Papenburg – Rhauderfehn – Saterland

Papenburg – Rhauderfehn – Saterland

Heute war ich ein wenig in die Reise der Vergangenheit. Denn Rhauderfehn ist bestens in meiner Kindheit in Erinnerung und die Eltern väterlicherseits stammten aus Ramsloh, was früher eigenständig war, was heute zur Gemeinde Saterland gehört. Wenn man so sagen kann, war mein Vater Ostfriese. Ostfriesland heißt die Landschaft hier. Es ist keine politische Landschaft.

Ostfriesland

Als Kind sind wir mit dem Auto gefahren. Bundesstraße B224 / (heutige A52 bis Kreuz Marl-Nord) / Bundesautobahn A43 bis Kreuz Münster-Süd und dann die Bundesautobahn A1 hoch bis zur Anschlussstelle Cloppenburg und die Bundesstraße B72 bis Anschlussstelle Barßel und das restliche Stück auf der Bundesstraße B438 bis Rhauderfehn. Im Rhauderfehner Ortsteil Backemoor wohnen oder wohnten Heinz und Maria. Ich muss ehrlich sagen, ich kenne die Nachnamen nicht. Daher hätte man versuchen können da mal vorstellig zu werden. Die Verwandtschaft in Ramsloh lebt nicht mehr.

An diesem Sonntagmorgen bin ich also um 5.50 Uhr mit dem Rad zum Essener HBF losgefahren, dann in den RE2 derzeit nur von Essen HBF bis nach Osnabrück HBF, Abfahrt um 6.41 Uhr von Gleis 1. Diesmal brauchte ich nur bis Münster/Westfalen HBF, wo der Zug leicht verspätet ankam. Planmäßig wäre um 7.35 Uhr gewesen. Aber bis zur Abfahrt vom RE15, der Westfalenbahn von Gleis 1 in Münster/Westfalen um 08.05 Uhr war noch genügend Zeit gewesen. Leider kam der Zug nur in einer Einfachtraktion an und bis Papenburg war er auch sehr gut gefüllt. Ich als Bahnfahrer mit Rad habe schon weitaus schlimmere (vollere) Züge erlebt.

In Papenburg befindet sich die Meyer-Werft, die ich mir nicht angeschaut hatte. Vom Bahnhof in Papenburg bin ich in Richtung Völlenerkönigsfehn gefahren und dann die Papenburger Straße Nordwärts bis zur Birkenstraße gefahren, hier rechts abgebogen. Ich war froh schließlich auf eine Straße, die Rajen hieß abzubiegen, denn der Belag der Birkenstraße bis zu diesem Zeitpunkt grausig. Es zieht sich ganz schön bis Westrhauderfehn. Der Kirchturm der Hoffnungskirche schien manchmal nicht größer zu werden, je näher man gekommen ist.

Westrhauderfehn Hoffnungskirche

Klar, die Gegend, die Landschaft ist traumhaft, auch die Bebauung. An der besagten Hoffnungskirche bin ich auf die Bundesstraße B438 gestoßen. Hier ist auch das Zentrum von Westrhauderfehn mit etlichen Geschäften.

Der Bundesstraße B438 bin ich über Ostrhauderfehn bis Idafehn gefolgt. Auf jeden Fall kam ich über eine sehr schlechte Verbindungsstraße in Saterland Strücklingen an. Hier von Straßenschäden zu sprechen, war noch sehr geschmeichelt.

Ja, den Ort gibt es wirklich

In Saterland bin ich der Hauptstraße südwärts gefolgt, um dann nach 3 km in Ramsloh anzukommen. Wo das Haus der Verwandtschaft war, weiß ich nicht. Ich kenne nicht einmal die Adresse. Bei den Scanarbeiten nach dem Tod meines Vaters sind mir bewusst keine Dokumente mit der genauen Adresse in die Hände gefallen.

Am ehemaligen Bahnhof von Ramsloh habe ich dann etwas länger Pause gemacht. Es zogen dunkele Wolken heran, aber es fiel kein Regen. Aber es ist egal. Ich bin nicht aus Zucker und es ist Sommer.

Ich hatte zwei Optionen. Entweder ich ziehe es durch und fahre bis Cloppenburg über Friesoythe oder ich fahre dann wieder zurück nach Papenburg. Ich habe mich für Option 2 entschieden, denn bis nach Cloppenburg wären es 42 km gewesen. Das wäre mir doch zu weit an einem Tag, wo ich wieder am Montag arbeiten muss (wegen Müdigkeit). Außerdem waren es ohnehin schon 25 km bis nach Ramsloh und dann wieder 20 km zurück.

