Arnhem – Elst – Nijmegen – Kleve
Durch meinen gestrigen Trip in die Provinz Drenthe, ging es heute fast wie gewohnt nach Gelderland.
Ich war wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Im Gegensatz zu den anderen Fahrten gibt es hier einen Anfang und ein Ende. Also, ich bin nicht zurückgekehrt.
Am gestrigen Samstag, 07.09.2024, bin ich um 7.34 Uhr mit dem RE3 von Essen-Altenessen nach Oberhausen HBF gefahren und dann mit dem RE19 auf Gleis 9 um 7.50 Uhr nach Arnhem. Eigentlich wollte ich das ganz in Ruhe machen. Vor Emmerich teilte das Zugpersonal mit, dass dieser Zug nur bis Emmerich fährt und dass man aussteigen möge und auf einen neuen Zug auf Gleis 3, direkt gegenüber nach Arnhem warten solle, der 15 bis 20 Minuten später abfahren würde.
Auf meine Nachfrage bei der Zugbegleiterin sagte sie mir, der Betreiber des RE19, die VIAS keine ausreichenden Fahrzeuge für die Fahrten in die Niederlande hätten. Es sind ja „spezielle“ Triebwagen, die mit deutschen und niederländischen Bahnstrom fahren können und mit der entsprechenden Zugsicherungstechnik ausgestattet. Es sind wohl nicht alle Fahrzeuge, die VIAS auf dem RE19 betreibt mit dieser Technik ausgestattet. Ich bin darüber verwundert, weil ich davon ausgegangen bin, dass alle Züge auf dieser Linie, die technischen Möglichkeiten hätten. Aus dem Fahrplan des RE19 weiß ich, dass es in den Hauptverkehrszeiten auch einzelne Züge gibt, die „nur“ von Emmerich nach Düsseldorf und zurück fahren. Anscheinend war das solcher Zug.
Der Zug kam aus Arnhem und fuhr auch dahin wieder zurück. Daher kam ich mit 20 Minuten Verspätung dort an. Wenn ich jetzt einen Folgezug genommen hätte, die Taktung in Arnhem ist .30, wäre er jetzt weg. Das Gute in den Niederlanden ist, dass man höchstens 30 Minuten auf den sehr vielen Linien warten braucht.
In meinem Falle war es nicht so schlimm, weil ich das Fahrrad dabei hatte und zweitens noch ein Geschäft aufsuchen wollte, Het Colofon, die eine sehr große Secondhand Buchabteilung haben. Da ich mein Niederländisch wieder auffrischen möchte, brauche ich Lesestoff. Schon von meinen früheren Fahrten habe ich immer wieder Grammatikbücher gekauft. Ein kleines hatte ich schon auf der Hinfahrt gelesen von Noordhoff „In je pocket“, wo halt die gesamte niederländische Grammatik auf Niederländisch erklärt wird. Ein anderes Buch, welches ich habe, heißt „Nederlandse spelling“ von Jan Heerze.
Ich habe ein Grammatikbuch „De zwaarte woordenlijst“ von Eric Tiggeler und Mieke Vuijk und ein sehr interessantes Buch „Albert Plesman mijn vader“ von Albert Plesman.
Albert Plesman war mit Anthony Fokker der Gründe der niederländischen Fluggesellschaft KLM, die ja heute immer noch im aktiven Dienst ist. Ich habe einige Seiten schon gelesen. Sehr interessant.
Es ist schon arg verwunderlich, dass besonders Deutsche ständig besorgt sind, dass ich wohl nicht ausreichend Niederländisch könnte. Meistens sind das auch Leute, die selber kaum Niederländisch können. Was dem Deutschen völlig entgangen ist und wahrscheinlich auch nicht mehr weiß, der Mensch ist lernfähig und kann was dazu lernen.
Von meinem Urlaub aus Estland, dessen Sprache ich nicht kann, hatte ich mir auch zwei Bücher aus einem öffentlichen Bücherschrank genommen und versucht, die Sprache zu lernen.
