Mein Glück hat wieder zugeschlagen
Mein Glück hat wieder zugeschlagen. Heute ist das Wetter nicht so besonders; also dachte ich, gehst du mal wieder ins Hallenbad. Ich war noch mit dem Fahrrad vorher in der Stadtbibliothek an der Hollestraße, Bücher wegbringen und wollte ins Schwimmzentrum (SZ) nach Rüttenscheid. Das Hallenbad mit der 50 Meter hat auch am Samstag für Otto-Normal Schwimmer geöffnet, bevor dieses um 14 Uhr schließt und im kleineren Mehrzweckbecken der Badespaß für Kinder anfängt, wo ich nicht dabei sein möchte.
Ich bin aber nur bis zum Eingang gekommen, weil das Bad ist mal wieder für eine Schwimmveranstaltung für die Öffentlichkeit gesperrt. Das Glück habe ich immer. Wochenlang ist nichts und dann wenn ich gehen möchte, ist wieder zu, wegen einer Schwimmveranstaltung. Die Hallenbad-Alternative „Bad am Thurmfeld“ taugt nichts. Erstens weil das Bad für die Öffentlichkeit immer gesperrt ist. Das heißt in der Woche ist es von 6 Uhr bis 10 Uhr geöffnet und danach kommen die ganzen Schulen und Vereine dran. Am Wochenende ist es sowieso ganz geschlossen, für alle.
Aber ob man das Bad am Thurmfeld überhaupt wieder öffnen wird, steht sowieso in den Sternen. Das Hallenbad wurde im Jahre 2016 als Neubau und Ersatz für das alte Hauptbad an der Steeler Straße gebaut (welches auch diese Öffnungszeiten hatte). Seit März 2017 ist es wegen technischer Probleme geschlossen. Die Schließung dauert noch bis zu den Sommerferien an und wann es danach öffnet ist noch unbekannt. Ich würde mich nicht wundern, wenn es in diesen Jahr nicht klappen würde.
Das gleiche ist mit den Hallenfreibad Bochum-Höntrop. Im März 2015 gab es einen Brand im Hallenbadbereich. Im Dezember 2015 gab es eine Besichtigung der Brandschäden durch ein Gutachten. Danach hat noch einmal ein Jahr gebraucht, um zu klären, was mit dem Hallenbadteil machen soll. Jetzt hatte man entschieden, man wird das Hallenbad erhalten. In der derartigen Langsamkeit, wie deutsche Verwaltungen arbeiten, kann ich mir vorstellen, dass man das Bad im Jahre 2040 wieder eröffnen wird.
Das typische ist: Alle anderen Bochumer Bäder sind genauso marode. Der Freibadteil von Höntrop öffnet auch nur von Anfang Juli bis Ende August.
Alle Ruhrgebietsstädte haben eins gemeinsam: Was die öffentliche Infrastruktur angeht, da arbeiten alle Städte am langsamsten und ich vermute mal, das ist auch so ganz bewusst gemacht, denn alle Städte haben überhaupt kein Interesse mehr an den Erhalt von Schwimmbädern, Bibliotheken, Radwegen, öffentlicher Personennahverkehr etc…
Ich war noch im Grugabad. Eröffnet wurde das Bad 1964. Man hat seitdem höchstens mal die Technik ausgetauscht und den Kabinentrakt ausgewechselt, aber sonst sieht noch alles so aus, wie aus dem Eröffnungsjahr. Seit mehr als 15 Jahren, solange ich das verfolge, versucht man das in der Essener Bevölkerung äußerst beliebte Bad, wieder Ideen einzubringen. Auch Herr Kufen wird das in seiner Amtsperiode nicht machen, nicht weil er das nicht kann, sondern weil für die CDU mega unwichtig ist.
Keine Parteien in Deutschland haben überhaupt ein Interesse am Erhalt der Infrastruktur. SPD und Grüne waren lang genug in NRW an der Macht, gekommen ist nichts; wenn CDU und FDP da waren, kann man nur hoffen, dass sie keine Kürzungen für den ÖPNV, Radwege, Schwimmbäder, Bibliotheken mit sich bringen werden. Alle anderen Parteien sind nicht regierungsfähig. Wenn es um Ausgaben für die Infrastruktur geht, dann ist urplötzlich der Geldbeutel so was von klein und alle sind dann Pleite.
Wenn man die natürlichen Gewässer schrittweise für den offiziellen Schwimmbetrieb öffnen wird, wären Streichungen für Freibäder nicht so schlimm. Aber gerade in NRW sind die Behörden so sensibel, sieht man besonders am Baldeneysee. Nur in diesem Bereich ist die Wasserqualität angeblich in Ordnung. Ein Millimeter über den erlaubten Bereich würde man nach Ansicht der Stadt Essen sofort sterben. Witzigerweise schwimmt jemand außerhalb des Bereiches, um zu kontrollieren, dass da niemand rüberschwimmt. Dieser Mensch, der das macht, hat er besondere biologische Eigenschaften, dass er nicht sofort stirbt?
Wenn es keine Grüne Hauptstadt gegeben hätte, hätte man das heutige Baden im Baldeneysee sowieso nicht erlaubt. Sobald das Jahr vorbei ist, wird man wieder das Schwimmen im Baldeneysee verbieten. Man wird schon irgendeinen blöden Grund finden, damit man dem Bürger etwas vorgaukeln kann, die Schließung der Badestelle zu bewirken.