Straelen-Arcen-Venlo-Kaldenkirchen

Straelen-Arcen-Venlo-Kaldenkirchen

Ich war in den Niederlanden, das erste Mal seit dem Ausbruch von Corona. Es war nicht geplant, aber wenn man schon so dicht an der Grenze verweilt, muss man einfach rüber.

Ursprünglich wollte ich nur eine kleine Tour machen, also nur Straelen und dann vielleicht nord- oder südwärts weiter, aber na ja, meine Spontanität, also meine eigene persönliche, kennt keine Grenzen, aber das war schon immer so. Als Dauersingle bin ich auch mein eigener Chef.

Ich bin mit der RE42 um 8.45 Uhr von Essen HBF losgefahren, bis Krefeld HBF und dann mit dem RE10 der Nordwestbahn (zum Glück in Doppeltraktion) bis Nieukerk, was schon recht niederländisch klingt. Man muss die Fahrt noch genießen, denn in den Sommerferien wird die Strecke wieder komplett gesperrt. Wenn dann auch noch eventuell Emmerich – Oberhausen auch wieder vollgesperrt wird, na dann herzlichen Glückwunsch.

Durch den Ortskern von Nieukerk (die Ansage in der Bahn hat es Neukerk genannt – ich hätte es fast niederländisch ausgesprochen) bin ich dann kurz gefahren, um dann auf dem Fulkenbruchsweg in Richtung Neesendyck (K38) geradeaus nach Straelen zu fahren.

Straelen hat ungefähr 16.000 Einwohner, ist der Sitz einer deutschen bekannten Firma für Tiefkühlprodukte und fußballtechnisch auch mit dem SV Straelen bekannt geworden. Die ehemalige Nationalspielerin (96 Tore) Inka Grings hat hier für ein Jahr die Männer des SV Straelen als Haupttrainerin trainiert. Als aktive Spielerin war ich sie sehr lange beim FCR Duisburg (6 Jahre, später MSV Duisburg), ehe sie ins Ausland verschlug.

Straelen Mitte

Straelen, der Marktplatz ist schon auf Touristen eingestellt. Schon um 11 Uhr haben sich Leute an die leeren Tische gesetzt, nur damit sie schon einmal da saßen, also die deutsche Art und Weise wie man am Pool die Badedecke hinlegt. Jetzt weiß auch warum ich kaum einen Platz habe, wenn ich um 14 Uhr zum Restaurant komme, weil die Leute schon seit Stunden an den leeren Tischen sitzen und sie quasi reserviert haben.

Mir war das noch einbißchen zu früh. Also bin ich zum Stadtteil von Straelen Auwel gefahren. Hier bin ich nur kurz vorbei gefahren, denn das Schild mit den Niederlanden hatte mich schon mehr gereizt.

In Lingsfort, auf der Arcener Straße habe ich dann die deutsch-niederländische Grenze überquert. Man sieht das auf Anhieb, weil die Straßen und auch die Radwege sind in einem besseren Zustand. Na ja schlechter kann man auch nichts haben in Deutschland.

Somit war ich wieder in den Niederlanden. Für mich als Radfahrer natürlich das Paradies. Super ausgebaute Radwege, Corona hat an der Grenze halt gemacht und auch keine Radhelme.

Kasteel Arcen

Woran kann man einen Deutschen im Ausland sofort erkennen? An der FFP2-Maske, weiße Socken in Sandalen und Badetuch reservieren am Pool. Ich habe null Leute mit einer Maske gesehen und wie üblich auch keinen mit Fahrradhelm und da fährt jeder mit dem Rad. Helme tragen nur Radrennfahrer in den Niederlanden, ansonsten kann man hier auch den Deutschen erkennen.

Auf jeden Fall war ich in Arcen, einem Vorort von Venlo. Einmal zum Hauptplatz, wo die Menschen draußen saßen. Ich konnte vor Corona ja ziemlich gut niederländisch, aber dadurch, dass ich nicht mehr dort war, habe ich es etwas verlernt, aber die Schriftsprache ist ja einfach.

Südwärts bin ich durch Lomm gekommen und dann in Velden gelandet. Die andere Seite der Maas kenne ich schon längst. Ich bin irgendwann 2018/2019 mal von Venlo über Horst, Venray, Overloon, Sint Anthonis, Boxmeer, Beugen, Gennep, Afferden nach Goch (wieder Deutschland) gefahren.

Irgendwann habe ich dann die A67 unterquert und bin dann im nördlichen Teil von Venlo ausgekommen, wo ich noch nie war. Im nördlichen Bereich der Innenstadt habe ich Stoßstange an Stoßstange nur deutsche Kennzeichen gesehen. Klar, die Niederländer fahren mit dem Fahrrad.

