„Wir bitten um ihr Verständnis“
Welches Unternehmen in Deutschland sagt diesen Satz in der Öffentlichkeit? Ja natürlich die Deutsche Bahn AG. Wer denn sonst? Und das beste ist, man nur 365 Tage im Jahr Verständnis für die Fehlerkultur, die marode Technik an Zug und Schiene aufbringen. Die Deutsche Bahn AG verlangt das vom Fahrgast und ich sage: „Ich kann nicht mehr“. „Ich habe einfach keine Lust mehr, ständig, 365 Tage Verständnis für alle möglichen blöden Ausreden von der Deutschen Bahn AG, die man durch die Lautsprecherdurchsagen hören kann, Verständnis aufzubringen.“
Klar Gelegenheitsfahrer kann man damit noch auf seine Seite bringen; Pendler aber gewiss nicht mehr.
Heute morgen ist mir auch mal die Hutschnur wirklich geplatzt. Ich war so ein HB-Männchen. Der kleine alltägliche Ärger begann schon um 10.00 Uhr. Der RE1 fährt seit Montag, seit Ferienbeginn, immer mit Verspätung um 10.09 Uhr ab. Außerhalb der Ferien hat das wunderbar geklappt, innerhalb der Ferien scheint es der Bahn noch nicht aufgefallen zu sein. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, „Was sind schon 10 Minuten und das jeden Tag?“
Ok, dann fahre ich mit dem RE2 um 10.20 Uhr, der pünktlich ankam. Mir ist die Sommerferienzeit immer als leere Zugzeit in Erinnerung geblieben. Seitdem ich immer zum Flughafenbahnhof fahre, erlebe ich das als super volle Zeit. Leute mit Koffern scheren sich nicht um das Mehrzweckabteil, das eigentlich Rollstuhlfahrern und Fahrradfahrern vorbehalten ist. Die kommen meistens in Massen rein, beschlagnahmen alle Sitzplätze und der Rest wird mit Koffern vollgestopft. Rollstuhl- und Fahrradfahrer werden ignoriert.
Aber es ging noch. Das Rad stand gut und ich auch. Auf jeden Fall ging es gut bis Duisburg HBF. Nach dem Öffnen der Türen hörte ich schon einen Bahnmitarbeiter sagen, dass es eine Signalstörung vor Düsseldorf gäbe und ich dachte nur: „ist zwar ärgerlich, vielleicht steht man 10 Minuten, aber dann geht es weiter“. Aber nein, Pustekuchen. Es war die gefürchtete Stellwerkstörung, die eingetreten ist. Und das allerbeste kam noch hinterher.
„Die Betriebsleitung hat entschieden, diesen RE 2 in Duisburg enden zu lassen“.
Für mich ist das immer der Gipfel der Unverschämtheit. Fahrgäste, die weiter wollen, haben in Deutschland halt Pech, die sind nur Menschen dritter oder vierter Klasse und da können sich Bahnsprecher oder sonstige Mitarbeiter noch so oft entschuldigen, das ist einfach unmöglich.
In keinem anderem anderen Land, wo ich bislang war, wird diese Praxis angewendet. Und beim RE5 (Koblenz-Wesel) ist das Alltag. Der RE5 fährt gefühlt nur alle zwei oder drei Stunden die gesamte Strecke durch, am Wochenende fällt jede zwei oder dritte Zug komplett aus.
Ich bin dann ausgestiegen, die S-Bahn fuhr auch nicht. Ich dachte nur, weil sie ja im Prinzip auf eigenen Gleisen fährt, dass sie davon nicht betroffen wäre. Aber der Mitarbeiter wusste mal wieder von nichts.
Also habe ich mich auf mein Rad geschwungen und bin ich die 20 km vom Duisburger HBF bis Düsseldorf Lichtenbroich, in möglichst höchster Geschwindigkeit heruntergefahren. Eine Stunde und 10 Minuten habe ich dafür gebraucht, aber wahrscheinlich auch nur, weil die eine Duisburger Ampel auf grün ging, aber keine 200 Meter, die nächste stand und die auf Rot umsprang.
Von Duisburg HBF bin ich über den Kalkweg Richtung Sechs-Seen Platte, bis zur Sittardsberger Alle (L60) gefahren und dann auf die Großenbaumer Allee (auch hier die L60). Um 11.15 Uhr war ich dann in Großenbaum am S-Bahnhof und was sehe ich? Einen Regionalexpress-Zug durchfahren. Habe mich natürlich riesig gefreut :-(.
Bin durch Angermund und schließlich war ich schon am Flughafen. Ich brauche ja nicht sagen, dass ich total verschwitzt auf der Arbeit angekommen bin, war auch „nur“ 40 Minuten darüber. Davon habe ich 20 von 45 Minuten auf meine Mittagspause verzichtet, weil gerade das Gewitter kam und ich eh nicht raus konnte.
Die Strecke vom HBF bis nach Angermund ist an einem Tag, wo man nicht zur Arbeit muss, sehr schön zu fahren und mit Sicherheit hätte auch das eine oder andere wegen Fotos angehalten, aber jetzt ging es darum, so wenig über den Arbeitsanfangszeit zu kommen wie möglich.
Mir kam auch der Gedanken, vielleicht in Duisburg Rahm auf die nächste S-Bahn zu fahren, aber das war mir zu ungewiss, ob eine überhaupt fahren würde.
Rückfahrt war wesentlich komfortabler.