Nachtzug vs. fliegen
Aufgrund der Klimadebatte ist ja das Thema Nachtzug in fast aller Munde.
Für mich gibt es nur die Option, entweder tagsüber mit der Bahn fahren oder fliegen. Der Nachtzug ist für mich tabu.
Ich habe das einmal von Freiburg / Breisgau nach Duisburg (2011) gemacht. Es war ernüchternd. Im 6er-Liegewagen haben mindestens zwei Personen geschnarcht. Ich wusste gar nichts von den Formalitäten. Also, dass man sich vorher beim Schaffner melden sollte. Ich bin einfach ins Abteil gegangen und dann kam er plötzlich an und sagte, dass ich mich da bei ihm melden solle. Das scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein.
Die Abfahrt war um 22.55 in Freiburg und 6.00 Uhr Ankunft in Duisburg. Geschlafen habe ich 3 Stunden – immerhin, aber nur auf dem Abschnitt Freiburg – Mannheim. Dort stand der Zug für Stunden, weil ein Teil des Zuges fuhr glaub’ ich nach Hamburg und mein Teil nach Amsterdam. Dann am Rhein entlang – furchtbar. Die ICs fahren schon tagsüber unregelmäßig. Also ich meine, anfahren, bremsen, dann durch einen Tunnel und dann wieder anfahren, bremsen, Tunnel und so fuhr auch der Nachtzug, links, rechts. Ja, es gibt Leute, die da schlafen können – ich konnte es nicht.
Wenn der Zug eh nicht in Koblenz und Bonn hält, warum fährt er nicht dann nicht die Hochgeschwindigkeitsstrecke, wo der ICE auch fährt? Wahrscheinlich schaffen die Loks die Steigung nicht oder ist nicht zugelassen oder sonstige Probleme.
Geschlafen habe ich von Mannheim bis Duisburg gar nicht. Auf der Hinfahrt habe ich den ICE genommen, 4 Stunden insgesamt – besser geht es nicht. Na ja, das mit dem Nachtzug hat sich für mich wirklich erledigt.
Weil mich Skandinavien ja gerade sehr interessiert, habe ich mir ein Video von der ARD über einen Nachtzug von Hamburg nach Stockholm angeschaut. Die sind um 22.00 Uhr ungefähr losgefahren. Dann wurde man an der Grenze zu Dänemark aus dem Bett gerufen, weil die dänische Polizei die Grenzkontrolle durchgeführt hat (total unattraktiv – warum kann man nicht direkt in Hamburg die Grenzkontrolle durchführen – ach ja ist nicht vorgesehen) und dann stand der Zug über zwei Stunden in Malmö (hier gab es keine Grenzkontrolle?), weil aus dem Nachtzug wurde ein Tageszug, wo Waggons noch angekoppelt wurden.
Mich würden die zwei Stunden sehr stören. Erinnert mich an meinen Ausflug nach Göttingen, wo dieser Zug auch fast eine Stunde stand. Alle, die man dort im Video interviewt hat, waren fasziniert von der Unterbrechung. Dann kommt die Sache mit der Entschleunigung. Warum fahren sie nicht alle mit den Nahverkehrszügen, am besten S-Bahnen und Regionalbahnen, die fahren noch langsamer und halten überall? Das entschleunigt noch mehr.
Wer richtig entschleunigt, fahren kann ja jede Woche von Flensburg nach Füssen mit dem Deutschlandticket fahren. Das entschleunigt, weil man bestimmt einige Anschlüsse nicht bekommt und man an einigen Bahnhöfen noch einmal mindestens eine Stunde einplanen kann.
In den Kommentaren von dem Video gibt es nur eine Schwärmerei vom Nachtzug. Ja, wenn man das mag, kann man das auch ausreichend machen. Es werden auch meistens irgendwie nur Rentner interviewt, Leute, die remote arbeiten können oder Studenten und wohl mit einem guten finanziellen Polster.