Von anderen Sprachen habe ich auch etliche Bücher hier, dessen Sprachen ich nicht auf C2 – Niveau, also muttersprachliches Niveau kann. Ich dürfte nicht einmal IT-Support auf Englisch machen, weil ich es nicht perfekt wie ein Muttersprachler kann, wenn es nach so vielen Menschen ginge. Wahrscheinlich wollen die meisten Menschen, mich auch klein halten – was denen eh nicht gelingt ;-).
Ausländer sehen das viel gelassener als die verkrampften Deutsche.
Danach bin ich Richtung Süden gefahren auf dem F 325 in Richtung Nijmegen durch Elden (2.900 Einwohner). In Elden spürt man den dörflichen Charakter noch und man kommt sich nicht wie innerhalb einer Großstadt vor.
Am Ende des Randwegs erreicht man den Batavierenweg. Batavia war der ehemalige Name der heutigen indonesischen Hauptstadt Jakarta bis zum Jahre 1942, welches zu der Niederländisch – Ostindien Kompanie gehörte.
Hier in dieser Gegend gibt es auch einen See, der Rijkerswoerdse Plassen, wo es auch einen kleinen Sandstrand gibt.
Schließlich erreichte ich Elst, einen Ortsteil der Gemeente Overbetuwe (Einwohner ungefähr 48.900 Einwohner). Elst in Gelderland hat ungefähr 22.400 Einwohner, hat auch ein Zentrum, mit einem verkehrsberuhigten Teil. Es gibt keine Fußgängerzone im klassischen Sinne, sondern die Geschäfte sind links und rechts der verkehrsberuhigten Zone angelegt.
Über einige Straßen habe ich dann Elst verlassen, sodass ich am Ende auf den Rijksweg-Zuid ausgekommen bin, den ich dann südwärts gefolgt bin.
Am Rijksweg Zuid kann man die ganze wunderbare niederländische Verkehrsplanung sehen. Ich habe die Betuwe Linie gesehen (siehe Foto oben), die man jetzt in Deutschland baut. Dann direkt daneben den Autosnelweg A15 (Rotterdam – Nijmegen), auch toll ausgebaut, dann noch ein Feld voller Sonnenpaneele und dann ist immer noch viel Platz für den Radweg in tadellosen Zustand.
Leider bin ich dem Radweg (diesmal fehlte die Beschilderung) auf der Hauptroute gefolgt und wurde erst stutzig, als das Gewerbegebiet nicht mehr aufhören wollte. Bedauerlicherweise musste ich bis zum Autosnelweg umkehren und dann rechts in Richtung Nijmegen fahren. Natürlich habe ich immer wieder auf der OpenStreetMap App geschaut, ob ich richtig bin. Jeder Stopp ist auch gleichzeitig eine Gelegenheit, Fotos zu machen.
Wenn es OpenStreetMap und diese App nicht gäbe, ich wäre fast jedes Mal aufgeschmissen.
Am Haltepunkt Nijmegen Lent kam der Höhepunkt auf der gesamten Tour. Der Snelbinder.
Der Snelbinder ist eine ganz lange Brücke für die Fahrradfahrer und Fußgänger, die am Haltepunkt Nijmegen Lent beginnt und bis zu Nijmegen Centraal auch über den Waal führt. Diese Verbindung wird sehr rege genutzt, auch von Joggern. Im dänischen Kopenhagen soll es ähnliche Brücken geben und in Amsterdam (auf Niederländisch) planen die niederländischen Behörden ebenfalls eine solche Verbindung. Für mich ist der Snelbinder der Inbegriff für eine sehr durchdachte Fahrradplanung.
Dass Nijmegen 187.000 Einwohner hat, merkt man daran, dass man sich an das Rudelfahren echt gewöhnen. Vor allem im Kreisverkehr muss man etwas umsichtigerer fahren, aber es klappt, kein Geklingel, keiner meckert.
Die Stadt bedeutend hügeliger als andere mir bekannte Städte in den Niederlanden. Nur Maastricht fällt mir spontan ein, wo ich auch schon einmal war. Aber das tut dem Fahrradfahren kein Abbruch, denn die Infrastruktur ist wie im restlichen Land in einem Top-Zustand. In Deutschland sieht man auch an meiner Heimatstadt Essen das deutlich, wie das abnimmt. Hier in Essen fahren nur die Hartgesottenen auch mal einige Steigungen und auch nicht alle Altersschichten. Dabei ginge das mit dem E-Bike bzw. Pedelec auch ganz einfach.
