Lünen-Brambauer-Mengede
Ich bin gestern ganz spontan nach Lünen gefahren. Das war überhaupt nicht geplant.
Über den Essener HBF bin ich mit dem RE11 nach Dortmund HBF gefahren. Erst wollte ich in den RE1 einsteigen, aber durch das sonnige Wetter standen so viele andere Räder da, dass ich auf den 13 Minuten später abfahrenden RE11 genommen habe, der auch viel leerer war.
Eigentlich wollte ich mal wieder zum Dortmunder Flughafen fahren, aber diesen Plan habe ich doch verworfen und erst im Dortmunder HBF kam mir die Idee mit Lünen.
Die Stadt am nordöstlichen Rand vom Ruhrgebiet hat 86.000 Einwohner. Sporttechnisch war mir die Stadt auch vom Eishockeyverein EC Lünen ’89 bekannt, den es aber seit 2007 nicht mehr gibt. Letzte Ligenzugehörigheit war die Landesliga NRW. Der Verein spielte auch mal Regionalliga NRW.
Mit dem ÖPNV fährt von Dortmund HBF mit den Zuglinien RB50 (nach Münster/Westfalen) und RB51 (nach Enschede/NL) bis Lünen. Zwischen Dortmund und Lünen gilt noch der VRR-Tarif, aber nur auf den eben genannten Zuglinien. Die normalen Busse in Lünen verkehren in der VKU, Verkehrgemeinschaft Kreis Unna und sind dem VGM-Tarif unterstellt, wo die VRR-Fahrausweise außerhalb eines möglichen Übergangstarifs zwischen VRR und VKU nicht gelten.
VGM bedeutet Verkehrgemeinschaft Münsterland.
Bekannter See in Lünen ist der Horstmarer See (den ich jetzt nicht besucht hatte), wo auch man schwimmen gehen kann.
In der Lüner Innenstadt gibt es eine kleine Fußgängerzone, die allerlei bekannte Geschäfte beinhaltet. Es führt auch eine Brücke über die Lippe (so heißt der Fluss hier). Bei Thalia habe ich mir erst einmal eine Radwegkarte vom KV-Verlag für 4,00 Euro gekauft. Es sollte später doch nützlicher erweisen, als gedacht.
Ich blieb nicht lange in der Innenstadt und bin nach Brambauer gefahren. Irgendwie hegte ich die große Überzeugung, dass Lünen auch aufgrund seiner topografischen Lage, doch ein recht gutes Radwegnetz aufweisen könnte.
In der Tat, Radwege sind auch vorhanden. Die Qualität lässt aber sehr zu Wünschen übrig. Ich bin auf der Viktoriastraße, der B54 und B236 Richtung Brambauer gefahren.
Auf der Karte deutete es sich an, dass ich am Datteln-Hamm-Kanal rechts nach Brambauer abbiegen solle, nämlich auf die L654, die Brambauerstraße. Bevor ich allerdings den Kanal überqueren wollte, musste ich die Straßenseite wechseln. Eine örtliche Beschilderung gab mir keinen Hinweis, dass ich hätte tun müssen. Nur der Blick in die Karte bewahrte mir eine herbe Enttäuschung, die Straße „Am Kanal“ würde auf der falschen Seite enden.
Also bin ich wieder 100 Meter zurück, zur Ampel und habe erst einmal gewartet.
Nach der Überquerung der Bundesstraße und des Kanals habe ich festgestellt, dass die Brambauerstraße eine schön ausgebaute Landestraße ist, die mit Tempo 70 km/h befahren kann, aber von einem Radweg war keiner in Sichtweite oder nicht einmal der Hinweis, dass der Seitenstreifen befahren hätte können. Also bin ich nach der Karte voller Hoffnung bis Höninghausen „An der Wethmarheide“ gefahren. Ich dachte: „ein ruhiger Weg, um nach Brambauer zu kommen“. Ich bog in die „An die Wethmarheide“ hinein und sofort kam der verpflichtender Hinweis, dass man den Gehweg benutzen solle, weil hier auch der Radweg sei. Keine 100 Meter später kam der Hinweis, dass man links abbiegen kann. Allerdings vergaß die Stadt Lünen hier einen abgesenkten Bordstein einzubauen. Nach deren Vorstellung müsste man über einen hohen Bordstein abbiegen )n die Straße „Im Heidbruch“, die später „Im Siepen“ heißt.