Nein, so unattraktiv kann das Flugzeug nicht sein, dass ich von Düsseldorf nach Stockholm nicht fliegen würde. Man ist viel schneller, trotz Check-in geflogen. Außerdem ist die Fliegerei sowieso ein Hobby von mir.
Wenn das so attraktiv mit dem Nachtzug wäre, warum hat die DB diesen 2016 eingestellt und warum überlässt sie das jetzt der ÖBB Nightjet das Geschäft? Eigentlich müssten nachts nur noch Nachtzüge unterwegs sein, wenn es so einen hohen Bedarf gibt. Ich sehe aber nicht, dass der Flugverkehr sich reduziert hat oder weniger Autos auf den Autobahnen unterwegs sind.
Und warum gibt es auf der iberischen Halbinsel immer noch eine andere Spurweite? Wie viele Züge fahren denn zwischen Paris und Madrid täglich? Anscheinend ist der Bedarf nicht so groß, auch nicht nach dem Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecken in Frankreich und Spanien.
Zwischen Paris und Madrid fahren 0 Züge. Man muss immer wieder in Barcelona Sants umsteigen. Aus deutscher Sicht auch sehr unattraktiv.
Ich möchte mal wissen, wie die Experten das mit dem CO₂ wirklich ausrechnen. Berechnet man nur die Fahrt (Autofahrer berechnen ja auch immer nur die Spritkosten) oder was berechnet man da? Ich möchte nicht den Spielverderber sein, aber müsste man nicht alles einberechnen beim Zug / Flugzeug / Auto?
Also beim Zug müsste man den gesamten Bahnhof mit einbeziehen, also die Bahnhofsbeleuchtung, die die ganze Nacht leuchtet, die Stromverbrauch für die Oberleitungen in der Nacht und am Tag (oder wird die Oberleitung in der Nacht abgeschaltet?), die Reinigung des Bahnhofs (Bahnhofstoiletten sind nicht immer so sauber). Bahnhöfe sind sehr kalte Orte im Winter. Gerade beliebt in Deutschland, plötzliche Gleiswechseln, von Gleis 1 bis Gleis 10 oder 20 alles drin. Dann muss man mit Gepäck (und Fahrrad) durch den gesamten Bahnhof rennen (die Position des Fahrradwagens ändert sich dann auch noch – habe ich 2018 in Wuppertal erlebt – ursprünglich am Ende des IC, wegen des Gleiswechsels war der Wagen ganz vorne und der Angestellte am Bahnsteig hatte keinen Plan, wo nun der Fahrradwagen sein könnte).
Hoffentlich sind alle noch so gut zu Fuß. So einen plötzlichen Wechsel habe ich bislang noch in keinem Flughafen erlebt.
Es gab den Fall einer Schulklasse in Duisburg in der letzten Woche, wo der Flixtrain an einem anderen Bahnsteig abfuhr als ursprünglich geplant. Die Bahn, die immer noch verantwortlich für die Bahnhöfe ist, hat die Fahrgäste mehrmals vorher zu anderen Bahnsteigen geschickt. Die Schulklasse ist dann in einen ICE eingestiegen, wo der erste Zugbegleiter noch nichts sagte, es aber beim Personalwechsel – das ist auch so ein Unding bei der Bahn – versäumte, es dem zweiten mitzuteilen. Jetzt musste die Lehrerin 9.000 Euro Strafe zahlen.
Ein Unding deshalb, das habe ich auch oft genug erlebt, weil dann muss man zweimal den Fahrausweis zeigen. Man ist im Buch vertieft und dann kommt der andere Schaffner und man muss wieder schnell den Fahrausweis herauskramen.
Es gibt bei der Bahn auch die Möglichkeit eines Check-ins, die man nutzen kann. Die Frage ist nur, ob die Bahnmitarbeiter im Zug das mitbekommen.
