Arnhem und Huissen
Ich war wie kann es anders sein, wieder in den Niederlanden. Dritte Woche in Folge. Deutschland ist ein Land, dass es hinter sich hat. Ich schreibe, das hier sehr oft und im Vergleich zu den Niederlanden stimmt das. Keine Ahnung warum immer die Schweiz als nicht EU-Mitglied als Vergleich gezogen wird. Fahren alle Deutsche in die Schweiz? Ich dachte immer, zumindest aus westdeutscher Sicht, in die Niederlande.
Die Niederlande ist für mich das absolute Top-Land zum Wohnen und hoffentlich auch bald zum Arbeiten.
Um 5.55 Uhr habe ich das Haus verlassen und vorne weg. Es war ein total angenehmer Tag für mein Bein. Ich hatte mal nichts gespürt, außer das Bein als solches.
Mit dem RE3 bin ich um 6.35 Uhr ab Essen-Altenessen losgefahren, 6.50 Uhr kam der RE19 und fuhr bis Arnhem, Ankunft um 8.13 Uhr.
Ich schreibe Arnhem, weil die Stadt so heißt in den Niederlanden. Liège gibt es nur in Belgien (anstatt Lüttch) oder Dunkerque statt Dünnkirchen in Frankreich. Der Deutsche ist im eigenen Land hoch penibel, wenn es um Aussprache um alles geht, aber hier sagt er immer fleißig das falsche (wie auch Holland statt Niederlande).
Ich habe mir diesmal etwas besonderes einfallen lassen. Ich war schwimmen und nicht im See, sondern im Freibad, openluchtzwembad Klarenbeek. Als ich 2017 in Arnhem für rund 7 Tage war, war ich dort auch einmal. Das ist mir positiv in Erinnerung geblieben, also bin ich dahin wieder gefahren. Das Freibad liegt hoch oben in der Stadt. Arnhem ist gebirgig und als Radfahrer muss schon recht beißen für niederländische Verhältnisse. Es liegt am Hommelseweg und es hat einen großen Autoparkplatz und natürlich auch für uns Radfahrer.
In den Niederlanden habe ich um meine Fahrradtasche keine Sorge und kann sie dort am Rad lassen, weil es so viele andere machen. Ich weiß, wie der Deutsche jetzt wieder sagen würde: „Also ich würde sie aus Sicherheitsgründen mitnehmen, es könnte ja mal was passieren.“
Eintritt kostet 6 Euro für einen Erwachsenen und man kann auch noch mit Bargeld bezahlen.
Wassertemperatur ist +22 Grad, also sehr frisch, aber man ist ja da um zu schwimmen und nicht zu planschen, 25 Meter Bahn und natürlich sehr gut gefüllt. Ich war da recht lange und hatte noch sehr viel Kraft fürs Schwimmen.
Auf dem Rückweg bin ich die weiteren Hommelseweg hinunter gefahren und man kommt praktisch am Zentrum am „Ingenieur J.P. van Muijwijkstraat“ aus.
Arnhem ist sehr undeutsch (im Gegensatz zu Venlo, aber soll mir auch recht sein), also das was man so hört aus Gesprächen.
In den Bussen kann nicht mehr mit Bargeld bezahlen. Es läuft alle über Karte. Wenn man noch mit Bargeld bezahlen, muss man sich erkundigen, wo man das machen kann.
Ich habe das Zentrum schnell verlassen und bin in Richtung Süden gefahren. Erst einmal über die John Frostburg Brücke und dann am GelreDome von Vitesse Arnhem. Ich muss ja nichts mehr erwähnen. Alles super ausgebaute Radwege, breite Straßen, breite Frischluftschneisen, viel Grün. Als Radfahrer fühle ich mich hier nie eingeengt. Klar, am Morgen eines Werktages sind deutlich mehr Radfahrer unterwegs.
Südlich vom GelreDome endet der Radweg, die Elzenlaan schließlich.
Ich habe mir eine kleine Pause gegönnt am Huissensedijk und bin dann schließlich diesen südostwärts nach Huissen, was zur Gemeinde Lingewaard gehört gefahren. Das ist ein Damm, der eigentlich kein offizieller Radweg ist, aber weil die Straße so gut ausgebaut ist und weil sie eine sehr wichtige Verbindung von Arnhem nach Huissen darstellt, fahren hier nur Radfahrer.
Man kommt am nördlichen Ende aus und ich habe durch die kleinen Wohnstraßen zum Ortszentrum durchgeschlängelt.
Das kleine Einkaufszentrum ist die Langestraat, welche zahlreiche Geschäfte. Zur Erinnerung gestern Korschenbroich hat 33.000 Einwohner und Huissen hat 19.000 Einwohner.
