Cuxhaven – Dorum – Wremen
Dieser Ausflug war nicht so geplant. Aber da alles klappte mit der Bahn kam ich bis Cuxhaven durch. Ich bin ein Nordlicht und ich bleibe es auch. In den deutschen Süden zieht mich überhaupt nichts – vor allem auch nicht beruflich.
Auf jeden Fall gestern, 05.08.2024, um 4.50 Uhr mit dem Rad (natürlich mit eingeschalteter Fahrradbeleuchtung – man muss das noch einmal extra erwähnen, denn die meisten Deutschen bekommen ihr betreutes Denken vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und könne nicht mehr selbstständig denken) im Dunkeln losgefahren zum Essener HBF. Der RE2 (Düsseldorf-Osnabrück) war pünktlich um 5.41 Uhr und kam auch pünktlich in Osnabrück an (7.13 Uhr) auf Gleis 4. Gleis 5 Nord fährt der RE9 nach Bremerhaven-Lehe ab. Alle zwei Stunden fährt der RE9 bis Bremerhaven Lehe durch, ansonsten müsste man in Bremen HBF in den RE8 (Bremerhaven – Hannover) umsteigen.
Leider hatte der RE9 in Bremen HBF der RB41 der Metronom nach Hamburg-Harburg Vorrang gelassen, sodass in Bremerhaven HBF der Anschluss an die EVB (Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH mit Sitz in Zeven) RB33 nach Cuxhaven doch etwas eng war, aber dadurch, dass man nur über den Bahnsteig laufen konnte, war es passabel. Der EVB RB33 fuhr auch als erster ab vor der RE9. Dies wurde auch im Zug angesagt. Theoretisch hätte man auch in Bremerhaven-Lehe umsteigen können, aber durch die Verspätung vom RE9 war dies in Bremerhaven die einzige Möglichkeit, weil die EVB RB33, also dieser Zug von der Leitstelle das grüne Licht für die Erstausfahrt nach Bremerhaven-Lehe bekommen hat.
Dann, weil die Strecke nur noch eingleisig ist und ohne Oberleitung, braucht es noch einmal 50 Minuten bis Cuxhaven. In Dorum gibt es einen zweigleisigen Bahnhof, weil sich die Fahrzeuge entweder aus Bremerhaven oder Cuxhaven begegnen. Eisenbahn-Romantik pur.
Ja, der Zug hält auch in Nordholz. Dort ist der Fliegerhorst. In Corona-Zeiten hatte die Lufthansa dort einige ihrer Airbusse A320 / Airbus A321 geparkt.
In Niedersachsen gingen die Schulferien am vergangenen Freitag, 03.08.2024, zu Ende. Aber trotzdem war es in Cuxhaven noch sehr voll für mein Empfinden, weil die anderen Bundesländer halt noch Ferien haben. Ich hätte nie gedacht, dass Cuxhaven für Touristen so beliebt ist, weil bislang kaum einer von Cuxhaven spricht. Die meisten sprechen entweder vom Timmendorfer Strand oder von Norddeich bis Wilhelmshaven.
Cuxhaven Bahnhof besteht aus drei Gleisen. Auf Gleis 1 halten die Metronom-Züge des RE5 nach Hamburg und auf dem anderen, Gleis 2, halten die Züge der Linie EVB RB33 nach Bremerhaven.
In Cuxhaven war ich erst einmal am Fährhafen. Am Fährhafen gibt es eine Holzbrücke, wo man davor die Fahrräder abstellen kann – kostenlos – oder muss (natürlich war dort praktisch fast alles belegt).
Auch wenn man in Ferne schaut und eigentlich nur Wasser sieht, so wirkt das auf einem beruhigt. Leider ist an solchen Stellen nicht alleine. Es tummeln sich hier sehr viele Leute.
Ich bin dann noch einwenig in Richtung Nordwesten in den Stadtteil Döse gefahren. Dann bin ich allerdings umgekehrt, weil sich das sehr hinzog und wie bei meinem letzten Ausflug von/nach Papenburg ich den Eindruck hatte wieder gefühlt 12 km fahren müsste. In Duhnen gibt es einen Sandstrand – da wollte ich hin, zumindest dort das Wasser zu sehen – aber egal. Also bin ich wieder nach einem Kurzbesuch bei Aldi, für den Erwerb der dortigen einfachen Backwaren wieder zurück zur Innenstadt.