Beim Flugzeug muss ich nur am Gate einmal meine Bordkarte vorzeigen und dann kann ich im Flugzeug entspannt mein Buch lesen und werde noch mit Essen und Getränken versorgt. Da es zum Glück nur eine Finkenwerder Airline gab (Spantax 31.05.1967), kann man sich sicher sein, dass man auch am richtigen Flughafen ankommt und wenn doch woanders gelandet wird, weil der Flughafen warum auch immer geschlossen ist, dann teilt es der Pilot einem mit und meistens gibt es noch einen Bus-Service zum ursprünglichen Flughafen.
Beim ICE in Wolfsburg kann man sich nie so sicher sein, ob der Zug auch wirklich dort hält. Zumal Züge wegen hoher Verspätung auch gerne nicht bis zum Ziel fahren und man dann alleine gelassen wird und von den ganzen anderen Problemen mal ganz zu schweigen.
Ich kenne einen Flugkapitän der Lufthansa, der Langstrecke fliegt. Er hat noch nie die Flugstrecke verkürzt, wenn er von Frankfurt nach New York unterwegs war, so nach dem Motto: „Wegen der hohen Verspätung fliegen wir heute nur bis Dublin.“
Also wer lieber lange Strecken mit der Bahn fahren möchte, der kann es machen und wer fliegen möchte, der kann es auch machen.
Es gab wieder so populistische Forderungen, den Flugpreis zu erhöhen (Kerosinsteuer) und ich frage mich, warum reduziert man nicht das Bahnticket? Flugverkehr ist in der Regel privatwirtschaftlich (wenn man die Flughäfen mal absieht), aber bei der Bahn, das sind bis auf ganz wenige Ausnahmen alles Staatsunternehmen. Da müsste es doch viel einfacher sein, den Preis zu reduzieren.
Wahrscheinlich kommt es aber in den Medien besser an, nach einer Teuerung zu fordern als nach einer Reduzierung.
Der Zug ist auf längeren Strecken nur interessant, wenn man das eigene Fahrrad mitnehmen kann (zum Beispiel im Thalys kann man das Fahrrad nicht mitnehmen, im TGV schon), ansonsten nur das Flugzeug.
Umwelt hin oder her. Das Flugzeug ist viel bequemer. Und wer meint, dass das Flugzeug umweltschädlicher ist, dann muss man sich nur vor Augen führen; London – Perth – nonstop, ca. 15.000 km, 17 Stunden, mit nur zwei Triebwerken, einer Boeing 787 mit über 200 Personen an Bord. Das ist heutzutage Normalität. Da kann man sehen, wie sparsam Flugzeugtriebwerke geworden sind.
Ich weiß, jetzt kommt bestimmt der Einwand: „Man muss doch gar nicht so weit fliegen, man kann doch hier alles in Europa machen.“ Ja kann man. Man kann auch sein Leben lang auf Balkonien bleiben.
Aber wenn es einen Nachtzug, der von Palermo in einem Stück bis nach Oslo fährt – also man steigt in Palermo in den Zug ein und steigt in Oslo aus – wer würde da nein sagen?
Bei der Transsibirischen Eisenbahn sagt man auch nicht nein. Oder sagt man sich, nee ich bleibe wegen des CO₂ lieber in Europa…..
In einem Bericht, weil jetzt kürzlich drei Flugzeuge, deren Klimaanlagen wohl nicht funktioniert haben, sich so aufgeheizt haben, stand drin: „Flughäfen sind Klimawüsten, dort würde es bis zu 60 Grad heiß werden“. Wieder ein Argument mehr gegen den Flughafen, gegen das Flugzeug, der aber sehr überschaubar ist.
Man müsste aber beim Zug alles mit einberechnen. Die Fläche des Bahnhofs, die Gleisanlagen und auch die Abstellanlagen. Ich glaube, die Bilanz ist gegenüber dem Flugzeug bedeutend schlechter, zumal die Bahn ja auch gerne bislang noch Glyphosat eingesetzt hat. Die Wartung der Gleisanlagen bei der Bahn ist aber bedeutend aufwändiger als das überschaubare Areal eines Verkehrsflughafens.