Leer in Ostfriesland
Auch heute ohne Rad unterwegs, aber ganz viel gelaufen. Ich schreibe am Schluss noch etwas dazu zum Fahrradtransport auf der Emslandstrecke.
Um 5.55 Uhr habe ich die Wohnung verlassen (habe ich überhaupt noch eine?), um dann mit dem NE2 um 6.13 Uhr nach Essen HBF zu fahren.
Der RE42 auf Gleis 22 sollte um 6.46 Uhr abfahren, aber er fuhr erst um 6.50 Uhr ab. Ohne Grund vier Minuten Verspätung schon einmal. Ich hatte erst geglaubt, dass sein Buchfahrplan eine andere Uhrzeit angibt, als das wir im normalen Fahrplan. In Münster/Westfalen standen 15 Minuten zur Verfügung zum Umsteigen. Ich nehme es vorweg, es waren tatsächlich ganze 5 Minuten am Schluss. Immer wieder langsam. Dann hielt der Lokführer nicht perfekt am Bahnsteig. Musste noch einwenig vor rollen. Das passierte in Recklinghausen-Süd und in Senden-Bösensell.
Nein, diese Art der Zuggarnitur ist seit Jahren auf dieser Linie im Einsatz. Das war heute nicht Premiere. Ich vermute vorne saß ein Anfänger, der wohl die ersten Alleinfahrten hatte. Das ist nicht negativ gesagt, denn irgendwann fängt jeder mal an, seine Erfahrungen zu machen und eigentlich bietet sich der Sonntag Morgen auch an, wenn noch nicht so viel los ist. Von Gleis 14 in Münster/Westfalen muss man dann auf Gleis 2, wo der RE15 der Westfalenbahn, gegründet 2005 mit Sitz in Bielefeld, schon stand.
Abfahrt des RE15, heute in Einzeltraktion, um 8.05 Uhr. Von Münster/Westfalen bis Rheine befährt der RE15 die Kursbuchstrecke 410, ab Rheine befindet dann die Emslandstrecke Rheine-Norddeich Kursbuchstrecke 395 mit einer Gesamtlänge von 176 km. Für mich ist das die schönste Strecke in Deutschland, die zweit schönste ist Bremen-Osnabrück, die ich gestern gefahren bin.
Ich bin ja ein Fan der flachen Landschaft, Niedersachsen, besonders das Emsland, Kreis Diepholz. Mit den eher kühleren Temperaturen kann ich mich auch anfreunden. Eine frische Brise ist immer angenehm, aber Vorsicht wegen Sonnenbrand (kann man ganz schnell holen), die Mentalität der Leute ist gut und halt, dass es nicht so dicht gebaut ist, mit Ausnahme der Großstädte Hamburg, Bremen, Hannover, Rostock und Kiel (aber Kiel und Rostock haben eine Sonderrolle).
Die Strecke Münster/Westfalen nach Norddeich kenne ich aus meiner Jugend. Nein, die Dampflokzeit kenne ich nicht mehr. Die beiden Dampfloks in Salzbergen und Emden habe ich schon besucht, die am Anfang der jeweiligen Strecken stehen. Die Dampflokzeit endete auch vor meiner Geburt. Das heißt ich bin die schon zigmal mit den unterschiedlichsten Zuggarnituren gefahren, aber nicht unter Dampf. Angefangen von den ehemaligen Silberlingen, aber schon rot-lackiert mit BR111 vorne am Harken, als auch mal kurz die BR146 mit den Doppelstockwagen und jetzt die Flirt-Triebwagen der Westfalenbahn.
Wir hatten früher Verwandtschaft in Ostfriesland (Ramsloh – Gemeinde Saterland), meine Oma ist mit ihren Lebensgefährten nach West-Rhauderfehn gezogen und daher sind Orte wie Lingen, Meppen, Lathen, Dörpen, Papenburg mir natürlich bekannt und ich verbinde damit alles – aus der Kindheit.
Früher bin ich immer in Leer umgestiegen, um dann weiter nach Norddeich zu fahren. Emden kenne ich durch einen Urlaub in 2005 (7 Tage) und durch einen Tagesausflug vor einigen Jahren, wo auch ich mein Fahrrad mitgenommen hatte.
Diesmal war in Leer Schluss mit dem Fahren und ich habe mir erst einmal zwei normale Brötchen gegönnt. In der letzten Zeit, weil ich aufgrund der sehr frühen Abfahrt morgens, kaufe ich mir erst einmal zur Stärkung zwei normale Brötchen. Vor der Inflation hätte ich für einen Euro schon vier Brötchen bekommen, aber egal. Ja, ich esse die ganz trocken. Man glaubt nicht, wie viel man heraus schmeckt, aus was die gebacken sind.
Ich bin erst einmal durch die Innenstadt gelaufen. Ja schon sehr ansehnliches Sortiment an Geschäften – natürlich alle geschlossen am Sonntag – klar und so einige Gastronomiebetriebe für so eine eher Kleinstadt von 35.000 Einwohner.
