Emden in Ostfriesland
Ich war heute dort. Ja richtig gelesen, Niedersachsen. Aber da gilt doch mein VRR-Ticket nicht mehr, auch nicht mit der noch laufenden Ferienaktion der NRW-Landesregierung. Genau gilt auch nicht mehr. Ich habe mir in Münster / Westfalen HBF ein anderes Ticket für 19,90 Euro gekauft.
Aber der Reihe nach. Ich wollte schon nach Niedersachsen, aber eigentlich an den Dümmer See bei Lemförde. Wie gesagt, ich brauchte ein neues Ticket für Niedersachsen. Der Ticketautomat von Abellio (der für den gesamten Nahverkehr in NRW praktisch zuständig ist, kannte keine Option für das Niedersachsen Ticket, also man konnte es nicht auswählen. Das ist schon einmal sehr schade.
Ich habe es über den DB Navigator versucht, aber da meine ich hastig gelesen zu haben, dass man das Länderticket nach Hause zugeschickt bekommt. Die Tageskarten der Bundesländer, also für den Eisenbahnverkehr, muss man mit Blockbuchstaben unterschreiben. Für mich ein absolut steinzeitliches Unterfangen. Die Bahn begründet das mit der Sicherheit, aber kein Schaffner hat bei der Kontrolle je bei mir noch den Personalausweis verlangt. Also wofür den Namen rein schreiben? Schaffner verkaufen auch nur im absoluten Notfall noch Tickets im Zug.
In Münster bin ich dann ausgestiegen. Mir ist eine jährliche Aktion der Westfalenbahn (ein Abellio-Unternehmen, die Eurobahn gehört zum französischen Unternehmen Keolis) eingefallen. Man kann von Rheine aus an einem Tag nur auf den RE15 (Emden-Münster) benutzen, für zwei Personen und je ein Fahrrad, für 19,90 Euro. Die Fahrkarte ist nicht online verfügbar, sondern nur in den Reisezentren der Bahn oder der Westfalenbahn oder an den Ticketautomaten nur der Westfalenbahn.
In Münster/Westfalen stehen zwei Ticketautomaten der Westfalenbahn auf der linken Seite in Richtung Ausgang zur Innenstadt und hier wieder: Namen eintragen.
Ich bin um 6.41 Uhr vom Essener HBF mit dem RE2 nach Münster/Westfalen gefahren und war mit Verspätung um 7.40 Uhr in Münster. Um 8.05 Uhr bin ich dann mit dem RE15 nach Emden.
Die Strecke ist mir nicht neu. Ich kenne sie aus Zeiten der Ausbildung zum Bürokaufmann. Eine damalige Kollegin wollte im September zu einem Freibad in Norddeich und dort schwimmen gehen. 1995 empfand ich das völlig absurd. Heutzutage würde ich mitmachen. Danach bin ich desöfteren für einen Tagesausflug nach Norddeich mit der Bahn gefahren, damals noch Deutsche Bahn AG.
Mein Vater in Ostfriesland, in Ramsloh (heute Gemeinde Saterland) geboren, aber auch nur weil Gelsenkirchen zu dem Zeitpunkt 1945 in Schutt und Asche lag und wir in Ramsloh Verwandtschaft hatten. Andere Verwandtschaft wohnte in Backemoor, ein Ortsteil von Rhauderfehn, meine Oma väterlichseits zog nach Westrhauderfehn. Wir haben sie oft besucht, mit dem Auto, Cloppenburg, Friesoythe, Ramsloh, B72, A1, alles was für mich Erinnerungen ausruft.
Nun fahre ich seit etlichen Jahren womöglich entweder nach Rostock oder nach Ostfriesland. Ich weiß nicht mehr so genau 2004 oder 2006 war ich für 7 Tagen in Emden in Urlaub. Damals unter 30 fand ich die Stadt total langweilig. Mit 43 nun finde ich sie sehr gut.
Im Gegensatz zur BR111 und den neuangefärbten Silberlingen, haben die Flirttriebwagen der Westfalenbahn ein bedeutend hohes Beschleunigungsvermögen. Münster-Emden in nur 2 Stunden und 10 Minuten.
In Emden bin ich erst auf der K39 (Larrelter Straße), die in der L2 übergeht. An einer Ampel als ich mal kurz in meine App schaute, fragte mich ein älterer Mann, wohin wollte. Ich war doch sehr verdattert, weil ich war überrascht, dass mich jemand sofort angesprochen hatte. Mein Ziel war der Leuchtturm Knock. Ich konnte es aber nicht genau zu dem Zeitpunkt der Frage definieren und sagte nur westwärts. 15 km sind es bis dahin. Als Radfahrer fährt westlich von Larrelt weitestgehend parallel zur L2 und kommt schließlich in Wybelsum aus.
Schließlich bin ich dann die Knockster Straße weiter westwärts gefahren. Hier hatte ich viel Gegenwind. Die Knockster Straße nähert sich langsam dem Dollart und irgendwann riecht man schon das Meer. Aus ihr wird dann die Jannes-Ohling-Straße, die man auf den Deich fahren muss, wo man dann zum Leuchtturm und dem Siel- und Schöpfwerk Knock gelangt. Man kann sogar in dieses Schöpfwerk von der Straße reinschauen.
