Eine Dorstener Runde
So nennt man eine Fahrt, die am Bahnhof anfängt, erst nach Wulfen führt, dann querüber nach Deuten und dann wieder zurück zum Bahnhof von Dorsten. Den Begriff noch nie gehört? Ist auch logisch, den ich habe mir gerade ausgedacht.
Heute wollte ich das schöne Wetter mit Temperaturen über +21 Grad ausnutzen, aber keine große Fahrt machen. Die gestrigen 45 km sind doch noch im Körper oder in den Füßen. Also wohin? Mir fiel ein, dass ich noch unbedingt nach Dorsten wollte. Ich war schon lange nicht mehr da gewesen und außerdem irgendwie noch nie mit dem Rad.
Um 12.30 Uhr bin ich mit dem RE14 wieder von Essen HBF losgefahren. In der Woche fährt der Zug der Nordwestbahn von Bahnsteig 7 ab, weil er in Essen-Steele anfängt und nur am Wochenende von Gleis 8 (das ist ein Stumpfgleis), da er hier erst anfängt. 2017 bin ich auch schon mal ganz aus Essen mit dem Rad nach Dorsten gefahren.
Der Zug braucht 30 Minuten bis Dorsten und daher war ich so gegen 13 Uhr in der Stadt an der Lippe.
Zuerst habe ich den kleinen Segelflugplatz angeschaut und bin dann schnell nach Wulfen gefahren. 8,1 km sind es vom Bahnhof ungefähr bis nach Wulfen.
Erst über den Wesel-Dattel-Kanal und dann die Lippe gefahren, hier führt die B224 entlang und dann gerade aus auf die K41 (Bismarckstraße später An der Wienbecke). Es wird schnell ländlich. Wulfen liegt etwas abseits von Dorsten. Die Strecke zieht sich wie immer, weil es auch keine weitere Kilometer-Beschilderung gibt. Am Ende der K41 muss man links auf die L608 einbiegen. Der Radweg führt automatisch auf die L608, die Hervester Straße in Richtung Wulfen.
Ich war jetzt nur in Alt-Wulfen. In Wulfen-Barkenberg war ich nicht. An der L608, an der Hervester Straße befindet sich auch das Restaurant vom Koch Frank Rosin, welches aber um 13 Uhr geschlossen hatte. Es war für mich keine Überraschung, denn ich wusste, dass Frank Rosin sein Restaurant in Wulfen hat. Nur der Standort war mir nicht bekannt.
In Wulfen an der Kreuzung der B58 mit der L608 bin ich in Richtung Deuten abgebogen. Im Westen überquert man noch den Bahnübergang der RB45, die nach Coesfeld fährt und dann folgt man der B58. Nein, es gibt keinen Radweg an der B58 bis Deuten. Ich bin dann auf den Seitenstreifen gefahren und wenn nicht so viel Verkehr war auch kurz auf der Fahrbahn. Es war nicht ungefährlich, denn der Schwerlastverkehr ist hier ziemlich hoch. Die B58 ist die Verbindung zwischen Haltern und Wesel. Vor mir fuhr auch ein Normalradfahrer zeitweise auch auf der Fahrbahn und mal auf dem Strandstreifen, also er hatte wohl Erfahrung. Man darf hier nicht ängstlich sein und das bin ich nicht, wenn man sich auf die Strecke vor einen sich konzentriert. Ich höre schon die Leute sagen: „Was hätte da alles passieren können?“
Deuten hat 1640 Einwohner und keinen Supermarkt, aber einen Bahnhof. Der RE14, mit dem ich aus Essen gekommen bin, hält hier stündlich und fährt weiter nach Borken. Die letzte Fahrt ist um 23.11 Uhr nach Borken und um 23.46 Uhr bis nach Essen direkt. Die Fahrt um 23.46 Uhr nach Essen ist der Zug, der um 23.11 Uhr nach Borken fährt. Borken hat nur ein Gleis.
Noch interessanter wäre es, wenn man die alte Strecke bis ins niederländische Winterswijk wieder reaktivieren würde. Aber es kommt dann immer das Totschlag-Argument, dass die damalige Strecke zugebaut wäre und deswegen kann man erstens keinen neuen Verlauf bauen und zweitens wäre sie aus heutiger Sicht unattraktiv und drittens gibt es irgendeine andere Ausrede. Ich kann es mir nicht vorstellen, denn in Winterswijk würde man umsteigen nach Zutphen und dann weiter in den Niederlanden oder halt nach Zevenaar. Oder man baut die Verbindung Zutphen – Essen auf.
Ist nicht möglich? Warum wird bei einer privaten Bahngesellschaft die Strecke Mettmann – Wuppertal reaktiviert, während es bei der Bundesbahn damals hieß: Unrentabel?
Wenn die Bundesstraße nicht wären, Deuten würde ich als verschlafen bezeichnen. Dorsten-Rhade – da würde ich schon eher wohnen wollen, denn es hat auch drei Supermärkte. Eine direkte Nahversorgung mit dem Rad bräuchte ich schon und natürlich auch einen Bahnhof. Der RE14 hält auch in Rhade.
Vielleicht würden durch mehr Digitalisierung, besseres Internet auch diese Ort (also Deuten) zumindest etwas eher beliebter werden.
In Deuten bin ich dann in die Birkenallee in Richtung Dorsten eingebogen und daraus wird der Soltener Landweg (mit Radweg!!), die dann in Dorsten Holsterhausen endet. Dieser Teil in Holsterhausen nennt man die Baldursiedlung mit frisch angestrichenen wohl alten Zechenhäusern. An der Zeppelinstraße bin ich rechts abgebogen und habe die B224 überquert und links in die Juliusstraße eingebogen.
