Wo sind die IT-Querdenker in Deutschland?
Ich meine, wo sind die Leute, die uns hier voran bringen wollen? Für einen Fortschritt, wenn dieser wirklich gewollt ist von der Bevölkerung, dafür muss man auch ungewöhnliches vorschlagen.
Nur so mal ein Beispiel wie unsere IT Landschaft aufgebaut ist und damit beginne ich ganz einfach bzw. IT Wissen vermittelt wird.
Ich habe mir zwei Sonderhefte von der CT gekauft. Einmal über Python Projekte und gestern über den Raspi. Im Geschäft klangen die Hefte noch ganz nett. Zu Hause ist mir dann aber das übliche aufgefallen.
Im Python Heft stand drin: wie man Bilder auf einmal umbenennt. Das muss ich wahrlich kein Python können, da gibt es unzählige Programme zum herunterladen.
Der gemeine Knipser fotografiert einmal im Jahr im Sommerurlaub seine Massenfotos.
Die Projekte sind anversich nicht schlecht, nur ganz wenig für den richtigen Alltag anwendbar. Es sei denn man lässt täglich sein Genom sequenzieren.
Ich will gar nicht so lange auf die Hefte herumreiten.
Nach einer Studie, die auf IT-Daily veröffentlicht wurde, liegt Deutschland auf Platz 25 der Industrienationen. In Deutschland brauchte man 2019 27 Minuten einen 5 GB Film herunterzuladen. Wir sind aber immer besser als der Jemen, wo man dort 30 Stunden bräuchte. Also aus diesem Grund kann man sich in Deutschland immer ausruhen. Erst wenn der Jemen uns überholt, dann wird es langsam kritisch, aber nur so einwenig. Aber selbst ein Land wie Ungarn, das ich letztendes noch verschmäht habe, ist auf Platz 18. Belgien liegt auf Platz 12 und die Niederlande auf Platz 7.
Hier gibt die gesamten Geschwindigkeitsübersichten.
Die NRW Schulministerin Yvonne Gebauer will 350 Millionen Euro für die Digitalisierung an Schulen ausgeben. Das ist löblich, aber wir wissen ja aus der Vergangenheit, hätte es Corona nicht gegeben, wir wären immer noch auf dem Stand davor. Corona hat uns die Augen geöffnet und danach werden sie wieder verschlossen. Die 350 Millionen sind bestimmt verteilt auf die nächsten 30 Jahre und bevor man das Geld ausgibt, wird erst einmal wieder jahrelang gestritten, was man genau machen möchte. Da werden etliche Grabenkämpfe ausgetragen.
Hier wären IT-Querdenker, die das ganze nicht studiert haben oder eine Ausbildung genossen haben, willkommen. IT’ler, zumindest die meisten, die ich kenne, wischen sofort jeden Vorschlag beiseite. Das kann nicht sein. „Du erzählst Müll!“, „Wie soll das denn gehen?“.
In Deutschland und wahrscheinlich auch anderswo bis auf in den USA arbeiten die meisten Menschen gerne nach Anweisungen. Da wird abgearbeitet.
Warum wird ein Elon Musk immer noch als Spinner bezeichnet? Wenn Elon Musk mit SpaceX so ein Spinner wäre, wo bleibt die Ariane 6 Rakete? Die Nicht-Spinner hätten die doch längst gestartet und für weniger (im Preis) als eine Falcon9.
Richard Branson, Jeff Bezos – die kommen alle aus den Staaten. Wer ist der deutsche Elon Musk?
Die Deutschen haben einige große Probleme.
Erstens: Wir haben keine Fehlerkultur. Wer einen Fehler macht, wird hart von der Gesellschaft bestraft. Der versucht das kein zweites Mal oder nicht so schnell wieder.
Zweitens: Neidkultur.
Der Deutsche ist unheimlich neidisch auf die Leistungen von anderen. Ich erlebe das immer wieder. Aber das ist auch kein Wunder, wenn man in Deutschland die Fußballbundesliga hochhebt, wo dann Millionen von Menschen Woche für Woche hingehen. Jetzt in Coronazeiten lief die Bundesliga unterhalb des Radars, weil es auch in den Zügen am Wochenende sehr ruhig war.