Die Straße entpuppte sich als unwahrscheinlich abgenutzter heruntergekommener Weg, den man mit einem Mountainbike sehr gut befahren hätte können, aber für ein Trekkingrad ist dieser Zustand schon sehr grenzwertig. Zeitweilig auch bei der Steilheit des hügeligen Weges dachte ich, dass meine Bremsen nicht mehr mitspielen würden. Der Weg endet auf die Brambauer Straße in Brambauer. Der hier verpflichtende kombinierter Fuß- und Gehweg hat das Prädikat mangelhaft. Entweder sehr schmal oder sehr uneben.
Lünen hat mit Abstand das schlechteste Radwegnetz was ich bislang so getestet hat, im Ruhrgebiet. Ich meine in dem Zusammenhang, dass Radwege vorhanden sind, sind diese in einem sehr schlechten Zustand (von der Ebenheit und von der Breite). Anscheinend scheint das der Großteil der Bevölkerung nichts auszumachen.
Lünen-Brambauer habe ich zügig durchquert. Es gab hier nichts interessantes zu sehen. Am Ortsausgang von Brambauer erlebte ich die nächste Überraschung. Die L654 war wegen einer Baustelle (es gab ein Wasserrohrbruch) gesperrt. Für mich war nicht ersichtlich, ob ich mit dem Rad auch daher fahren könne, denn manchmal sind die Baustellen zwar für die Autoverkehr gesperrt, aber als Radfahrer kann man noch vorbei fahren. Das wurde nicht angezeigt. Von daher bin ich die U4 (Umleitungsstrecke 4) Achenbachstraße, Büscherstraße, Altenburchstraße und Mengeder Straße (L609) gefahren, wie man dem Autoverkehr auch umgeleitet hat.
Ich kam an der Anschlussstelle der Bundesautobahn A2 Dortmund Mengede aus. Hier gab es einen dezenten Hinweis, dass wenn man Mengede erreichen möchte, links abbiegen könne. Wenigstens eine positive Überraschung an diesen Tage. Da hat jemand mit gedacht, denn sonst wäre ich gerade aus weiter gefahren und wäre verweis wo wieder ausgekommen.
Wahrscheinlich denken alle Stadtverwaltungen, auch Lünen, dass wohl jeder ein Smartphone hat (habe ich nicht) oder sonstige technischen Schnickschnack, wo sich diese dann aus der Verpflichtung stehlen können, einen ordentlichen Hinweis zu platzieren. Dann würde ich es aber nicht verstehen, warum die Niederländer so einen Aufwand treiben, mit deren Beschilderung für den Radverkehr. Der Hinweis an der Anschlussstelle der Bundesautobahn A2 war schon auf Dortmunder Stadtgebiet.
Nach 1,5 Stunden voller Ärger in der Kombination mit der Hitze aus Lünen bin ich in den Dortmunder Norden, in Mengede angekommen und ich bin in die nächste S2 nach Gelsenkirchen-Rotthausen eingestiegen. Lange brauchte ich am Haltepunkt nicht warten.
Dortmund-Mengede hatte doch nichts so besonderes zu bieten, zumal auch viele Geschäfte schon zu hatten.
Wahrscheinlich sollte ich Lünen noch einmal eine zweite Chance geben. Zumal im Norden der Cappenberger See sich befindet und auch noch einmal zum Horstmarer See fahren. Es würde sich auch anbieten Bergkamen mal zu besuchen (wo ich bislang noch nie war), um dann über Kamen wieder zurück zu fahren. Ein möglicher Abstecher wäre das Naturfreibad Heil, das einen ehemaligen Seitenarm der Lippe darstellt. Ich mag solche Naturfreibäder sehr gerne.