Ich habe mir das Treiben am Marktplatz angeschaut. Jede zweite kam mit dem Rad, von alt bis jung.
Huissen habe ich dann verlassen wieder in Richtung Arnhem über den Radweg Ingenieur Molsweg. Ein Radweg der Superlative. Links die super ausgebaute Straße für den Autoverkehr und rechts der super ausgebaute Radweg. Beide kommen (auch generell) in den Niederlanden voll auf ihre Kosten.
Ich bin an der Unterführung der Ausfahrt der N325 „Huissen“ in eine Rennradfahrergruppe gekommen. Keine Ahnung wie viele Rennradfahrer ein rotes Trikot trugen. Bestimmt 60 oder 80 Personen, denn es hörte nicht mehr auf. Also da stehe ich in diesem Pulk von Rennradfahrer und keiner meckert. In Deutschland würden die Rennradfahrer auch anfangen zu meckern, weil wir normal Radfahrer nicht schnell gut sind. Ich habe dieses Klientel auch in deutschen Hallenbädern, die immer meckern, weil man nicht so schnell schwimmt, wie sie es gerne hätten.
Auch an den Autoschnellwegen / Autobahnen gibt es für uns Radfahrer oftmals begleitende Radwege. Nicht immer, aber meist in Städten. Es gab mal an der A40 hier im Ruhrgebiet einen Radweg, den es natürlich längst nicht mehr gibt und kein Deutscher würde sich so einen daran wünschen, außer wenn es mal über Flüsse geht, wie in Duisburg-Homberg über den Rhein und selbst hier wollte StraßenNRW den bestehenden Radweg im Zuge des Brückenneubaus wegfallen lassen, weil StraßenNRW kein Potential für den Radweg gesehen hatte. Nach Druck vom ADFC gibt es hier doch einen neuen Radweg.
Ich bin dann ins Zentrum vom Arnhem gefahren und habe mir ein Omelett gegönnt. Ich muss wieder mutiger werden und mehr niederländisch sprechen, wenn ich dort wohnen möchte, muss ich wieder anfangen.
Am Schluss habe ich bei der bezaubernden Kellnerin, die mich wirklich immer wieder anlächelte, wenn sie an mir vorbei ging (und sie sah schon sehr hübsch aus) mit Apple Pay bezahlt. Das war das erste Mal, wo ich es angewendet habe und dann auch noch im Ausland. Ich weiß, der Deutsche wird mir jetzt erzählen, dass es nicht und dann noch von Apple – um Gottes Willen, der Datenschutz und etc.. Ja in einem technisch hochentwickelten Land wie die Niederlande geht es auch – im Land, Deutschland, das es hinter sich hat, da geht es natürlich nicht.
Vor mir saßen zwei junge Frauen und beide bezahlten auch so mit dem Handy. Ich konnte jetzt nicht erkennen, ob das Google Pay war oder Apple Pay.
Das technisch rückständige Land Deutschland hat mich bei der Ausreise behindert. Es gab eine technische Störung an der Strecke, so dass die Abfahrt des RE19 um 13.45 Uhr auf 28 Minuten verzögerte. Es muss aber etwas mit dem deutschen Abschnitt sein, denn der Zug nach Winterswijk, der bis Zevenaar auch die gleiche Strecke wie der RE19 benutzt, fuhr pünktlich ab. Später habe ich gelesen, dass etwas an der Oberleitung war, denn die Züge der Arriva nach Winterswijk sind Dieselzüge, weil die Strecke nach Winterswijk nicht elektrifiziert ist. Es gab auch eine Oberleitungsstörung im Raum Emden heute Nachmittag.
Ich war dann 35 Minuten später in Oberhausen, habe den RE3 und die 25 Minuten später abfahrende RB32 verpasst und musste fast 25 Minuten am Oberhausener HBF auf den RE3 um 16.13 Uhr warten.
Armhem Centraal und Oberhausen HBF sind zwei Welten. Arnhem super modern und Oberhausen total herunter gekommen (gilt auch für Duisburg).
Ach ja, die 2,5 Milliarden Euro, die jetzt praktisch für das 9 Euro Ticket ausgegeben werden, reichen in Deutschland für den Neubau von zwei oder drei Bahnhöfen. Wir wissen doch alle hoffentlich, die Preise schießen doch immer explosionsartig durch die Decke bei Bauvorhaben.
Wer das nicht sehen möchte, wählt immer brav CDU, SPD, Grüne und FDP. Bei diesen Parteien denken viele Deutsche, dass sie nichts falsch machen können und genau das Gegenteil ist der Fall.