Kurzstreckenflugverbote in Europa?
Der Niederländer Frans Timmermann (Geboren am 06.05.1961) fordert bei seiner Wahlkampftour für die Europawahl am 26.05.2019 ein Kurzstreckenflugverbot bis 1.500 km in Europa.
Herr Timmermann scheint mit seiner Behauptung nicht ganz richtig zu liegen. Kurzstreckenflüge in Europa gibt es nicht nur zwischen Düsseldorf und Hamburg oder Amsterdam nach Brüssel, sondern auch zwischen der Nordseeinsel Borkum und Emden. Es gibt auch Kurzstreckenflüge (von Olympic Air) zwischen Athen und Leros bzw. Kos oder den berühmten Flug von Loganair auf den Orkneyinsel, der 2,9 km lang ist. Alitalia darf dann auch nicht mehr zwischen Rom und Olbia bzw. Calgari fliegen?
Das sind auch Kurzstreckenflüge – auch abschaffen? Mit der Eisenbahn über eine lange Brücke oder einen Tunnel von Athen nach Leros oder die mit Schwerdieselölbetriebene Fähre ab Piräus benutzen? Kreuzfahrtschiffe bzw. Fähren stehen doch in der Kritik oder sind das jetzt die umweltfreundlichsten Verkehrsmittel?
Wenn der Fehmarnbelttunnel endlich käme, aber von Herr von Notz (Grüne) ist ja dagegen, dann könnte man auch die Kurzstreckenflüge von Hamburg nach Kopenhagen ganz streichen. SAS bietet diesen 50 Minuten Flug an. Aber nein, man sorgt sich um die Natur von Fehmarn. Also dann ist dieser Flug nicht mehr „umweltschädlich“? Die Fähre würde auch trotz Tunnel fahren.
Ich darf nur daran erinnern, dass etwas südlicher die Fehnmarnsundbrücke gibt. Die wurde von 1960 bis 1963 gebaut, vorher gab es eine Fährverbindung.
Wer von den heutigen Bewohnern würde auf die Brücke sofort verzichten wollen?
Ich frage mich manchmal wie überhaupt mal Brücken (inklusive Golden Gate Brücke in San Francisco) oder Tunnel gebaut werden konnten. Na ja, es waren auch andere Zeiten. Der Eurotunnel würde man heutzutage noch bauen können? Aber zum Glück liegen die Golden Gate Brücke und der Eurotunnel auch nicht in Deutschland.
Kurzstreckenflüge wollen, aber Eisenbahnverbindungen torpedieren, aber dann gleich in dieser Debatte wiederum den Ausbau der Eisenbahn fordern.
Ich verstehe die Logik nicht.
Ich bin seit 2012, seit meinem Urlaub in Málaga wo ich mit Swiss geflogen bin, nicht mehr im Flugzeug unterwegs gewesen. 2013 war ich in Mons (Belgien, Zug), 2014 in Béziers (Frankreich, Thalys/TGV Kombi), 2015 in Breskens (Niederlande, Zug), 2016 war ich nirgendswo, 2017 in Arnhem (Niederlande, Zug, Fahrrad), 2018 in Rostock (Deutschland, Zug und Fahrrad) und 2019 wieder in Rostock (Zug und Fahrrad). Daher werde ich 2020 wieder in den Urlaub fliegen.
Zwischendurch war ich höchstens mit dem Zug im Nahverkehr unterwegs bzw. zu meiner Einführungsveranstaltung von meinem derzeitigen Arbeitgeber in Frankfurt (aber auch Zug und Fahrrad Kombi).
Nein, Flüge für 10 Euro müssen nicht sein (zumal das auch nur das Lockangebot ist), auch nicht für 50 Euro. Man kann auch bei Eurowings oder Wizzair den teuersten Tarif nehmen und ist dann immer noch günstiger unterwegs als noch vor sehr vielen Jahren. Für den Flug 2012 nach Málaga mit Swiss in der Economy Class habe ich 342 Euro ausgegeben (hin und zurück). Ein Flug mit Wizzair von Dortmund nach Sofia oder ähnliches Ziel würde in der teuersten Klasse auch um die 200 Euro kosten (ohne Mahlzeiten).
Für mich sind solche Preisklassen am interessantesten, weil wegen der Beinfreiheit. Ich bin 1,93 m groß und aufgrund von ehemaligen Thrombosen liegt mir viel daran, dass meine Venen nicht so eingequetscht während des Fluges sind. Daher kommt für mich Ryanair (auch wegen der komischen Firmenpolitik), Easyjet nicht in Frage zumal diese Gesellschaften auch in keiner Allianz sind, also wie Lufthansa in der Star Alliance, KLM Skyteam, oder British Airways Oneworld. Es gibt noch zahlreiche Code-Share Flüge und Vereinbarungen auch außerhalb der ganzen Allianzen. Die Luftfahrtbranche hat sich schon ziemlich orientiert.
Alleine die Gründung dieser Allianzen hat dazu geführt, dass Lufthansa „nur“ noch bis Singapur in Eigenregie fliegt. Früher flog sie noch bis Sydney, parallel zu Singapur Airlines und Qantas.
Es gab auch mal die Allianz Deutsche Bahn AG und Lufthansa mit den Airportzügen der Baureihe ET403 . Air France hat eine Allianz mit der SNCF. Aber dennoch hat Air France noch weiterhin Inlandsflüge wie zum Beispiel die 11 Stunden Inlandsverbindung nach Reunion im Indischen Ozean oder nach Martinique in der Karibik. Diese Flüge starten von Paris Orly und nicht von Charles-de-Gaulle.
Eurowings fliegt auch im Codeshare mit vielen Fluggesellschaften, gehört trotz der Nähe zu Lufthansa nicht zur Star Alliance. Ein Umstand, den man noch hinzufügen sollte.
Der Kurzstreckenflug von Düsseldorf nach Hamburg oder München nach Nürnberg muss nicht sein. Aber ein Verbot möchte ich nicht aussprechen.
Wer ein Verbot ausspricht, der sollte sich auch dafür einsetzen, dass es umsteigefreie Schienenverbindungen zum Flughafen gibt. Von Nürnberg nach München mit der Bahn zu fahren, um dann in eine S-Bahn (S1 und S8) noch 40 Minuten zu fahren, ist nicht attraktiv. Selbst für mich als Bahnliebhaber nicht.
Von Nürnberg nach München Flughafen, einmal umsteigen, Fahrzeiten in den Randzeiten (spät abends, nachts) zwischen 2 Stunden und 4 Stunden sind nicht attraktiv, wenn man den Langstreckenflieger morgens um 6 Uhr erreichen möchte. Wer Kurzstreckenflüge verteufelt, muss für gute Anbindungen mit der Bahn sorgen.
Viele Flughäfen wie Hamburg haben keine direkte Anbindung an den Fernverkehr der Züge. Da fährt die S-Bahn womöglich noch alle Außenbezirke ab. Klar macht das mit, aber sinnvoll ist das nicht, wenn von weiter Distanz zum Flughafen will. Nicht umsonst gibt es so viele kleinere subventionierte Kleinflughäfen auf der Welt.
PS: Wenn das Kurzstreckenflugverbot käme (was sehr unwahrscheinlich ist), dann gilt das auch für alle Staatsoberhäupter und Politiker auch. Selbst so eine Umweltaktivistin Luisa Neubauer und gerade für die Grünen gelten hier keine Ausnahmen. Aber wahrscheinlich werden die sich das wieder mit Ausnahmen irgendwie erkaufen (man würde es auch Bestechung nennen).