Die Digitalisierung hat man in Deutschland komplett verschlafen und das rächt sich nun in Coronazeiten
Ja, für unsere Frau Bundeskanzlerin für die ist die Digitalisierung nur die Corona-Warnapp. Dass da mehr ist, weiß sie natürlich nicht. Sie muss es auch nicht wissen. Kein Politiker hat je in die Zukunft geschaut.
Wir schielen andauernd nach Südkorea und sagen, wie toll es dort mit deren App funktioniert, aber vergessen ständig dabei, die sind auch viel weiter als wir. Die haben die Glasfaser mehr verlegt als wir hier in Deutschland.
Wenn man eine spanische Seite einer Stadt aufruft, gibt es ein Feld, wo man auf die digitale Stadtverwaltung klicken kann. Damit meine ich nicht nur Madrid oder Barcelona. Hier ein anderes Beispiel von der Stadt Albacete, südöstlich von Madrid. Ich vermute, die Stadt kennt kaum jemand von Namen her. So etwas finde ich hier in Essen überhaupt nicht. Gut Essen ist sowieso noch einmal ein Spezialfall.
Ich lese in diesen Tagen, dass auch in anderen Ländern der „digitale“ Doktor ganz normal ist. Pakistan oder Indonesien. Klar auch bei uns hat das im ersten Lockdown so etwas etabliert, aber ob es dann wieder beibehalten wurde, nach den Lockerungen ist mir im verborgen geblieben. In Deutschland darf man sich wieder per Telefonanruf krankschreiben lassen, was für ein technischer Vorschritt, wie toll. Da kann man sich wieder auf die Schulter klopfen und sich über diesen technischen Vorschritt freuen.
Dass die Corona-Warnapp nicht in der Bevölkerung akzeptiert ist, hat auch vielleicht damit zu tun, dass wir uns bis Corona eher sehr analog bewegt haben. Da wurde lieber auf Facebook, Google, Amazon und etc.. herum geschimpft, aber ein deutsches Modell gibt es kaum. Thalia ist noch einer der größeren Onlinebuchhändler. Die haben auch inzwischen ein gutes Sortiment an Büchern, die auch Amazon hat. Ich bin bei beiden Kunde. Amazon.de hat immer noch den Vorteil, dass es hier bei mir im Stadtteil eine eigene unabhängig von DHL laufende Packstation gibt, die ich möglichst immer benutze.
Seit Coronabeginn im Frühjahr ist die Schule das Dauerthema. Warum? Ja warum wohl? Uns fehlt es an Technologie. Der Präszenzunterricht wird deshalb auch so befürwortet, weil unsere technische Ausstattung so hundemiserabel ist. Die Politik versucht daher krampfhaft die Schulen offen zu halten, weil es an den technischen Mitteln bei uns im Lande fehlt. Das ist der einzige Grund. Natürlich gibt das keiner so recht zu.
Noch gestern in der NDR Info Redezeit kam der allzu beliebte Satz: „Wir müssen die Digitalisierung vorantreiben“. Wisst ihr was? Den Satz habe ich auch schon vor 10 Jahren gehört und es ist nichts passiert. Wie lange müssen wir in Deutschland noch darüber reden? Wir können nur von Glück reden, dass Corona nicht so gefährlich ist für alle Menschen. Wäre Corona ein Virus, welches binnen einem Tag nicht 17000 Infizierte hervorruft, sondern 17 Millionen, dann sähe es ganz anders aus.
Wir müssen die Kontakte beschränken, aber wir können es nicht erwarten, dass Kinder vor einer Webcam sitzen und dort lernen. Es klappt alles. Nur wir Deutschen sind es nicht gewohnt. Man hat uns den Computer, das Internet jahrelang schlecht geredet. Das fällt uns jetzt auf die Füße.
In diesem Punkt sind die Behörden unendlich langsam. Spätestens Ende März hätten die Behörden an alle Industriebetriebe neben Masken auch Webcams, Laptops bestellen müssen. Dass es bis heute immer noch nicht vonstatten gelaufen ist, oder nur ganz wenig, liegt an unser deutschen Bequemlichkeit.
Der Deutsche will jetzt wieder alles mehr als 100 % Sicherheit haben. Es GIBT keine 100 % ige Sicherheit und verdammt noch mal macht endlich, probiert aus und wenn es nicht klappt dann noch einmal versuchen und nicht wieder warten bis man die 100 % ige Sicherheit hat, dass es klappt. Dieser ganzer verdammte Perfektionismus in unseren Köpfen muss auch irgendwann ein Ende haben.
Auch die deutsche irrwitzige Fehlerkultur ist auch noch Schuld. Wenn etwas mal nicht funktioniert hat, dann wird man in diesem Land immer noch erniedrigt. Vielleicht kommt daher auch dieser Perfektionismus, alles megaperfekt machen zu müssen. Wenn wir technologischen Fortschritt wollen, also wenn wir das wirklich wollen, dann müssen wir mehr riskieren. Dann müssen wir auch riskieren mal die falschen Leute einzustellen. Aber das ist in unseren Köpfen nicht.
Der deutsche Perfektionismus lähmt unser Land und er wird noch in 100 Jahren lähmen, wenn wir nicht endlich damit anfangen, den mal beiseite zu legen.