Ist der Ausbau des ÖPNV wirklich politisch gewollt?
Jetzt machen wir uns mal ehrlich, ist der Ausbau, wie das immer besonders vor Wahlen gesagt wird, wirklich politisch gewollt?
Nach dem 2. Weltkrieg wurden sehr viele Strecken stillgelegt. Ich lese oft in der Wikipedia die ganzen Informationen über ehemalige Strecken und ich stelle wirklich fest, es gab wirklich gute Strecken. Sie aufzuzählen würde, sehr viel Arbeit bedeuten.
Es ist Tatsache, es kam das Auto und alle sind unosodo auf das Auto umgestiegen und nach meinem Gefühl ist das eine sehr tiefe innige Liebe, nein Verehrung. Selbst bei den hohen Benzinpreisen habe ich nur den Eindruck, dass nicht viele auf das Rad umgestiegen sind oder gar in den ÖPNV. Wir haben immer noch Corona und selbst gestern auf meinen Fahrten, wo es wirklich schön und warm war, waren die Züge recht leer. Ich merke es daran, dass ich vor Coronazeiten quasi an schönen Tagen um einen Stellplatz fürs Rad im Zug kämpfen musste. Manchmal standen mehr Räder als erlaubt im Fahrradabteil.
Jetzt in Coronazeiten ist das praktisch unglaublich wenig geworden.
Klar es gibt in manchen Städten mal hin und wieder eine Verlängerung der Straßenbahn oder von einigen Bussen, dann werden wir hier in NRW neue Zuggattungen eingeführt, aber so ein richtiger Ausbau ist das nicht.
Trotz aller Lippenbekenntnissen von den Politikern stockt der Ausbau des ÖPNV’s. Wir haben so ein massive Planungszeit von Strecken, die auch noch künstlich verlängert werden, durch ständige Initatativen von Bürgern: „Ich bin dagegen, nicht in meinem Vorgarten.“
Augsburg-Ulm ist so ein Beispiel, was ich gestern noch gelesen hatte, nach meiner Tour. Die jetzige Strecke schlängelt sich über Günzburg und Burgau zwischen den beiden Städten. Der ICE soll ähnlich des Vorbilds Köln-Frankfurt an der Bundesautobahn A8 entlang fahren. Es ist auch die Verlängerung von Stuttgart21.
Das nach Wien als Vorbild genommene 365 Euro-Ticket sollte in Nürnberg eingeführt werden. Es wurde abgelehnt – kein Geld vorhanden und jetzt kommt das entscheidende: „Längerfristig plant man schon damit“. Längerfristig heißt für einen Politiker: „Nicht mehr in meiner Wahlperiode und möglichst noch länger, am besten gar nicht.“ Und für den Politiker heißt es: „dann kann ich es ja in Sonntagsreden wieder einen Ausbau fordern, aber ich brauche ja nichts tun und ich kann ja gebetsmühlenartig den Leuten sagen: wie kompliziert (angeblich) alles sei“.
Ich brauche ja nichts von neuer Technik erzählen. Kommt bei den Politiker ja gut an, aber es braucht ja wieder jahrzehntelange Grundlagenforschung bis es technisch überholt ist.
Angeblich soll der Hyperloop von Elon Musk begraben worden sein. Aber ich weiß nicht ob das wieder ein politisches Framing, Fake News oder sonstiges ist.
Aber was wollen wir dann? Alles beim Alten lassen. Nichts Neues? Ist das der Grundgedanke von uns Deutschen? Auch die Ukraine-Krise wird nichts ändern.
Es gibt wieder Kritik am dem Vorschlag mit 9 Euro Ticket. Während man beim Benzinpreis ja alles klar ist, ist beim ÖPNV alles unklar. Mit Sicherheit wird wieder das Internet sinnbildlich vollgeschrieben, jeder meint mit jedem Artikel über dieses 9 Euro Ticket zu den Guten zu gehören. Aus meiner Sicht wird das 9 Euro Ticket eine Nebelkerze bleiben, ein zig Vorschlägen zum ÖPNV, den es bislang immer gegeben hat.
Wenn für Leute, wie die in Unna Billmerich, das 9 Euro Ticket interessant zu sein scheint, dann müssen dort erst die Linien ausgebaut werden.
Mit dem bisherigen Angebot:
Drei Buslinien verkehren von der Haltestelle Billmerich Kirche, die Linien R52 (nur Mo-Fr im Stundentakt), 156 (eine Fahrt zwischen Montag und Freitag) und T52 (7 Fahrten am Samstag und 4 Fahrten am Sonntag, wenn man diese telefonisch vorher anmeldet).
kann man keinen auf den ÖPNV bewegen. In manchen Ortsteilen sieht es noch schlechter aus. Wenn in Billmerich die Linie R52 sieben Tage in der Woche wenigstens stündlich fahren würde, könnte man darüber nachdenken. Das andere Problem sind: Wer arbeitet noch als Busfahrer? Wie schafft man hier attraktive Arbeitsbedingungen? Züge können automatisch fahren – da würde das Fahrpersonal nachts wegfallen, aber es müsste noch jemand geben oder zwei Personen, die die Züge überwachen und ggf. bei Störungen vor Ort eingreifen. Solche Einsätze müssten aber in Normalarbeit bestehen und nicht mit Rufbereitschaften oder ähnlichem.
Denkbar wären solche Züge vorerst für Nebenbahnen, wo Züge ggf. auch nach Anruf fahren oder wenn der Fahrgast am Bahnhof am Fahrkartenautomaten oder sonst wo auf einen Knopf drückt und so ein Zug ankommt. Es würden ja kleine rollende Transportkapseln, wo bis zu 4 Personen Platz haben genügen.
Solche Transportkapseln könnten auf bislang wenig frequentierten Strecken tagsüber oder nachts fahren. Diese Transportkapsel stehen an den meisten Bahnhöfen auf einem Abstellgleis, vielleicht in einer Halle, wo niemand gut einbrechen kann, und warten auf Kundschaft. Die Transportkapseln fahren wie ein Taxi auf Schienen. Als Beispiel ist die von mir genannte ehemalige Strecke Cloppenburg-Ocholt in Ostfriesland. Fahrgast bestellt so eine Kapsel in Cloppenburg und möchte in Ramsloh aussteigen und die Kapsel fährt bei allen anderen Stationen durch und hält dann nur in Ramsloh und lässt die anderen Stationen wie zum Beispiel Garrel, Friesoythe links liegen, wo sie dann an nächster Stelle auf ein Abstellgleis rollt und auf neue Kundschaft wartet. Natürlich gibt es in allen Stationen auch Überholgleise, so dass nicht auf eine andere Kapsel warten müsste, wo jemand gerade ein- oder aussteigt.
So eine Transportkapsel könnten viele ehemalige Nebenbahnstrecken wieder reaktiveren, vor allem auf dem flachen Land oder im Gebirge sehr interessant.
Würde man so etwas politisch auch wollen? Schwer zu sagen. Alle würden bestimmt sagen: „Super Idee“, aber bis zur Umsetzung würde es bestimmt Jahrzehnte dauern, weil es bestimmt wieder jahrelange Testprojekte gibt.
Aber in Deutschland hat es niemand eilig. Lieber zu lange warten als zu schnell.