An Geschäften im Zentrum von Cuxhaven gefällt mir das, aber sehr viel Publikum. Meine soziale Batterie ist wieder leer geworden. Die soziale Batterie ist der Zustand, wenn den Eindruck hat, dass man nur noch Menschen um einen herum sieht und dann bleibt einem nur noch die „Flucht“. Mir hat das aber schon immer als Kind was ausgemacht. Das ist nicht, seit ich meinen Burnout erklärt habe, sondern schon viel früher – nur ich kannte die Ausdrücke nur nicht.
Weil ich auch nicht ganz nach Hause fahren wollte, überlegte ich was. Entweder von Cuxhaven nach Nordholz fahren oder an deren Stationen vor Bremerhaven aussteigen.
Ich entschied mich in Dorum auszusteigen und dann nach Bremerhaven-Lehe Bahnhof zu fahren (mit dem Fahrrad). Um 12.39 Uhr habe ich den EVB RB33 nach Dorum genommen. Ich wunderte mich, warum der so leise fuhr. Das war ein Wasserstoff-Zug.
Dorum ist ein Ortsteil der Gemeinde „Wurster Nordseeküste“ und hat doch 3.588 Einwohner, zwei große Supermärkte. Im Bereich des kleinen Zentrums von Dorum (Poststraße, Am Marktplatz) kamen sehr viele Autos und auch LKW’s vorbei.
Mulsum mit seinen 543 Einwohner kam einige Kilometer südlich. Ein kleiner Ort, auch zu der Gemeinde Wurster Nordseeküste gehörend mit einer Tankstelle und sonst ganz viel Natur.
Wremen kam dann als nächstes (1.944 Einwohner) auch zur Gemeinde „Wurster Nordseeküste“ dazugehörend. Wremen ist größer als Mulsum.
Ich hatte die Wahl entweder in Richtung Sievern zu fahren und dann über Langen nach Bremerhaven oder die Landstraße direkt nach Bremerhaven, wo man noch durch Hülsing und Imsum kommen kann. Ich entschied mich für die letztere Variante.
Der Radweg an der Wurster Landstraße hat leider südlich von Hülsing geendet, sodass ich die Straße benutzen musste. Innerhalb des Stadtgebietes macht mir das nichts aus, aber auf einer Landstraße, wo ich doch weiß, dass der Deutsche niemals sich an die 70 km/h hält, ist mir schon nicht so geheuer.
Direkt hinter Imsum ist man auch schon in Bremerhaven. In Imsum hält auch die Buslinie 509 aus Bremerhaven. Ich bin der Wurster Straße gefolgt und bin im Containerhafen gelandet. Hier gäbe es eine direkte Streckenführung bis zur Stadtmitte, aber ich wollte ja nach Lehe. Also bin ich der Wurster Straße ostwärts gefolgt. Durch eine Baustelle auf der Wurster Straße musste ich einen Umweg durch dieses gefühlt riesige Logistikzentrum machen. Es gibt auch einen Radweg dort. Natürlich zieht sich das wieder einmal – vor allem beim direkten Sonnenschein ist das unangenehm. Ich konnte aber wieder auf die Wurster Straße abbiegen und ich dachte, ich könne nur gerade aus fahren. Aber dann endete der Radweg, der auch schon von Pflanzen fast bewachsen wurde.
Dann stand ich da. Nur noch eine gut ausgebaute Straße, Cherbourger Straße, und sollte ich wieder zurück? Ich bin dann schnurstracks auf der Cherbourger Straße gefahren. Erst am Ende sah ich für die Gegenrichtung, dass die Straße eigentlich für Radfahrer gesperrt worden sei. In meiner Richtung habe ich kein Schild bewusst gesehen. Bremerhaven ist für seine Beschilderung für Radfahrer nicht gerade bekannt. Aber wir sind nur Radfahrer, die man in die Irre führen kann. Da ist selbst die Beschilderung bei mir in Essen noch besser und das heißt schon was.
Bahnhof Bremerhaven Lehe habe ich auch gefunden. Aber auch nur, weil es einen Hinweis gab, der sehr versteckt war. Das Schild zeigte in den ersten drei Reihen drei Hotels an und ganz unten stand der Hinweis für den Bahnhof. Es ist noch ganz viel Luft nach oben bei der Beschilderung. Ein Auswärtiger, der in Bremerhaven HBF mit seiner Frau einstieg (Radfahrer) sagte mir später im Zug auch, dass sie sich in Bremerhaven mit dem Rad verfranzt hätte, also verirrt hätten, weil die Beschilderung nicht vorhanden war.
