Ob das Deutschland schaffen wird?
Die Rede sind die Pläne von Herr Habeck bezüglich der Energiewende. Es wird interessant. Auch wenn er von den Grünen ist und daher wieder heftigen Gegenwind bekommen hat, so muss ich sagen, Deutschland hat einen gewaltigen Investitionsstau. Aber sehr viele Deutsche bemerken das nicht. Nein, es wird dagegen gewettert.
8 Jahre sind sehr ambitioniert, wenn es 2030 mit dem Ausstieg aus fast sämtlichen Energieträgern sollen. Eigentlich ist das die Zeit, wo der Deutsche noch mit den wichtigsten Gedanken herumschlägt und noch gar nicht die meisten Argumente gebracht hat. Ich will, der deutsche Denkprozess ist hier am Beginn und nicht am Ende. Bis die Planungen kommen, bis es realisiert wird, würden noch zig Jahre dauern.
Darauf hat sich das Volk, haben sich die Bürger eingestellt. So langsam geht das gesamte Land mit allen anderen Sachen auch um. Erst einmal: Sicherheit, 100%ige Sicherheit ist bei den Deutschen oberste Gebot, im Job, bei der Bewerbung, im Leben (obwohl hier werden gerne die Schlaglöcher gerne übersehen, aber dafür gibt es bei uns Fahrradfahrern ja Helme und damit wurde wieder alles von der Stadtverwaltung verordnet) und etc…
Und noch heute denken Personaler, Rekruiter, der Bewerber muss ihnen das Leben so einfach wie möglich machen. Warum muss ich das einen Rekruiter machen? Das ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es, einen neuen Job zu bekommen, wenn man arbeitslos ist.
Ich schaue mir die älteren Videos von Henrik Zaborowski wieder an, so zum Abgleich zu 2022. Viele Videos sind zig Jahre alt, aber ich habe immer noch den Eindruck – es hat sich bis auf das Verfahren wie man sich bewerben kann, nichts geändert.
Ich habe gestern noch in LinkdIn gelesen, dass es der Sturheit von sehr vielen Firmenvertreter zu verdanken ist, dass wenn man kein SAP im Beruf hatte, mit diesem Programm nie arbeiten kann. Die Sturheit (offiziell Sicherheit, 100%ige Sicherheit) verhindert das bei sehr vielen Menschen. Aber nicht nur ich sehe das, auch Henrik sagt das in seinen Videos, dass er alles gemacht hat, um einen Bewerber ins Unternehmen zu bringen und dann der Fachbereich sagt: „Nö den wollen wir nicht einmal reden.“.
Deutschland kommt nicht voran. Sind daran 16 Jahre CDU mit Angela Merkel daran Schuld, dass das Land in einen Dornröschenschlaf gefallen ist? Natürlich sind die Menschen alle fleißig, aber sie sind fleißig und treten auf der Stelle.
Natürlich haben es sich sehr viele Menschen dann in Deutschland bequem gemacht. Sie machen ihre Geschäfte von morgens bis abends, aber das Land ist entwicklungstechnisch nicht voran gekommen. Neubauprojekte dauern ewig.
Die Corona-Warnapp ist nichts besonders. Jedes Land auf diesem Planeten hat eine solche Warnapp. Bei manchen öffentlichen Stellen (wie der Essener Stadtbibliothek) steht immer noch ein Mensch am Eingang und kontrolliert diesen QR-Code. In den asiatischen Ländern gibt es Automaten dafür.
Henrik sagt auch, dass er bei den Unternehmen im allgemeinen keinen Entwicklungsschub sieht. „Das haben wir immer so gemacht und das hat sich bewährt und das machen wir weiterhin so“.
Das sehe ich ganz praktisch an LinkedIn. Die Rekruiter handeln zwar mit modernen Methoden, aber keiner hat Zeit und bereit mal einem zuzuhören. Ich teile da so einiges von meinen Trainingsvideos, auch von meinen eigenen Ideen, jeder hat die Möglichkeit dort mal zu kommentieren, was nur ganz wenige machen, die sich das auch zu trauen mit mir zu reden.
