uhr. Das Fahrrad ist immer noch Schönwetterfahrzeug am Wochenende. Wenn man vom „Parkplatz“ vor der VHS und vielleicht vom HBF noch, absieht, gibt es immer eine andere Abstellmöglichkeit in der Essener Innenstadt. Als Fahrradfahrer hat man zu jeder Tageszeit die freie Auswahl.
Als ich mal nach der Arbeit am Ratinger Ost Bahnhof bei EDEKA einkaufen war und mein Rad in diese unsägliche (unmöglich) Fahrradgabeln steckte, stand es, nachdem ich wieder aus dem Laden kam, umringt von so vielen anderen, nicht mehr alleine. Auch junge Frauen benutzen das Fahrrad in Ratingen; in Essen sichte ich nur ganz selten jemanden mit dem Fahrrad. Meist sind es eh nur Männer, die wohl meistens das unter den sportlichen Aspekt sehen als unter einem verkehrstechnischen wie mich, auch wenn meine Kleidung eher den Anschein erwecken, ich würde Sport machen.
Dabei geht es bei der Sportkleidung, die ich trage, mir eher um den funktionstechnischen Hintergrund (schneller trocken vom Regen als auch vom Schweiß) und um die Farben. Man will ja auch gesehen werden. Ein rotes T-Shirt fällt eher auf als ein schwarzes oder ein normales Hemd.
Ich denke schon, dass sich auch in der Hinsicht die Kleidung ändern wird, denn von meinem Gefühl her, ist eine normale Jeans auf dem Rad eher unpraktisch. Frauen haben es mit ihren Leggings, Strumpfhosen, Kleider, Röcken etwas einfacher als Männer. Ich denke, der Wandel wird hoffentlich so vollzogen werden, dass man in Zukunft solche Kleidung tragen wird, die erstens die Funktion wie eine Sportkleidung haben wird, aber genauso schick und ausgehfähig sein wird, wie ein Smoking heutzutage.