Am ehemaligen Ramsloher Bahnhof gab es einen Hinweis Ostrhauderfehn 11 km und ich dachte, das wäre fein, dann zurück eine andere Route zu fahren. Es ging auf die Moorgutsstraße und ich dachte, der Hinweis für Ostrhauderfehn ging nach Norden, aber ich wollte nach Papenburg zurück.

Ruhige Stelle, keine besondere Aussicht, einfach nur Stille

Irgendwie kamen diese Türme (Marinefunksendestelle Rhauderfehn) immer näher und laut Karte (App) wäre die Straße auch tatsächlich zu Ende. Die Zeit hatte ich mir am Horstweg dennoch gegönnt, einfach mal nur ins Gras zu setzen und diesen Acker zu betragen.

Was war? Es war Totenstille. Kein Auto, keine Radfahrer, nur Luft, Sonne, Wolken und Insekten. Einfach nur traumhaft. Am liebsten wäre ich zurück nach Ramsloh gefahren und wäre in meine virtuelle Wohnung zurückgekehrt.

Klar, der Mensch ist ein soziales Wesen und manchmal ist es einfach nur wunderschön, mal nur die Natur zu hören. Was nützt mir die schönste Wanderung, wenn hinter mir gefühlt hunderte auch entlang gehen? Dann ist ja wieder Trubel. Selbst da kann ich mich nicht abschalten. Als Hochsensibler bin ich irgendwann nur noch genervt von den vielen, die die gleiche Route nehmen.

Da ich etwas zurückmusste, bin ich noch einmal auf dem Moorrandweg ins Gras gegangen. Aber das war nicht mehr so das gleiche wie vorher. Als das erste Auto kam, war mein Gedanke, hoffentlich steht es weit genug von der Straße entfernt.

Auf jeden Fall, die Rückfahrt war irgendwann nur noch Stress. Entweder hat man zig andere Fahrradfahrer hinter einem, dann macht man eine Fotopause, dann wieder achten, haben die anderen genug Platz für die Weiterfahrt, sodass keiner meckert.

Über Langholt und Klostermoor ging zurück nach Papenburg. Ich bin über die Straße „Erster Wiek links“ gekommen. Bis dahin waren es noch einmal 7,6 km bis zum Stadtzentrum von Papenburg.

Im Papenburger Stadtzentrum habe ich noch ein Erdbeereis gegönnt. Aber so ein richtiges.

Ich bin froh, den RE15 um 15.18 Uhr genommen zu haben, denn wegen Bautätigkeiten entlang der Strecke fuhr der nächste richtig durch bis Münster/Westfalen erst wieder um 18.18 Uhr von Papenburg. Die anderen wurden bis Rheine (was noch ginge, wegen den Umsteigeverbindungen), Meppen oder Lathen verkürzt. In Münster/Westfalen wie gewohnt umgestiegen. Von Gleis 1 RE15 auf Gleis 14 zum RE42. Mit dem RE15, mit dem ich in Münster/Westfalen ankam, ist um 17.05 Uhr nur noch bis Rheine gefahren.

Ich war dann um 18.24 Uhr in Essen, 10 Minuten Verspätung, weil die Leitstelle hat einer S-Bahn den Vorrang vor dem Regionalexpress der Linie RE42 in Essen gegeben. War es in Ostfriesland noch übersichtlich, so hatte ich den Eindruck bei der Menge an Menschen wieder zu ersticken (also vom Gefühl).

Richtig zur Ruhe komme ich hier nicht. Weil aus dem Wohnzimmer, wo ich jetzt sitze, gibt es für den anderen Häuserblock ein kleines Fußballfeld, welches von hohen Metallzäunen umgeben ist. Es ist erst um 21 Uhr oder 21.30 Uhr wirklich Stille. In der Woche kommt gefühlt regelmäßig die Gärtnereifirma mit ihren Laubbläsern, Rasenmähern und dazu noch der große Stress im IT-Support. Da hat man auch ständig einen im Ohr, ständigen Hochdruck. Also Introvertierter und Hochsensibler ist das absolut nervtötend. Dann bin ich dann so gereizt, dass ich mich über die kleinsten Dinge aufrege.

Wo es noch so sehr angenehm war? Das war an den Stadtstränden von Tallinn (Estland, Baltikum). Da waren auch „nur“ Wellen, Wind und kühle Temperaturen um die +22 Grad (und viele Wolken). Besonders der Pirita Strand war zu diesem Zeitpunkt sehr angenehm. Nein, im Wasser war ich nicht, aber ich muss auch nicht da rein. Es ist nicht wegen der Ostsee (und Brackwasser).

Ich könnte es mir vorstellen, dass es selbst auf der größten Insel von Estland Saaremaa noch ruhige Ecken gibt.

Mit meinen 46 Jahren ist es mir wirklich total egal, was andere über mich denken.

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