Henrik sagt auch: Kennenlernen braucht Zeit. Die Rekruiter knallen einen die Stellenanzeigen vor die Füße quasi und dann kommt als Abschlusssatz: „Wann hast du Zeit für ein Telefonat?“. Ich fühle mich total überrumpelt und ich fühle mich nur um eine Stelle in seiner Provision. Ich merke an Hand der Stellenvorschläge, dass sich dort niemand mal mit meinem Profil auseinander gesetzt hat. Ich weiß auch, dass es spezielle Tools gibt in LinkedIn, die es Rekruitern erlaubt wahrscheinlich Massenmails zu versenden. Es steht zwar mein Vorname oben drauf, aber zum Beispiel die einfache Serienbrieffunktion seiner Textverarbeitung kennt, weiß, dass so einfach ist, Massenmails -/Briefe zu versenden. Da der Vorname immer der gleichen Stelle steht in einem Profil, gibt es auch bestimmt automatische Methoden diesen Namen heraus zu filtern (wahrscheinlich ist das ein Array wie es so vielen Programmiersprachen auch gibt und wenn man für dieses Array eine Abfrage für eine bestimmte Position startet, kann man alles automatisieren).
Natürlich arbeiten die Tools bestimmt mit „wenn dann Verknüpfungen“. Also wenn im Lebenslauf IT-Support vorkommt, dann ist das schon ein besserer Match, wenn sein Wohnort Essen ist, dann ist Bochum ein weiterer Matchpunkt und so weiter. Da die Deutschen kaum umziehen, freut sich der Rekruiter schon einmal und kann fest seinen Skiurlaub von der Provision, die erhält einplanen.
Dass es auch so unbequeme Menschen wie mich gibt, die einfach hier im Ruhrgebiet nicht mehr wohnen möchten und dann noch etwas als reinen IT-Support machen möchte, das sieht die Software natürlich nicht (obwohl es in meinem Profil steht, welches von der Rekruitersoftware nicht abgefragt wird).
Für den typischen bequemen Deutschen heißt es wie früher 40 Jahre bei Krupp und damit ist der Mensch zufrieden. Dass sich die Zeiten geändert haben, das haben die wenigsten Menschen verstanden. Der Deutsche geht, auch wenn er Single ist, lieber in Hartz4 an seinem Heimatort als das er einen Job in der Uckermark annehmen würde und könnte weiter arbeiten.
Man muss auch im Jahre 2022 ganz ganz viel Geduld haben, wenn man einen Ortswechsel erzwingen will. Ich ziehe ja nicht von meiner Großstadt Essen mit rund 580.000 Einwohner in ein 800 Einwohnerdorf. Auch im Norden gibt es Großstädte wie Kiel / Lübeck, die um die 220.000 Einwohner haben, zwar weniger als Essen.
Und nein: Theater, Kino – das war noch nie mein Lebensmittelpunkt. Ich bin auch mal ins Kino gegangen, aber mehr in die kleinen Programmkinos. Ich würde auf dem Land nichts vermissen. Ich hätte aber ganz viel Natur, was ich in der Großstadt nicht habe. Meine Interessen haben sich geändert. Natürlich der normale Mensch interessiert sich erst mit dem Eintritt ins Rentenalter für die Natur. Das denken wahrscheinlich alle Rekruiter und sehen einen Umzug skeptisch.
In Zeiten von Full-Remotearbeit für typische Bürojobs ist der Wohnort doch egal. Ach nee, geht ja nicht. Der Mensch in 2022 muss noch brav ins Büro kommen so nach dem Motto: „Das haben wir immer so gemacht und das hat sich so bewährt. Ja in einer Pandemie darf man auch mal dauerhaft von zu Hause arbeiten, aber dann geht es wieder brav ins Büro zurück“.
Bis Deutschland sich ändert in solchen Dingen bis das alte verkrustete Denken aufgeweicht wird, das wird noch ewig in Deutschland dauern. Wie hat Horst Lüning in einigen seiner Videos mal gesagt: Er kannte mal ein Chinesen, der ab und zu nach Europa kam und dieser Chinese hat sich laufend gewundert, warum es bei uns noch keinen technischen Fortschritt gibt und nannte auch Deutschland: „Museumsland“.
Museumsland – das trifft es 100%ig für Deutschland zu und daher sind 8 Jahre bis 2030, was Herr Habeck vorgeschlagen hat, sehr ambitioniert. Ein Land, welches wohl stolz ist: „Museumsland“ genannt zu werden, das 16 Jahre absoluten Stillstand gewohnt ist, das wird sich vehement gegen die Pläne von der neuen Regierung wehren. Der Deutsche hat sich es sehr bequem gemacht und diesen Standard will er nicht missen. Ich weiß viele träumen noch von der Vergangenheit, wo es noch schöner war. Ja träumt mal weiter.