Wir wussten das alles schon längst, verschlossen aber die Augen
Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat jetzt Fahrverbote für Teile von Essen und Gelsenkirchen für Diesel-PKW’s der Euronorm 5 verhängt. Es trifft auch einen Teil der Bundesautobahn A40, ehemalige A430 bzw. B1.
Jetzt laufen sie nun alle Sturm gegen das Urteil. Der Oberbürgermeister Kufen (CDU) von Essen will Revision einlegen.
Es war doch sonnenklar, die CDU und alle anderen Politiker sind doch mit der Automobilindustrie schon seit Jahren auf Kuschelkurs. Fahrverbote würden nicht so weh tun, wenn man nicht den jahrelangen Ausbau des ÖPNV und Radverkehrs so derartig verschlafen hätte, wie man es gemacht hat. Jetzt wird riesig geschrien und alle Autofahrer, die jetzt auch aufschreien, hätten der Automobilindustrie auch nicht so fette Gewinne beschert.
Jetzt tun sie alle so scheinheilig und betteln und winseln. Alle haben ihre Augen verschlossen, wie armselig. Angeblich sind doch alle Menschen so wahnsinnig aufgeklärt und so selbstbewusst. Aber wahrscheinlich doch nicht. Die eigene Bequemlichkeit siegt doch jeden Tag.
Wie sähe unsere Stadt Essen heute aus, wenn die Stadtverwaltung nicht ihren Dornröschenschlaf geschlafen hätte? Der RS 1 würde bestimmt schon längst bis nach Hamm gehen, die Ruhrbahn hätte neue Tunnelanlagen bekommen, die Linie 101/106 würden schon längst über Berthold-Beitz-Boulevard geführt werden; die ehemaligen Pläne der Grünen die Linie 107 bis nach Heidhausen zu verlängern oder die Linie 105 bis zum Annental zu verlängern und etc..
Es hätte eine U 11 bis nach Gelsenkirchen Buer gegeben, entweder wir würden auf der Südstrecke zwischen Essen HBF und Alfredusbad entweder komplett auf Normalspur fahren (als U 12) oder man hätte alle U-Bahnlinien (ehemalige Bezeichnung: Stadtbahn) auf Meterspur umgebaut und man könnte heute eine einheitliche Spurweite anbieten, so dass man diese Strecke ausgebaut hätte.
Es gäbe noch etliche Buslinien, wie der 177 bis nach Velbert Nierenhof, die Linie 359 in Burgaltendorf (statt der Taxibuslinie 159) oder die Linie 392 der BOGESTRA würde auch noch bis Essen Kray Nord fahren, den 171 hätte man nicht still gelegt (Kupferdreh-Velbert Mitte) und etc…
Und am Samstag hat man in Essen den 10 Minuten Takt zwischen 10 und 16 Uhr zu einem 15 Minuten Takt geopfert, die Linie 104 würde noch bis zum Flughafen Essen/Mülheim fahren und die ganze Linie 110 auch noch von Styrum bis zum Hauptfriedhof in Mülheim.
Nein, man diskutiert doch ernsthaft eine Taktumstellung in der Woche in Essen in der Hauptverkehrszeit morgen und abends von alle 10 Minuten auf alle 15 Minuten.
Aber nein, man hat dem Auto jahrzehntelange in Essen Priorität gegeben. Man hat den ÖPNV zurückgebaut. Jetzt kommen die Fahrverbote und dann jetzt jammert man? Nein, ich habe kein Mitleid.
Ich habe auch kein Mitleid mit den ständig steigenden Benzinpreisen. 1,59 Euro für 1 Liter Super war auf einer Aral-Tankstelle in Ratingen heute zu lesen.
Wenn ich als Radfahrer ständig über schlechte Radwege, seit mehr als 25 Jahren unbearbeitet, unverbessert, fahren muss, eine schlafende Essener Stadtverwaltung mit lahmen Lokalpolitikern, dann muss auch der Autofahrer mal endlich leiden. Ich muss mit einem Radweg von 60 cm Breite auskommen, während dem Autofahrer drei breite Fahrspuren auf den meisten Straßen zur Verfügung stehen, wo ich den Eindruck habe, dass den meisten noch zu wenig ist. Man wird von Autofahrern dann noch belehrt, dass man doch gefälligst den kaputten Radweg benutzen soll.
Seit 1998 gibt es keine Radwegbenutzungspflicht, wenn diese nicht durch die bekannten Fahrradsymbole auf blauen Grund gekennzeichnet sind. Aber all das kennt der deutsche Autofahrer nicht mehr.
Autofahrer blockieren seit Jahren Straßenbahnenschienen, parken auf Radwege. Nie werden sie ernsthaft belangt. All das sind nur Kavaliersdelikte. Selbst die Polizei drückt alle Augen zu. Nach dem Motto: Haben die Leute in der Straßenbahn halt Pech, müssen dann mal 15 Minuten länger warten, während ich als Einzelperson meine zwei Brötchen beim Bäcker kaufe. Jetzt gibt es endlich mal etwas und alle jammern.
Jeder Mensch hat es selber in der Hand und die meisten haben auf ihre dicken SUV’s gesetzt. Den VW Lupo hat man links geliegen gelassen und selbst beim Smart war man verhalten. Nein, man hat auf dicke Autos gesetzt. Glaubt man wirklich dass ein Dieselfahrzeug so sauber sein kann? Hat man das immer geglaubt?
Ich esse auch Schokolade und weiß ganz genau, egal was die Hersteller mir glauben schenken mögen, sie macht dick.
Der Herr Kufen möchte nur wiedergewählt werden und den Kuschelkurs mit der Autolobby weiter machen.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Ich hoffe, die Gerichte knicken nicht wieder ein, so dass alle so weiter machen können wie bisher.
Wenn das mit den Dieselautos nicht so schlimm ist, dann können wir auch weiterhin auf die Braunkohle setzen.