In Venlo waren die Geschäfte zum Teil geöffnet, obwohl wenn ich es richtig gelesen hatte, doch auch in den Niederlanden Feiertag war. Gefühl habe ich mehr deutsch als niederländisch gehört. Auch die 2 Brüder von Venlo, ein Supermarkt, hatte geöffnet. Ich persönlich gehe lieber nach Albert Heijn oder Jumbo, Jan Linders oder Coop.

Die deutschen Versuche von Albert Heijn auch bei uns Fuß zu fassen, sind wohl alle kläglich gescheitert. Es gab mal ein Geschäft im Duisburger und Recklinghauser HBF.

Klar waren alle Restaurants sehr gefüllt.

Ich habe die Innenstadt auch schnell verlassen. Venlo ist nicht mein Ding. Zevenaar in Gelderland ist mehr meins. Es ist kleiner und gemütlicher. Leider durch die Bauarbeiten zwischen Wesel und Oberhausen fahren seit Monaten an Wochenenden keine Züge und in den Ersatzbussen ist keine Fahrradbeförderung erlaubt. Aber sobald wie möglich, fahre ich die lange Strecke auch nach Zevenaar (auch hier gilt der VRR-Tarif im RE19). Wahrscheinlich gibt es keine 2 Brüder in Zevenaar, so dass es hier leerer gibt.

Ich habe dann Venlo in südöstlicher Richtung verlassen, in Richtung Deutschland, Kaldenkirchen einem Stadtteil der Stadt Nettetal. Man fährt den Kaldenkerkerweg, der einen ziemliche Steigung hat, und lässt das Stadion vom VVV-Venlo (Fußball, Eerste Divisie, also die 2. Liga aus deutscher Sicht), Covebo, de Koel rechts liegen. Ich bin dann in den Bevrijdingsweg abgebogen. Der Radweg in den Niederlanden, der bis zur deutschen Grenze, am ehemaligen Zollamt Schwanenhaus, geht, endet dort. Deutschland hat es nicht nötig, den Radweg fortzuführen. Ich weiß, Deutschland, der Nabel der Welt, hat seine eigenen Ideen.

Auf jeden Fall kann man hier weiterfahren. Aber nichts für Autofahrer. Der Durchgang gestattet nur Fußgängern und Fahrradfahrer für die Weiterfahrt.

Ich war dann noch in Kaldenkirchen Mitte, wo aber nichts zu essen gab. Nichts hatte auf, bis auf eine Eisdiele und ein normaler Imbiss.

Ich spreche hier von Kaldenkirchen am Niederrhein. Kaltenkirchen also mit t statt d liegt nördlich von Hamburg in Schleswig-Holstein.

Grenzbahnhof Kaldenkirchen

Kaldenkirchen Bahnhof, also den möchte ich nicht beschreiben. Seit über 15 Jahren total herunter gekommen, nichts tut sich dort, es gibt nicht einmal einen Aufzug. Erst 2026 will die Deutsche Bahn AG einen Aufzug einbauen (wahrscheinlich mit 5 jähriger Bauzeit). Venlo, eine Station in den Niederlanden, auch nicht der Hit, aber sieht immer sauber aus, immer funktionstüchtig.

Ich bin um 15.10 Uhr mit dem RE13, der Eurobahn nach Viersen und dann mit dem RE42 nach Essen HBF gefahren.

Es kam wie so kommen musste, der RE13 nur in Einfachtraktion, also kein Doppeltriebwagen, war natürlich total überfüllt und nach Viersen Dülken war es so voll, dass die Menge der Leute das Rad gehalten haben, kann man so sagen.

Deutschland – ein Land, das es sich längst hinter sich hat und die noch schlechteren Jahre kommen noch.

Ich weiß, die Eurobahn, Betreiber vom RE13, wird sagen, der VRR als Auftragsgeber ist Schuld, der VRR sagt bestimmt, das Land, das Land der Bund und der dann geht das ganze wieder Retour oder die Minsterialbeamten schlucken alles. Ach ja die Strecke Venlo-Viersen ist noch in weiten Teilen eingleisig. Und hier läuft der gesamte Ausweichverkehr, wenn jetzt Emmerich-Oberhausen gesperrt ist. Zweigleisiger Ausbau ist nicht in Sicht, aber wahrscheinlich werden sich die Bauer enteignet fühlen, wenn man ihnen einwenig Land abnimmt. Nein, wir brauchen keinen Ausbau.

Deutschland – ein Land, das es sich längst hinter sich hat und die noch schlechteren Jahre kommen noch (zur Wiederholung, damit es sich besser einprägt).

Die deutschen Politiker, SPD, Grüne, FDP, Linke, AfD, CDU haben was anderes mit Deutschland vor, als es zu modernisieren, Radwege zu bauen, den ÖPNV auszubauen und sonstiges. Das sind alles nur Augenwischereien und der Deutsche fällt jedes Mal darauf rein. Corona hat es gezeigt, wohin es gehen könnte.

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