Hier wurden ganz alte Erinnerungen wach. In der Juliusstraße befindet sich die Julius-Sporthalle. Hier spielt der Basketballverein BG Dorsten und da kommt bei mir gleich die Gänsehaut. Die 1. Frauenmannschaft der BG Dorsten spielte für sehr sehr viele Jahre in der 1. Liga und als NB Oberhausen-Fan damals, die auch in der 1. Liga spielten, kam es zu sehr vielen Derbys und natürlich war ich auch in Dorsten. Die BG Dorsten, die Frauen, spielten auch mehrere Jahre im Europa-Cup mit. Das war eine sehr schlagkräftige Truppe gegen die Oberhausen nach meinem Erinnungsvermögen nie gewonnen hatte, weder in der eigenen Sporthalle Ost noch in Dorsten. Ich bin auch einige Male so als neutraler Zuschauer mal zu einigen Spielen hingegangen. Anwurf war immer um 19.30 Uhr.
Zu der Zeit hatte ich kein Fahrrad und auch kein Auto. Das Problem war nur der letzte Zug fuhr um 21.57 Uhr ab Dorsten nach Essen und der Zug kam nicht aus Borken, sondern Dorsten war Endstation. Die Deutsche Bahn AG dachte nicht im Traum daran wie heute bei der Nordwestbahn noch einen Zug aus Borken um später als 23 Uhr losfahren zu lassen. Meistens kam ich dann 10 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof an, denn ich bin die Strecke, die 20 Minuten gelaufen, es fuhr kein passender Linienbus. Die Waggons standen unbeleuchtet am Bahnhof, die Baureihe BR218 am anderen Ende machte keinen Murks. Ich fand die „Gute alte Zeit“ wovon alle schwärmen nicht so wundervoll. Irgendwann gingen die Lichter an und die Loks wurde angeschmissen und fuhr dann auch los.
Um auf den Basketball zurückzukommen. Irgendwann entschied sich die Vereinsführung den Männersport mehr zu fördern und den Frauensport nicht mehr. Also wurde aus dem Star der 1. Mannschaft in der 1. Liga eine 1. Mannschaft in der Landesliga. Die Herrenmannschaft von der BG Dorsten, die in der 2. Regionalliga spielte (das ist unterhalb der Regionalliga eine Liga, die so ungefähr zwischen Regionalliga- und Oberliganiveau hatte) hochzuhieven, was nie so richtig klappte. 1. Liga spielen die Herren der BG Dorsten bis heute nicht.
Ich bin dann mit dem Rad weiter in Richtung Innenstadt gefahren und da kommt man zum Freizeitzentrum Maria Lindenhof mit einer Sporthalle, dem Freizeitbad Atlantis und der Eissporthalle.
Hier spielte sehr viele Jahre früher die EJ Dorsten (nie höher als Regionalligaformat). Vor NB Oberhausen bin ich auch zu den GEC Schalker Haien gegangen. Die Schalker Haien hatte nichts mit dem FC Schalke 04 zu tun. Das war ein eigenständiger Verein. Schalke ist ein Stadtteil von Gelsenkirchen und somit haben die Handballer von Teutonia Schalke auch nichts mit dem FC Schalke 04 zu tun. Die Schalker Haie spielten auch mal in Dorsten, allerdings höchstens Freundschaftspiele meist zur Saisonvorbereitung. Ich spreche hier von der Vergangenheit. Wie auch der EJ Dorsten sind die GEC Schalker Haie im Jahre 2000 in Konkurs gegangen (heutzutage würde man von der Insolvenz sprechen) und der Nachfolgeverein EHC Gelsenkirchen hat es nie höher als Landesliga geschafft und zeitweise gab es keine Seniorenmannschaft. Seit dem gibt es nur Jugendmannschaften, die nie ein Seniorenteam gründeten. Ich vermute die Vereinsspitze hat kein Interesse an einem Seniorenbetrieb.
Danach war ich noch kurz in der Innenstadt, aber heute war ich in keinem Restaurant. Ich bin sowieso auch kein großer Freund von Speiseeis. Wenn ich einmal pro Sommer ein Eis schaffe, ist das verdammt viel.
Neben dem RE14 gibt es noch die RE43, die Emschertalbahn, nach Dortmund über Gelsenkirchen Buer, Bismarck, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel und Dortmund Lügtendortmund.
Der RE14 kommt aus Essen in Doppeltraktion an. Der vorderer Zugteil fährt über Deuten, Rhade, Marbeck-Heiden nach Borken (Westfalen) und der hintere Zugteil über Wulfen, Lembeck (auch Dorsten), Reken, Maria Veen nach Coesfeld, wo man nach Dülmen, Münster und Enschede (NL) umsteigen kann.
Um 15.57 Uhr bin ich mit dem RE14 von Dorsten wieder zurück nach Essen gefahren. Es gibt vor dem Bahnhof einen großen Busbahnhof und eine Filiale von Mc Donalds und Media Markt.
In Dorsten verkehrt die Vestische, früher einmal Vestische Straßenbahn. Die Vestische ist auch in Haltern, Recklinghausen, Marl, Bottrop und Gladbeck aktiv. Linien fahren auch darüber hinaus nach Gelsenkirchen-Buer (Bur gesprochen) oder Oberhausen oder Essen-Karnap.
Alternativ zum RE14 fährt noch die Buslinie SB16 nach Essen. So genannte alte Bahnbusse der Linie 188 fuhren von Dorsten mal bis Essen HBF, aber das ist lange her. Heutzutage fährt die Linie nur noch bis Gladbeck Oberhof und passt nicht ins Linienschema der Vestische hinein. Die Buslinien der Vestischen haben alle eine „2“ vor den anderen Nummern, weil der VRR, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für den Bereich des Vest als Recklinghausen und Umgebung eine 2 vorgegeben hat.