Verlassen sich Laien zu sehr auf die Technik?
Ich habe das jetzt innerhalb von zwei Arbeitstagen (dazwischen war ja noch der Sonntag, der zählt jetzt nicht mit) von zwei Recruitern zwei Stellenangebote bekommen.
Von dem Versuch vom Samstag habe ich eine Antwort erhalten. Derjenige meinte, die Software hätte einen Matchpoint herausgegeben.
Verlassen sich Laien zu sehr auf die Technik, so dass sie bei Missfallen, dann enttäuscht darüber reagieren?
In LinkedIn werde ich auf Jobs gematcht, die bei genaueren Hinsehen überhaupt nicht zu mir passen.
Ich würde zum Bäcker ganz gut passen. Bäcker steht nicht zur Auswahl. Dabei frage ich mich, wie kommt die Maschine dazu? Ist hier ein Algorithmus am Werke, der das vorschlägt? Und selbst wenn die Software mich als 100 % passend dazu sieht, der Mensch muss immer noch den Kopf einschalten.
Obwohl ich gefühlt überall nicht Essen oder Düsseldorf eingegeben habe, so bekomme auch ich immer noch Stellenvorschläge für Essen oder Düsseldorf angezeigt. Ich vermute, weil ich Essen als Wohnort angegeben habe, liegt irgendwo noch ein Matchingpoint in der Software für Essen und Umgebung.
Meine Vermutung ist, dass die Software einen Bewerber findet, dann wird per Script massenhaft eine Mail versandt an alle wo die Software positiv anschlägt. Ich vermute, dass ich anhand der Beiträge für IT-Support diesen Algorithmus habe und daher dem Recruiter das so angezeigt wird. Dass ich in den Beiträgen eher negativ über diese Tätigkeit schreibe, übersieht oder versteht die Software nicht (vielleicht ist hier schon KI am Werke), aber das Schlüsselwort kommt vor. Die Software mach aus der Mail noch eine persönliche Anrede und per Knopfdruck wird per Script (vielleicht sogar Python) eine Nachricht verschickt.
Das leichte für den Recruiter ist, irgendwer beißt schon da an.
Der Scheiß ist (sorry für den Ausdruck), der Recruiter hat es sich ganz einfach gemacht und ich als Bewerber muss jetzt eine wahnsinnig tolle, toll gestaltete Bewerbung heraus aus den Fingern saugen, wo der Recruiter abermals nur eine Software darüber laufen lässt, die nach meinen Stichworten sucht. Erst ganz zum Schluss sieht man sich vielleicht oder spricht am Telefon.
Am Telefon merke ich dann, wie schlecht so ein Personaldienstleister informiert ist. Bei den IT-Spezialisten ist das noch ein bisschen besser, aber so viel besser auch nicht. Da könnte auch mein Vater als gelernter Bauzeichner arbeiten, wenn er noch leben würde. Ich glaube, er würde die geeigneten Kandidaten noch besser herausfinden. Auffällig ist immer, dass da nur junge Leute arbeiten. Ältere und erfahrende habe ich bislang noch nicht erlebt. Ich vermute so ein Personaldienstleister ist nur das erste Sprungbrett zu anderen Aufgaben, die dann später eher im Background passieren oder man gründet dann eine eigene Firma, wo man dann wieder Junge einstellt.
Letzenendes geht es nur um Geld, Provisionen und so viele angepasste Menschen wie möglich zu vermitteln und die schrägen Typen wie mich wahrscheinlich keinen Eintritt lassen.
Die eben angesprochene Technik verheißt nur Gutes, wenn man den Vertrieblern Glauben schenken mag.
Ich frage mich, der damit nichts zu tun hat: Warum soll ich noch eine so wahnsinnig tolle Optik in meine Bewerbungsunterlagen bringen, wahnsinnige Mühe mit einem Bewerbungsfoto machen (die auch nicht billig sein), wo dann auch herumkritisiert wird, dass der Hintergrund nicht zur Unterhosenfarbe passt oder dass man nicht genügend lächelt oder zu viel lächelt oder die Haare zu unordentlich sind oder einfach die Nase einem nicht gefällt?
Nicht umsonst kritisieren Frauen, die nicht auf der Showbühne stehen, dann die Kleidung von den Stars, die sich mal was ganz besonderes tragen, wenn sie nach Cannes zu den Filmfestspielen eingeladen werden. Da wird jeder Millimeter vom Kleid genaustens begutachtet und jede Falte scharf kritisiert.
So geht man auch mit Bewerbungsunterlagen um. Das vorherige Beispiel ist noch mit Humor zu ertragen; das andere ist peinlich.
Das ist wie zu Hause, wenn die Eltern zu Besuch kommen, man hat für eigenen Begriffe aufgeräumt und der Mutter fällt die Staubfläche hinter dem Trinkglas sofort auf und beschwert sich dann, dass man das nicht gesehen hat.