Leer im liegt im gleichnamigen Landkreis, direkt am Fluss Leda im Süden und dem Fluss Ems im Westen. Nahe des Stadtgebietes gibt es auch einen Freizeithafen und einen richtigen Industriehafen.
Ich dachte, ich käme an die Ems heran, bin dann auch die Deichstraße entlang gelaufen bis zu einer Stelle, die in der OpenStreetMap anzeigte, dass man eine Möglichkeit hätte auf den Deich zu gehen. Aber dieser Durchgang war geschlossen. Im Prinzip bin ich umsonst dahin gelaufen, aber nicht umsonst gelaufen. Bewegung ist immer gut. Zurück bin ich bis zur Plytenbergschule gelaufen und dann links in ein Wohngebiet abgebogen, um dann auf der Edzardstraße in Richtung Klinikum zu wandern, also in Richtung Osten. Mich interessiert immer wie es in einem normalen Stadtviertel einer Stadt ausschaut. Touristische Sachen kann man sich in der Regel schenken.
Später habe ich mir in der Innenstadt einen Wrap bestellt (ohne Pommes), um dann auf der Wilhelm-Klopp Promenade entlang dem Freizeithafen zu laufen. Da kommt richtig Urlaubsfeeling auf.
Es war alles nicht voll, gefüllt ja, aber keine gefühlte Überfüllung, wo ich das Gefühl hätte, fliehen zu müssen. Dieses Gefühl hatte ich schon immer gehabt, seit meiner Kindheit verfolgt mich das. Es passt aber auch zu meiner Introvertiertheit.
Im Zug und am Bahnsteig kann ich dieses Gefühl irgendwie kurz abschalten. Da läuft auch alles irgendwie geordnet ab. Aber in einer wuseligen Innenstadt oder in einer Bahnhofshalle wird das mir das zu viel.
Bei einer baldigen möglichen Fahrt nach Flensburg (mit dem ICE und Regionalexpress), habe ich herausgefunden, dass ich auch in Neumünster umsteigen kann und muss nicht das in Hamburg HBF machen. Der ICE von Essen nach Kiel hält auch in Neumünster und im Rahmen des Deutschlandtickets werde ich die Fahrt auch so buchen. ICE normale Buchung und dann mit dem Deutschlandticket weiter. Ich bin schon zweimal mit Fahrrad in Hamburg HBF umgestiegen (weil es nicht anders ging).
Ich bin dann wieder langsam zurück zum Bahnhof von Leer gelaufen, noch die Zeitschrift Drehscheibe gekauft. Sie schreibt sehr vieles über Neuerungen in Sachen Bahnstrecken Deutschlandweit auf. Vor Corona habe ich mir sie sehr oft gekauft. Manchmal statt der Drehscheibe auch den Bahn-Report.
Um 14.09 Uhr habe ich dann den RE15 von der Westfalenbahn Leer wieder verlassen, um dann wieder mit dem bekannten Umstieg in Münster/Westfalen fast zwei Stunden später mit dem RE42 ins Ruhrgebiet zu fahren und somit Essen-Stoppenberg um 17.52 Uhr zu erreichen.
Viele werden sagen, warum hast du das Fahrrad nicht mitgenommen? Es sollte doch bekannt sein, dass auf dieser Strecke, wegen der guten Topologie sehr viele diesen Gedanken haben. In Brandenburg wurden schon wieder Fahrradfahrer des Zuges verwiesen, weil dieser zu voll war. Anders als der Laie sich das wieder einmal vorstellt, hatte das nicht mit dem Deutschlandticket zu tun, sondern weil die Strecken eh immer voll sind an solchen Tagen. Kommt noch Wärme und Sonnenschein hinzu, haben viele Menschen den gleichen Gedanken.
Der RE15 war auch schon in meiner Jugend im warmen Frühling und heißen Sommer immer sehr voll. Das einzige was man vielleicht machen könnte, wäre mit einem InterCity zu fahren, sich dort Rechtzeitig einen Fahrradabstellplatz zu buchen (wo man noch eine Reservierung für sich buchen muss). Kostet nur mehr und das Deutschlandticket hat keine Gültigkeit. Für den InterCity brauche ich einen eigenen Fahrschein (+Karte für den Fahrradabstellplatz im Fahrradwagen + Platzresevierung des Fahrgastes – in der Nähe vom Fahrradwagen). Ich kenne die Prozedur mit InterCity und Fahrrad ziemlich gut. So bin ich 2005 nach Kiel, 2018 und 2019 nach Rostock und 2018 für die Vorstellung beim neuen Arbeitgeber in Frankfurt/Main gefahren.
Das Emsland ist sehr beliebt. Man müsste sehr sehr früh fahren und dann sehr sehr spät wieder zurück, damit das Fahrrad mitkommt.
Auch um 14.09 Uhr ab Leer in Richtung Münster/Westfalen HBF war der RE15 in Doppeltraktion voll. Ich konnte mir noch einen Sitzplatz ergattern, aber viel Auswahl hatte ich nicht. Die Pfingstwoche geht zu Ende. Die Woche mit Fronleichnam beginnt, Wetter ist sehr schön und warm.