Winterswijk
Ja heute nur ein Ziel. Eigentlich wollte ich mal wieder nach Zevenaar fahren und so, aber da auf der Betuwe-Linie Emmerich-Oberhausen, mal es wieder eine Vollsperrung über dieses Wochenende gab, musste ich mir etwas anderes einfallen.
Winterswijk liegt in der Provinz Gelderland (ich muss sagen, sie gefällt mir immer mehr, leider ist sie mir einwenig zu wasserarm) und der Region Achterhoek.
Mein Vater war auch mal da (mit seiner Mutter) und er sagte mir immer, da wäre nichts los. Winterswijk war mal zumindest vor dem zweiten Weltkrieg einen Bahnknotenpunkt. Es gab eine Strecke nach Essen und nach Bocholt. Heutzutage fahren nur die Triebwagen von Arriva nach Arnhem und Zutphen.
Ich bin mit dem Rad von Essen HBF mit dem RE14 um 8.31 Uhr losgefahren und kam um 9.27 Uhr in Borken / Westfalen an (es gibt noch ein Borken südlich von Kassel). Früher hätte man bis nach Winterswijk fahren können. Mit den Bussen gibt es nur von Vreden eine direkte Verbindung. Von Borken muss man bis Südlohn fahren und denn theoretisch mit dem Bürgerbus B7 nach Winterswijk. Theoretisch, weil im Linienfahrplan Winterswijk angegeben ist, aber es gibt keine Abfahrtzeiten. Am Wochenende fährt der Bus überhaupt nicht.
Andere Alternative wäre bis Bocholt, dann mit dem Bus nach Aalten und dann nach Winterswijk.
Mit dem Rad wie in meinem Falle sind es 20 km.
Winterswijk wird am Bahnhof in Borken überhaupt nicht angezeigt (egal ob fürs Auto oder Rad). Für die Deutschen scheint es die Stadt nicht zu geben.
Vom Bahnhof bin ich den Becklingsweg gefahren, der dann in einem Geh- und Radweg bis zur Neumühlenallee führt. Hier biegt man links ab und fährt so lange bis zur Burloer Straße, die L600. Burlo ist der letzte Stadtteil von Borken vor der niederländischen Grenze.
Ich kenne nur die Niederlande. Ich bekomme immer Krampfanfälle für die sonst überaus korrekten Deutschen, wenn sie von Holland sprechen.
Bis Burlo sind es 7 km, die sich aber ganz schön ziehen.
Am Kloster Mariengraben auf der westlichen Seite von Buro wollte ich den Vennweg bis zu den Niederlanden fahren, aber die Straße ist nur für Anlieger.
In Borken Stadt waren bis Winterswijk 15 km für den Radverkehr, in Burlo waren es plötzlich 16 km bis Winterswijk. Also man fährt 7 km, um damit die Distanz um einen Kilometer wächst? Hält man die deutsche Bevölkerung für so doof, dass sie es nicht merkt?
Ok, ich bin dann der Empfehlung auf dem Vennweg, Winterswijk 13 km gefolgt. Man wird erst einmal nach Süden geleitet (die Stadt Winterswijk liegt aber nordwestlich von Burlo). Es war hinterher nur noch ein sandiger, geschotterter Waldweg ohne Beschilderung. Ich musste jemanden fragen, denn sonst wäre ich nie im Leben ins Winterswijk ausgekommen.
Es ist aus meiner Sicht hoffnungslos. Deutsche Behörden sehen das Fahrrad als irgendein Freizeitding an. Der Autofahrer hat seine sehr gut ausgebaute Bundesstraße, wo er Tempo 100 fahren kann (er mault, dass es noch zu wenig sei), seine Autobahnen und der Radfahrer fährt auf sandigen Waldwegen ins Nachbarland.
Ich bin dann noch angekommen und in den Niederlanden klappt das. Es stand an fast jeder Kreuzung Schilder, wo was hingeht. Ganz einfach, ganz simpel. Das einfachste der Welt und in Deutschland klappen nicht die einfachsten Dinger – nein, der wird irgendein Spezialding versucht zu machen. „Man will ja ganz besonders haben, wo jeder auf uns schauen kann“.
Ich bin dann am Wooldseweg ausgekommen. An der N319 beginnt auch sofort der übliche Radweg. Hier stehen auch viele Schilder, wo was hingeht.
Winterswijk Zentrum angekommen, Weurden – so heißt die Einkaufsstraße. Super schön, sehr lebhaft, sehr viele Geschäfte, kein Leerstand.
In Deutschland hat man tierische Angst, dass durch den wegfallenden Autoverkehr keiner mehr zu den Geschäften kommt. Die niederländischen Städte sind voll, voll mit Fahrräder, der Einzelhandel brummt, viele nette Gastronomiebetriebe, Markttag an der Jacobskerk und alle keine Maske – nur eine einzige habe ich gesehen, aber sonst alles ohne. Ok, Corona gibt es nur noch in Deutschland.
Im Norden der Stadt gibt mit dem ‚t Hilglo einen großen See. Es gibt einen großen Parkplatz für Autos und einen für Fahrräder. Jeder kommt auf seine Kosten.
Warum ist das in Deutschland nicht möglich? In Deutschland gibt es irgendwo 10 oder 20 Fahrradstangen und die stehen in irgendeine Ecke. Hier in den Niederlanden an diesem See bestimmt 100.
Zurück habe ich gegenüber dem Rathaus noch bei einem Imbiss mir so ein Pizza Brootjes Salami für 4,25 Euro gekauft. Ich muss mal wieder mehr niederländisch sprechen. Das ist ganz schön eingerostet. Lesen und hören ist kein Problem.
Zurück bin ich dann an der N319, da gibt es auf der nördlichen Seite den Kottenseweg, den mal Radfahrer sehr gut befahren kann. An der Ortschaft von Winterswijk Brinkheurne gibt es einen Abzweig nach Borken. Man durchquert noch Kotten, um dann praktisch im Niemandsland auf dem Burloseweg wieder zur deutschen Grenze zu fahren.
Der deutsche Weg ist sehr schmaler Fuß- und Radweg, wo man nicht einmal nebeneinander laufen kann. Warum baut den nicht aus? Wahrscheinlich hat der Deutsche mal wieder Angst, dass hier dann Herrscharen von Leuten entlang fahren würden.
An der deutschen Grenze waren es 11 km bis Borken. Ich bin 3 km bis Burlo und dann noch einen 1 km bis zum Ortsausgang gefahren, also 4 km und dann stand 10 km bis Borken. Auf dem Hinweg waren es 7 km von Borken nach Burlo. Sorry, der Deutsche kann keine Beschilderung, der Deutsche kann auch keine Kilometrierung. Furchtbar, an was soll man sich orientieren können? Warum kann das der Niederländer?
Der Deutsche hält sich doch immer für den Nabel der Welt. Deutschland verwahrlost immer mehr.
Ich bin dann von Borken mit dem Zug um 15.30 Uhr nach Essen zurückgefahren. Nein in Borken habe ich nichts gegessen. Aus Erfahrung von früheren Touren weiß ich, dass alle Restaurants nach 14.30 Uhr nichts mehr anbieten bis 17/18 Uhr. Borken ist nach 15 Uhr auch ein toter Fleck am Samstag, nichts los in der Innenstadt, die Bürgersteige werden um 15 Uhr in ganz Borken hochgeklappt bis Montag 10 Uhr.