Das zwei Feiertagswochenenden ist auch vorbei
Gefühlt waren es zwei Feiertage hintereinander. Für mich war es ein Verlust bei der Ausräumung der Wohnung. Am Freitag hatte die Müllabfuhr hier in Essen gestreikt und in meiner Straße kommt am Freitag die Müllabfuhr. Also kam sie nicht. Die Recyclinghöfe waren auch geschlossen (man hätte ja wenigstens mal was am Eingang hingeschrieben). Also habe ich zwei Tage Verlust bei der Ausräumung der Wohnung hier. Samstag war Tag der Deutschen Einheit – also auch geschlossen.
Das heißt, an den folgenden Tagen muss ich dann mehr machen.
Es heißt bei Verdi, dass die Müllwerker schon um 4.30 Uhr aufstehen. Das war eine Zeitlang für mich aber spät. Im IT-Support (Callcenter) musste ich um 4 Uhr aufstehen, um 5 Uhr aus dem Haus gehen, bis nach Düsseldorf fahren (hoffen, dass die Züge auch fahren), und um 7 Uhr in der Leitung zu sein.
In unserer Gesellschaft werden Callcenter zwar einerseits verdammt, aber doch angenommen. Wer in unserer Öffentlichkeit interessiert sich für diese Menschen? Keiner!!! Über Krankenpfleger gibt viele Gesprächssendungen im Radio und Fernsehn.
In der landläufigen Meinung wird das als leichter Beruf hingetan. Nein, ist es nicht. Es ist anstrengend, besonders im IT-Support. Das ist nicht nur einfach sprechen und dann auflegen. Man muss auch noch eine Lösung finden. Man muss nicht, aber es wäre doch ideal. Je nachdem wie die Stimmungslage am Telefon ist vom Anrufer, wie groß die Kompetenz in Sachen IT, desto leichter oder schwieriger ist es oft. Das ist nicht nur einfach nur telefonieren, wie man mit einem Freund oder einer Freundin telefoniert.
So und das von morgens bis abends, 8 Stunden am Tag. Mit manchen spricht man 2 Minuten, mit anderen vielleicht 30 Minuten. Dann muss man noch das Ticket erstellen (auf jeden Fall) und es gegebenenfalls noch so formulieren (auf Englisch), damit der Level 2 oder Level 3 Support versteht.
Interessant ist dann die Zeitperiode, wenn es einen Ausfall gibt. Besonders wenn Outlook – die Verbindung zum Exchange-Server ausfällt, dann ist die Leitung voll. Dann heißt es nur: annehmen, den Namen aufschreiben und dann zum nächsten Anrufer und so weiter. Ganz blöd ist, wenn sich dann zwischen diesen Anrufen sich noch jemand befindet, der ein ganz anderes Problem hat und wo sich dann der Anruf auch noch hinzieht. Wenn die große Anrufwelle vorbei ist, dann die Tickets erstellen. Während den ganzen Anruf funken dann die Verantwortlichen im Chat dazwischen und wollen wissen, was genau ausgefallen ist. Dann schreibt man nebenbei noch in diesem Chat, damit die Verantwortlichen dann die entsprechenden Teams kontaktieren können, damit so ein genanntes Ausfallticket erstellt wird.
Wenn man Pech hat, dann fallen zwei wichtige Programme gleichzeitig aus. Dann ist aber die Hölle in der Leitung.
Natürlich ist man trainiert und routiniert, aber es ist trotzdem Stress. Das ist mitnichten ein einfacher Job. Viele Firmen, wo ich mich mal so beworben hatte, haben einen ziemlich miesen Lohn. Ich kann von mir nur sagen, es war ziemlich viel, was ich verdient habe.
Im Durchschnitt habe ich 15 Anrufe am Tag geschafft, wobei die meisten Anrufe auch so 15 bis 20 Minuten dauerten. Das hört sich nicht viel an, ist aber schon. Mit den eingehenden Anrufen ist es nicht getan. Oftmals spricht man mit jemanden, dann macht man Troubleshooting, dann hilft es. Weil man aber nicht sicher ist, ob es wirklich die Lösung war, wartet man also ab und bittet dem Anrufer, er möge sich über Skype melden, wenn das Problem wieder auftritt. Dann meldet sich der Anrufer doch wieder. Manchmal ruft man wieder an oder wenn man alles Mögliche ausprobiert hat, schickt man das Ticket an Level 2 oder Level 3 weiter.
Als Agent, also Callcenter Mitarbeiter, ist man auch nur ein Mensch und hat auch mal das Bedürfnis zur Toilette zu gehen oder mal etwas zu essen und zu trinken. Auf YouTube gibt es ein Video, wo eine Reporterin dies Mal für einige Tage ausprobiert hat. Hier geht es „nur“ um ein normales Callcenter. IT-Support ist noch einmal eine Stufe höher anzusehen.
Ein Callcenter ist nichts für schwache Nerven. Man muss immer freundlich sein. Ich habe es zu 99 % auch geschafft. Es gelingt mir nach einer Weile nicht, wenn man merkt, wenn ich mich an die Regeln halte, die uns der Kunde gegeben hat, der Anrufer meint, trotz meiner ausführlichen Schilderung, immer wieder nachbohren muss. Also 99 % sind die Anrufer freundlich. Selbstbewusstsein und eine ruhige Wesensart sollte man für den Beruf haben. Ich bin jetzt seit einigen Tagen ganz raus.
Ich will mit der Schilderung nur sagen, auch wenn jetzt alle auf Krankenpfleger, Busfahrer, Müllmänner schauen. Wir im Callcenter – das ist auch nicht einfach. Überhaupt nicht, aber wir bekommen überhaupt kein Gehör in der Öffentlichkeit. Uns nimmt man auch ganz selbst verständlich wahr.
Der Kleiderschrank steht nun auch hier im Wohnzimmer. Er hat doch tatsächlich durch alle Türen gepasst, von der Höhe und Breite. Das hätte ich nicht so gedacht. Es ist total schön. Im Wohnzimmer ist ja die alte Couch ganz raus und auch der Wohnzimmertisch. Orte, die ich nur noch als Ablagefläche benutzt habe, weil sie aus meiner Sicht aufgrund der Größe überflüssig waren.
Aber noch so ein Umzug überlebt er wohl nicht mehr. Die Rückwand löste sich immer wieder. Ich habe sie notdürftig angeschraubt, aber sie hält nicht mehr so richtig. Der Schrank ist auch über 16 Jahre alt und ist der erste Kleiderschrank, den ich 2001 für meine ersten Wohnung gekauft hatte. Um ihn von meiner ersten Wohnung hierhin zu transportieren, habe ich diesen damals zerlegt und dann hier wieder aufgebaut, sonst hätte ich ihn privat nicht transportieren können. Oder ich zerlege ihn abermals und versuche ihn abermals in der neuen Wohnung im Norden oder Nordosten wieder aufzubauen.
Stralsund, Greifswald hatte ich mir jetzt am Wochenende online angeschaut, was auch so infrage käme, Rostock sowieso, Wismar wäre auch möglich. Entweder wenn ich mich selbstständig machen würde oder für ein Unternehmen arbeite, dessen Arbeitsplatz egal ist, könnte ich mir noch andere Orte im Nordosten vorstellen. Berlin ist tabu für mich, gilt auch für Hamburg. Ich möchte nicht von einer Großstadt von derzeit 580.000 Einwohnern in eine noch größere umziehen. Hamburg und Berlin kenne ich durch Besuche. Nichts für mich. Zum Besuchen okay, aber nicht, um da zu wohnen.