Nahtour durch Essen Karnap und Gelsenkirchen Horst
Schon der zweite sonnige Tag in Folge. So etwas muss man ausnutzen und ich war auch heute wieder unterwegs, aber diesmal keine große Tour, sondern alles im Nahbereich, Essen-Karnap, Gelsenkirchen Horst.
Aber es ist schon erstaunlich, was man sonst alles nicht sehen kann, wenn ich zum Beispiel mit dem Auto unterwegs gewesen wäre.
Losgefahren bin ich wieder über den Nordsternweg von der Gelsenkirchener Straße bei Zollverein nach zur Stadtgrenze Gelsenkirchen / Essen-Karnap. An der Emscher bin ich langsam entlang. Der Weg unterquert auch die Karnaper Str. (L448) und man kommt an der Obringer Voerde in Karnap aus. Über Walderney, Spanierwehr und Gravelottestraße bin ich zur Berswortschanze vorgedrungen. Ein Blick in die Straße ergab: Es hat sich völlig verändert, seit dem ich das letzte Mal dort war. In der Berswortschanze 20 wohnte damals meine Mutter und natürlich auch meine Oma. Die Straße vollzog hier eine Linkskurve und neben dem Haus standen viele Bäume und so einbißchen Wildnis. So kannte ich das, noch als meine Oma (Mia, Maria Goldberg) im Jahre 1986 starb. Heute stehen auf der früheren Wildnis, viele Häuser, hübsch, aber den damaligen Zustand fand ich besser.
In unmittelbarer Nachbarschaft steht das Müllheizkraftwerk von RWE. Hier hat mein Opa (den ich nie kannte, weil er 1977 beim Einstieg in die Straßenbahn einen Herzinfarkt erlitt, und auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb; ich bin Jahrgang 1978) im Kraftwerk gearbeitet.
Bis zum ehemaligen Matthias Stinnes-Stadion, was mal ca. 18.000 Zuschauern Platz bot, habe ich das Rad geschoben, weil ich einige Trampelpfade gegangen bin. Hier fand auch unter dem DFB-Verbot das erste Frauenländerspiel statt. Viele Mannschaften spielten hier, die Zweitvertretung von RW Essen, der Bader SV und die TSG Karnap 07. Seit 2015 wurde es für die Unterbringung von Flüchtlingen verwendet und umgebaut. Nach dem Abbau der Zelte ist das Matthias-Stinnes Stadion wieder leer und kann für Fußballspiele in diesem Zustand nicht mehr benutzt werden. Schade, denn es hat in Essen große Tradition und vielleicht baut man es noch einmal wieder um.
Ich bin dann von der Arenbergstraße auf eine Bahntrasse mit der festen Absicht zum Bottrop Tetraeder gewesen zu fahren, aber dem war nicht so. Auf der Brücke der Emschertalbahn hatte ich von weitem ein grünes Signal gewesen, was bedeutet, dass in einem kurzem Zeitraum ein Zug vorbei fahren würde. Ich habe auch nicht so lange warten müssen bis einer kam. Von der Brücke aus sieht man in westlicher Richtung die Kokerei Prosper (dahinter liegt noch die aktive Zeche Prosper).
Irrtümlich gedacht, ich wäre in Bottrop ausgekommen, war ich doch in Gladbeck Brauck. Zuerst wusste ich nicht so recht, wo ich war, aber da der Tetraeder-Besuch nicht so wichtig war, bin ich frei nach Schnauze weiter Richtung Osten geradelt und kam zur Endhaltestelle der Linie 301 an der Essener Straße in Gelsenkirchen Horst aus. Vorbei am Schloss Horst und dem Hallenbad Horst bin ich in die Buererstraße abgebogen. Hier im St. Josef Krankenhaus ist meine Oma väterlichseits im Jahre 1989 an den Folgen eines Gehirntumors verstorben.
Weiter ging es Richtung Osten und ich bin an den Ruhr Oel-Werken Gelsenkirchen Horst vorbei gekommen. Heute ist das ein Teil von BP. Hier sieht man noch viele alte Zechenhäuser stehen. Sie sind zwar alle von außen renoviert worden, aber die Charakterzüge haben sie immer noch. Ich bin dann wieder am Hallenbad Horst ausgekommen und bin wieder nach Horst Zentrum Süd (wenn man so will) gefahren.
Eigentlich wollte ich die Industriestraße 77 besuchen, wo ein anderer Teil der Goldberg-Verwandtschaft wohnte (Willi und Edith Goldberg), aber ich wusste es nicht mehr genau, wo sich die Straße befand. Beim nächsten Mal mache ich es besser.
Ja, ein Navigationsgerät wäre gut gewesen, aber ohne habe ich speziell an solchen Tagen immer das wunderbare Gefühl, dass man unerwartet neues kennenlernen kann.
Ich bin wieder bewusst nach Essen Karnap gefahren, um auf den dortigen Friedhof nach der Verwandtschaft zu suchen. Die Ahnewinkelstraße am Friedhofeingang sieht immer noch so aus, wie in meiner Kindheit. Das Grab vom im zweiten Weltkrieg gefallenen Gustav Goldberg habe ich noch gefunden, die anderen Gräber, die wir damals aufgelassen haben, sind natürlich nicht mehr da, aber ich weiß noch die ungefähre Position. Neben Oma Mia liegt hier auch Tante Ani und Onkel Heini (Heinrich), so wie meine Ur-Ur Oma (also die Ticktack-Oma) begraben. Als Fahrradfahrer ist die Sicht der kleinen verwinkelten Straßen in diesem Teil Karnaps natürlich etwas ungewohnt.
Zum Abschluss war ich mal wieder im Nordsternpark, der ehemalige Zeche Nordstern. Es zieht mich immer wieder dahin, obwohl der Park eher unbedeutend ist. Er ist zwar sehr groß, sehr weitläufig, hat aber nur eine kleine Gastronomie und hat mit Ausnahme des Amphitheater auch sonst keine besonderen Attraktionen. Auch ein Museum ist nicht vorhanden oder eine besondere regentaugliche Dauerausstellung im Freien. Am sogenannten Europator bin ich über den Ausgang Eggemannstraße wieder Richtung Essen-Katernberg gefahren und über den Nordsternweg zurück nach Stoppenberg.
Ich trug meine gestrige 3/4 schwarze Sporttight, darüber eine kurze schwarze Hose und die ganze Zeit mein blaues Sportshirt. Es war die ganze Zeit über doch recht frisch, denn es zogen immer wieder mal etwas dunklere Wolken auf. Wird Zeit, dass ich mich nach längeren Hosen Ausschau halte. Diese Woche ist das wegen der erneuten Spätschicht nicht möglich. Daher muss ich das auf den nächsten Samstag vertagen.