Erst wollte ich am Deich zurück nach Emden fahren, aber das war doch zu riskant, weil ich nicht wusste, ob ich dann irgendwann wieder auf den Deich und hinter ihm kommen könnte. Vielleicht müsste man von Emden aus westwärts fahren.
Mit dem Rückenwind habe ich die 15 km bis Emden HBF schnell erreicht. Im Emdener Zentrum, wo schon der Straßenwahlkampf für die Bundestagswahl Ende September wohl begann, habe ich mal Spaghetti Bolognese gegessen.
Zum Abschluss des Tages habe ich mir Emden näher angeschaut, denn ich habe hierhin eine Bewerbung geschickt. Von der Innenstadt bis zum Flugplatz, der in der Nähe von der Bundesautobahn A31, der Ostfriesenspieß, liegt, aber keine eigene Abfahrt hat (die Ausfahrt Emden-Mitte ist ganz in der Nähe), war ich innerhalb von 15 Minuten.
Dazu bin ich die Neutorstraße nordwärts gefahren und dann in die Borladusstraße eingebogen und dann an der Kirche Neue Heimat in die Herman-Allmers-Straße eingebogen und die dann bis zur Gorch-Fockstraße durch. Dann kommt man schon zum Empfangsgebäude vom Flugplatz Emden, wo die OFD (Ostfriesischer Flugdienst) beheimatet ist. Früher gab es mal eine OLT (Ostfriesischer Lufttransport). Der OFD flog auch mal mit einer Fokker 100 von Flughafen Bremen zu weiter entfernteren Zielen. Heutzutage konzentriert man sich auf die Flüge nach Borkum und Helgoland entweder von Emden oder Cuxhaven oder Heide aus. Es gab auch mal eine Verbindung von Bremerhaven-Luneort, die wegen der Flugplatzschließung aufgegeben werden musste.
Für derzeitige 109 Euro einfache Strecke kann man mit einer Britten Norman Islander der OFD einmal am Tag von Emden innerhalb von 15 Minuten nach Borkum fliegen. Eine solche Britten Norman Islander, eine zweimotorige Turboprobmaschine für ca. 9 Personen stand auch auf dem Apron vom Flugplatz von Emden heute Nachmittag.
An einem Radweg am Treckfahrttief, einem Kanal, bin ich dann die ca. 5 km zurück zum Emdener HBF gefahren. Für mich wäre das hier ideal mit einem Kajak zu fahren. Man stelle sich vor, im Sommer fährt man mit dem Kajak vom Außenbezirk zur Innenstadt zum Einkaufen. Wenn Leute Kajakwandern gehen und Gepäck laden können, dann kann man mit dem Kajak auch zum Shoppen gehen. Wenn ich mich nicht täusche, gibt es in den Niederlanden Gegenden, wo der Postbote mit dem Boot kommt. Es gibt einige Kanäle innerhalb von Emden. Mein nächstes Ziel war die Kesselschleuse im Stadtteil Neu-Faldern.
Ganz in der Nähe liegt auch das Van-Ameren (Frei-)Bad.
Ich hatte mir etwas an Wechselwäsche mal eingepackt für den Fall einer spontanen Übernachtung und einer Rückfahrt am morgigen Sonntag. Ein mir beliebter Youtuber sagte in seiner Videos: „Wenn man im normalen Alltag nicht jeden Schitt ausgiebt, dann hat man auch Geld für eine spontane Übernachtung und fährt dann einen Tag später in Ruhe nach Hause“. Das war allerdings vor Corona, wo Hinz und Kunz im Ausland in den Sommerferien war.
Ich vermute gerade an der See sind alle Unterkünfte erst einmal restlos ausgebucht. Bei einer Unterkunft hatte ich mal schaut. Da fing das grün für freie Übernachtung erst Mitte Oktober an. Der komplette Sommer und September war restlos ausgebucht. Übernachtungspreise was ich so über Google Maps gefunden hatte, lagen bei Hotels von 89 Euros bis 150 Euros.
NRW hat jetzt das letzte Sommerferienwochenende (am 17.08.2021 enden die Sommerferien) und in Niedersachsen enden die Sommerferien erst am 01.09.2021 (ungewöhnlich spät? Weil doch Bayern immer bis Mitte/Ende September Ferien hat). Ab 23.08.2021 habe ich Urlaub. Ich hoffe dann noch wenigstens etwas für 1 oder 2 Nächte zu finden, aber ich denke die Küste ist bis Oktober restlos ausgebucht. Nach den Sommerferien machen all die Leute Urlaub, die keine Kinder haben und Mitte Oktober befinden wir uns wieder im Lockdown bis Ende Mai (auch für die Geimpften – ich glaube an keiner Ausnahme, es sei denn man ist dreifach oder vierfach oder fünffach geimpft, zweifach ist der neuen Bundesregierung viel zu wenig und viel zu gefährlich – ich freue mich schon auf Karl Lauterbach, der uns das schon verklickern wird).
Ich bin dann um 14.52 Uhr mit dem RE15 bis Münster/HBF gefahren und dann mit der RE42 bis Essen HBF. Um 18.17 Uhr war ich dann in Essen.