Der normale Bürger kommt abends nach Hause und will sich ausruhen. Diejenigen, die sich abends noch reinknien, ihre Onlinekurse machen, wie ich in Sachen IT werden schief angeschaut. „Was ist das für ein Blödmann?“ und man nimmt das nicht ernst. „Ach der da, der braucht erst einmal eine grundlegende Ausbildung, dann kann er da seine Sachen machen, dann wird er auch glaubwürdig, ohne eine staatliche beglaubigte Ausbildung traut in Deutschland einem nichts zu“.
Dann wenn man etwas kann und auch zeigen kann, dann kommt der Neid. „Boah, der kann das und ich nicht.“ Aber anstatt zu denken, wenn der das kann, dann könnte ich das auch, nein, dann macht den anderen fertig, versucht ihn zu erniedrigen.
Ich nehme doch stark an, dass man jeden Informatiker nachts um 3 Uhr wecken kann und er kann mir eben mal zwei große Zahlen im Binärsystem subtrahieren und diese mal eben umrechnen ins normale Zehnersystem. Das sind doch die Grundlagen, die man können muss oder eben schnell das OSI-Modell erklären und mir sagen, auf welcher Position der Router im Osi-Modell befindet, wo der Switch, wo der Hub. Ich weiß auch das Osi-Modell ist veraltet, aber es wird immer noch gelehrt.
Das sind doch die vielbeschwördenen IT-Grundlagen oder nicht? Wenn ich mal wieder im IT-Bereich doch wider erwartend ein Vorstellungsgespräch haben sollte, dann kann der Fachbereich mir das eben mal ausrechnen und umwandeln. Ich vermute, das wird der Fachbereich innerhalb von Sekunden erfolgreich ausrechnen können.
Ich stelle immer wieder leider fest, der IT-Bereich ist nur eine Dienstleistung für andere. Also wenn der Kunde sagt, er möchte ein Spiel haben, wo man blau-grüne Elefanten füttert, dann macht das die IT-Firma auch, brav wie sie ist.
Zusammenfassend stelle ich fest: Die Querdenker sind, werden verspottet (das sie doch möglichst erst einmal die Grundlagen wissen müssen und dann nach Jahren kann man wieder angewackelt kommen) und wer die Grundlagen kennt, macht Dienst nach Vorschrift.
Dann sollen wir aber nicht bejammern, dass Deutschland international gesehen, im unteren Mittelfeld liegt. Wenn keine Ideen kommen, dann kann sich eine Nation nicht weiterentwickeln.
Aber das ist ja von der Politik aber auch von den zahlreichen Firmen so gewollt. Lieber wir gehen auf 100000%ige Sicherheit, dass der da auch wirklich kann. Lieber jemanden nehmen, der in den letzten 5 Jahren total erfolgreich war. Das ist der Garant.
Wirklich? Der Blick zum Sport genügt. Nur weil Spieler A in einer Mannschaft total erfolgreich war, muss das für die eigene Mannschaft gelten.
Wie viele Leute beenden ihre Verträge oder landen auf der Ersatzbank, weil sie in dem Verein nicht eingeschlagen haben, wie erhofft. Wie viele Trainer mussten nach einem halben Jahr den Hut nehmen, von dem man doch die großen Wunder versprach.
Otto Rehhagel war super erfolgreich in Bremen, war 14 Jahre dort. Wie erfolgreich war er bei den Bayern aus München? Er war da nur 1 Jahr. Wie kann das sein?
Ich war auch 14 Jahre in einer Firma und in einer anderen hat man mich nach zwei Monaten raus geschmissen. Ich bin jetzt aber über 3 Jahre bei einem Projekt. Nach den 14 Jahren war ich zweimal in zwei Firmen, wo ich nur zwei Monate war. In dem ersten Fall hatte ich selber gekündigt und bei der zweiten hat man mich gekündigt.
Ich wette, wenn Elon Musik scheitern würde, er würde in Deutschland total verhöhnt werden. Aber das is ein Schuss nach hinten. Eigentlich dürfte Elon Musk auch im Falle eines Scheitern von SpaceX und Tesla immer noch Deutschland verhöhnen, denn was haben wir hervorgebracht bislang?