Digitalisierung hat begonnen und schlägt schon einmal den falschen Weg ein
Ich habe heute einen Brief von der Barmer erhalten. Ich habe eine PIN erhalten. Wann ich die beantragt habe, keine Ahnung. Diese PIN ist für spezielle Unterlagen auf der Karte. Ja, das ist eine gute Geschichte. Das befürworte ich auch noch. Ich habe es mir aber unkomplizierter vorgestellt. Ohne eigene PIN. Ich dachte, nur Ärzte bekämen so einen Sicherheitsschlüssel, den sie bei der Gesundheitskarte eintippen, um an die Daten zu kommen. Nein, der Staat schiebt das an seine Bürger ab.
„Nachdem Nect Ihre Identität geprüft hat, verifizieren wir Ihre Gesundheitskarte. Dieses kann bis zu einem Werktag lang dauern.“
https://www.barmer.de/unsere-leistungen/leistungen-a-z/elektronische-gesundheitskarte-pin-1003782
Wie bitte? Einen Werktag? Warum? Was wird da gemacht? Schläft die künstliche Intelligenz oder hat sie so viel zu tun? Nein, bestimmt muss da ein Mensch in einem Callcenter so etwas überprüfen. Wir sprechen von einem Werktag. Also da wird nicht am Sonntag gearbeitet bzw. Feiertag. Im Dienste des Bürgers sollte rund um die Uhr gearbeitet werden ;-).
Es gibt in der freien Wirtschaft nicht so eine Planwirtschaft.
Die bodenlose Unverschämheit kommt noch:
Brauche ich eine neue PIN, wenn ich eine neue Karte bekomme?
Ja, wenn Sie eine neue Gesundheitskarte von der BARMER erhalten, benötigen Sie eine neue PIN. Dafür müssen Sie Ihre Karte erneut digital oder in einer BARMER-Geschäftsstelle verifizieren lassen. Anschließend senden wir Ihnen eine neue PIN zu.
https://www.barmer.de/unsere-leistungen/leistungen-a-z/elektronische-gesundheitskarte-pin-1003782
Das heißt, ich muss diesen ganzen Prozess von Neuem starten bei mir im September 2024. Also erst die Hindernisse der NECT-App über sich ergehen lassen und dann einen Werktag warten bis alle überprüft worden ist und dann noch warten bis per Brief die PIN (mit der PUK) eintrudelt oder wenn man Pech hat, muss dennoch persönlich in einer Geschäftsstelle der Barmer vorbei kommen, damit man sich persönlich verifizieren muss. Bleibt nur zu hoffen, dass man in dieser Zeit nicht krank wird, weil sonst der Arzt nicht auf die Daten zugreifen kann.
Die andere Frage ist, wenn man die PIN vergessen hat, behandelt dann der Arzt einen dann nicht mehr?
Für welche Funktionen benötige ich die PIN?
Für welche Funktionen benötige ich die PIN
- Mit Ihrer Gesundheitskarte und PIN können Sie Arztpraxen vor Ort für den Zugriff auf die eCare berechtigen.
- Sie benötigen Ihre Gesundheitskarte und PIN sowie ein Kartenlesegerät, um die eCare-Anwendung für PC und Laptop zu nutzen.
- Wenn Sie sich in der eCare-App nicht mit Ihrem Benutzerkonto einloggen möchten, brauchen Sie eine NFC-fähige Gesundheitskarte und PIN.
- Die PIN benötigen Sie außerdem, wenn Sie den elektronischen Medikationsplan auf der Gesundheitskarte hinterlegen lassen möchten.
- Als weitere Anwendung können Notfalldaten auf die Versichertenkarte geschrieben werden. Zur Nutzung dieser Funktionen müssen Sie Ihr Einverständnis geben, was auf der Karte dokumentiert wird. Eine PIN-Eingabe ist jedoch nicht erforderlich.
Ich brauche auch noch neues Gerät zu Hause. Das Lesegerät ist immerhin für Ubuntu geeignet. Was ist mit anderen Linux Distributionen? Keine Ahnung.
Die Software ist nur für Windows / Mac User geeignet. Linux User sind in Deutschland die Blödmänner der Nation. Einerseits wird bei Schulen so Tamtam gegen die Nutzung von MS Office 365 gemacht, aber bei der Krankenkasse ist Windows der beste Freund.
Das Kartenlesegerät muss man natürlich selber bezahlen. War ja klar. Habe ich dann in Zukunft 20 Kartenlesegeräte zu Hause, weil jede staatlicher Zugang so ein Kartenlesegerät braucht. Ich hatte mich beim Personalausweis gegen so ein Kartenlesegerät entschieden, weil ich nicht wusste, wofür ich das benutzen könnte. Es gab mal einen Artikel, der montierte, dass man mit dem elektronischen Personalausweis in Deutschland nicht viel anfangen könne.
Die staatliche deutsche Digitalisierung wird uns noch einmal sehr viele Nerven kosten. Deutschland – Datenschutz. In Deutschland braucht man bestimmt 30 oder 40 Apps auf dem Handy, damit man das digitale Deutschland benutzen kann. Für jede App ist natürlich ein Passwort, eine PIN und eine Zweifach-Überprüfung notwendig. Die Krankenkasse misstraut der App vom Finanzamt und die von der Agentur für Arbeit und umgekehrt.
Wo war das noch einmal? Ich glaube in Dänemark, wo man nur mit der Steuer-ID einloggen brauchte und dann hatte man Zugriff auf alles, auch die Krankenkasse. Ich glaube mal in einem Beitrag gesehen zu haben, dass sie ein Kartenlesegerät hatten und konnten sich überall anmelden.
So einfach wird sich das Deutschland natürlich nicht machen.
Ich rede ja nicht einmal von mir alleine, als 43 jähriger Mensch, der sich mit der IT auskennt, aber was ist mit den Bevölkerungsschichten, die schon alleine beim PC arge Probleme haben. Was ist mit der 88 jährigen beim Arzt, die schwerhörig geworden ist. Ich meine, der Arzt fragt dann nach PIN und die ältere Frau oder Mann fragt dreimal nach. Dann kram er/sie nach einer PIN in der Brieftasche und findet den Zettel nicht.
Darf der Betreuer, der jemanden im Zivildienst betreut auch diese PIN wissen. Ich stelle mir das so vor, dass es dann beim Arzt zu erheblichen Wartezeiten kommen wird. Dann wird dreimal die PIN falsch eingegeben und dann muss man die PUK wissen, die auch irgendwann nach Falscheingaben die Karte sperrt. Dann muss die PIN/PUK neu versendet werden – per Brief wahrscheinlich. Dann kommt der Arzt nicht an diese Daten heran. Oder kann der Arzt dann trotzdem zugreifen? Aber dann könnte man sich das mit PIN/PUK auch ganz sparen.
Ich weiß gerade noch so eben, die PIN und PUK vom Handy und von meiner Maestro-Karte Aber dann von der Gesundheitskarte auch noch? Was kommt dann als nächstes?
Wer weiß schon noch sein Login-Passwort vom PC? Und dann hört es bei mir schon auf. Dann muss ich nachschauen.
Mein Vorschlag für alles öffentliche: Kartenlesegerät für den Personalausweis, die Steuer-ID und dann entweder per Fingerabdruck auf das Kartenlesegerät oder wer es noch old-school mag eine PIN.
Aber kein Wust aus PIN/PUKs, Passwörtern und gefühlt tausenden Kartenlesegeräten und Karten und Apps auf dem Handy.