In der Buchhandlung in der Innenstadt von Nijmegen „Dekker van de Vegt boekverkopers“ habe ich mir noch zum Niederländisch lernen das Heftchen „Denksport“ gekauft. In dem Heftchen gibt es viele Kreuzworträtsel oder Wörtersuchen. Da lernt man auch viel über die Sprache.
Ich habe mich entschlossen, dann nach einer kleinen Verzehrpause direkt nach Kleve in NRW zu fahren. Dabei habe ich den „Berg en Dalseneweg“ genommen, der ungewohnter Weise nur die Richtung bergauf kannte zur Gemeente Berg en Dal mit seinen 35.400 Einwohner. Die kleine Ortschaft Millingen aan de Rijn gehört zu dieser Gemeente.
Der Höhepunkt war bei 92 Meter der Hanenberg. Nach einer Definition soll die 4. Kategorie der Bergwertung bei dem Radrennen der „Tour de France“ bei 100 Meter liegen. Also könnten das recht gute Trainingsbedingungen für Rennradfahrer hier sein. So einige Rennfahrer und Rennradfahrerinnen haben mich hier auch überholt.
Vielleicht hat sich daher die niederländische Musikgruppe Nits, gegründet im Jahre 1974, im Jahre 1987 dazu bewogen den Song „in the Dutch mountains“ aufzunehmen. Die Gruppe existiert bis heute noch und hat auch eine eigene Webseite (Englisch).
Am Ende der Steigerung sieht man auf rechten Seite den Park Tivoli (auch auf Deutsch). Wie im früheren deutschen „Traumlandpark“ in Bottrop-Kirchhellen gibt es hier eine Marienkäferbahn.
Nach dem „Tivoli“ ging die „Oude Kleefsbaan“ nur noch bergab und das nicht gerade ohne. Also wer die gegenteilige Richtung nehmen möchte, der hat ordentlich zu klettern. Die Steigung ist hier deutlich und für einen Durchschnittsfahrer mit einem Elektromotor gut zu meistern.
Die Niederlande endeten für mich am östlichen Ende „Oude Kleefsbaan“, wo man nach links direkt wieder in Deutschland war. Rechts kann man auf der Wylerbaan weiter nach Groesbeek, welches auch noch zur Gemeente Berg en Dal gehört, fahren und bleibt in den Niederlanden.
Der deutsche Teil mit seinen rund 14 km von der deutsch-niederländischen Grenze bis nach Kleve waren recht eintönig.
Als Erstes habe ich die Gemeinde Kranenburg (11.300 Einwohner) passiert.
Dann bin ich auf einen sehr lang gestreckten Radweg, dem Europa-Radbahn, der 11 km lang ist, entlang einer ehemaligen Bahnstrecke nach Nijmegen, wo heute noch viele Drasinen fahren direkt zum Bahnhof nach Kleve. Also dieser Radweg mündet direkt am Bahnhof von Kleve.
Wer sich nicht mit dem Rad die Strecke befahren möchte, kann mit der Schnellbuslinie SB58, die aber an jeder Haltestelle hält, auch mit dem Deutschlandticket, Nijmegen von Emmerich über Kleve erreichen.
Mit dem RE10, der Niederrheiner, bin ich um 15.24 Uhr nach Krefeld HBF abgefahren. Dieser Zug hatte eine Dreiertraktion, d.h. zwei weitere Triebwagen hingen hinter dem ersten Triebwagen dran. Es gab lange die Überlegungen, die Linie nach Nijmegen zu reaktivieren, um eine Linie von Düsseldorf nach Nijmegen zu etablieren. Es ist bislang an verschiedensten Stellen gescheitert.
Rund eine Stunde beträgt die Fahrzeit bis Krefeld HBF auf Gleis 2. Direkt gegenüber auf Gleis 3 bin ich mit dem RE42 nach Münster/Westfalen um 16.41 Uhr nach Essen HBF Gleis 10 abgefahren. Dieser kam um 17.20 Uhr in Essen HBF an. Die gleiche Uhrzeit wie am Freitag, als ich von meiner Fahrt aus Meppen ankam.