Um 15.23 Uhr bin ich dann mit dem RE8 (der Deutschen Bahn AG) ab Bremerhaven-Lehe Bahnhof, Gleis 4, bis nach Bremen HBF gefahren. Der RE8 kam auf Gleis 8 an und auf Gleis 9 fährt der RE9 nach Osnabrück HBF ab. Manche Züge haben ein großes Fahrradabteil in Niedersachsen. Aber nicht alle wie dieser RE9. So musste ich mit in dem winzigen hineinquetschen. Manchmal wird man als Radfahrer wüst von den Triebwagenführer beschimpft, dass man das große Fahrradabteil nehmen soll. Während der normale Reisende jede Tür nehmen kann, ist das Fahrradabteil immer an einer anderen Stelle am Zug oder oftmals nicht vorhanden. An den kleineren Haltepunkten wie Lemförde oder Diepholz wird das nie angezeigt. Selbst wenn 99 % der Züge normal bespannt sind, wenn man aus Erfahrung weiß, wo sich das Abteil befindet, so kann es immer wieder einen geben, der anders herum bespannt worden ist.
Das führt dann zu Verzögerungen im Betriebsablauf. Logischer nimmt man das nächste Fahrradabteil. Aber das Bahnpersonal ist nach Jahrzehnten immer noch nicht sensibilisiert. Ich hatte mal einen Zugbegleiter darauf angesprochen, dass dieser Zug anders bespannt ist. Der hatte das gar nicht bemerkt, dass das Fahrradabteil normalerweise nicht an dieser Steller war.
Der RE9 kam auch auf Gleis 1 in Osnabrück HBF an. Der RE2 fährt von Gleis 4. Wenn der RE9 von Gleis 5 Nord nach Bremen abfährt, warum kommt er auf Gleis 1 aus Bremen an? Diese Logik entschließt sich mir nicht.
Es gab da auch so eine komische Logik in Bremerhaven-Lehe. Der RE8 mit dem ich gefahren bin, kam um 15.06 Uhr dort an, fuhr aber aus dem Bahnhof Bremerhaven Lehe heraus, aber um keine 12 Minuten später wieder am gleichen Bahnsteig nach Bremen zu fahren. Warum ist er dort nicht gehalten? Es scheint in Deutschland wohl eine unglaubliche logitische Meisterleistung zu sein, anders zu denken als gewohnt. Vielleicht muss man dafür 20 Jahre studiert haben. Das Ausland macht das viel pragmatischer. In Belgien oder in den Niederlanden würde niemand auf diese Idee kommen.
In Osnabrück quetschte sich alles in den RE2 nach Düsseldorf. Das Fahrradabteil war so voll, dass der Schaffner die Annahme von weiteren Fahrradfahrern verweigerte, zum Leidwesen der Fahrradfahrer in Lengerich (Westfalen), der dritten Station nach Osnabrück HBF, schon in NRW.
Die doppelstöckigen Waggons kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Leider wird die Strecke erst im Jahre 2027/2028 für den Rhein-Ruhr Express ausgebaut, sodass dann erst die größeren und längeren Züge dort zum Einsatz kommen. Ich hoffe auch, dass man auf dem RE9 (Niedersachsen) auch auf längere Züge setzt.
Ich hoffe auch, dass man die Strecke von Bremerhaven Lehe bis Cuxhaven endlich zweigleisig und elektrifiziert ausbaut. Die EVB RB33 ist zwar super romantisch, aber nicht mehr zeitgemäß. Der RE9 könnte dann von Cuxhaven bis Osnabrück fahren.
Um 19.24 Uhr bin ich dann in Essen HBF angekommen. Der Akku vom Handy hielt auch sehr lange. Ich schalte, wenn ich unterwegs bin, die WLAN-Funktion aus, so dass der nicht ständig nach einem WLAN sucht. Das hilft sehr beim Akkusparen. Leider gibt es in den Doppelstöcker vom RE2 (NRW) und RE9 (Niedersachsen) so gut wie keine Steckdosen. In diesen älteren Zügen war es nicht denkbar, dass es mal wie ein Smartphone geben würde. Nachträglich welche einzubauen, diese Mühe macht sich auch keiner.
Fazit: Ich muss aufs Land, in eine Kleinstadt. Mal schauen, wie ich das so hinbekomme, mit dem Fahrrad und Zug auch nach Dänemark oder Südschweden zu reisen – jetzt im September.