Wollen wir den Ausbau der Bahn oder doch nicht?

Wollen wir den Ausbau der Bahn oder doch nicht?

Ich rede hier von der Deutschen Bahn AG bzw. von den Schienenstrecken in Deutschland. Ich würde schon wollen, aber der Deutsche stellt sich quer. Von der Politik wird auch seit über 20 Jahren in Sonntagsreden nur versprochen.

Hier mal einige Artikel, die über das Portal Drehscheibe News gefunden habe (ich lese da als stiller Leser mit).

Köln-Nippes – Anwohnergemeinschaft gegen neues S-Bahn-Zuführungsgleis

https://www.boehme-zeitung.de/nachrichten-blog/2022/8/8/0sory94iiqknmjsfr9bls3rsnegg1p

https://www.br.de/nachrichten/bayern/bahnausbau-ulm-augsburg-auf-der-strecke-geblieben,SwNHyLp

Bitte? Wir wollen doch den Ausbau und warum stellt man hier quer? Beim unteren Link auch die Kommentare lesen.

Dieses Projekt ist schon sehr alt. Es tut sich auch nichts. Anscheinend ist doch romantisch die Güterzugwagen immer noch durch das Rheintal fahren zu lassen (die Anwohner haben da eine andere Meinung – mit zurecht, aber wir wollen doch den Güterverkehr auf die Schiene bringen oder doch lieber LKW?). Wenn wir auf die Schiene den Güterverkehr bringen wollen, dann brauchen wir auch neue Schienenverbindungen, aber einen Anwohner zu erklären, dass dann laute Güterwagen in der Nähe der Wohnung vorbei fahren werden, wird sehr schwierig sein.

100 km Tunnel unter Westerwald und Taunus

Auswertung: Jeden fünften Tag steht die Gäubahn still 

Dann lieber doch fliegen? Ich kenne das mit diesen Baustellenprojekten nur zu Gute. Hier an der Strecke Arnhem-Oberhausen habe ich das Vergnügen schon seit Jahren und bis das dritte Gleis liegt, für den Güterverkehr für die Betuwe-Linie für die Linie Rotterdam nach Genua, dauert es noch bis zum Jahre 2025. Bis dahin werden mal alle paar Wochenenden die Strecke gesperrt. So läuft das auch anscheinend auf der Gäubahn und auf so vielen anderen Verbindungen auch.

Friesenbrücke wird teurer

Liegt an den durch die Inflation gestiegenen Preisen. Aber 9 Jahre braucht man für diese Brücke. Sie dient einer Zugstrecke von Groningen nach Bremen. Aber zugleich müsste Leer-Oldenburg (Niedersachsen) auch ausgebaut werden (da tut sich noch gar nichts).

WDR: Lüdenscheid bleibt vom Zugverkehr abgeschnitten

Hier prüft am Ende des Jahres drei Möglichkeiten, weil die Brücke ist durch die Flut im Juni 2021 zerstört. So lange hat Lüdenscheid keinen Bahnanschluss.

https://www.merkur.de/bayern/bayern-deutsche-bahn-db-brenner-tunnel-inntal-neue-strecke-bruecke-kosten-protest-90458022.html

https://www.sueddeutsche.de/bayern/kiefersfelden-brennerzulauf-buergerinitiativen-inntal-1.5529351

Nach 7 Jahren hat man endlich eine Strecke gefunden, wo man mit der Planung hoffentlich mal anfangen kann. Der Artikel ist von 2021. Bürger haben schon lautstarken Protest angekündigt. Der südliche Teil in Österreich soll in 2032, der Brenner Basistunnel fertig sein.

Nach einem jüngsten Bericht von 2022 hat doch keiner Interesse an der Strecke. 2032 soll sie in Österreich fertig sein, 2040 in Deutschland und ich bezweifle, dass wir das schaffen. Verzichten wir auf diese Strecke, dann wird das alles auf der Rheinstrecke verlaufen. Die Offenburger / Freiburger werden sich freuen, wenn dort der Zugverkehr zunimmt.

Aber wie war das noch einmal? Wir wollen die Eisenbahn ausbauen, den Güterverkehr auf die Schiene verlegen? LKW weniger (verdienen so wenig). Oder doch mehr LKW auf der Straße? Ich meine, zahlreiche Autofahrer werden sich freuen, wenn die Elefantenrennen stattfinden.

https://www.nau.ch/news/europa/guterbahnen-warten-auf-entschadigung-nach-rastatter-tunnelhavarie-66238646

In der Schweiz beginnt langsam Unmut über den langsamen deutschen Ausbau (Rheintalstrecke), der nicht nur an der deutschen Bahn AG geschuldet ist, sondern auch an uns Bürger selber, die immer alles erst einmal blockieren.

Ruhrgebiet: Seit 2019 fährt die S9 von Gelsenkirchen nach Recklinghausen. In Herten zwischen Recklinghausen und Gelsenkirchen sollen noch drei S-Bahnhöfe gebaut werden. Im Jahre 2015 wurde schon über diese Bahnhöfe berichtet.

Jetzt hat man 2021 endlich mit einen angefangen, der im Dezember 2022 fertig sein soll. Der Gipfel der Unmöglichkeit:

„Zusätzlich zum Bau des neuen S-Bahnhofs wird dann ab 2025 der Landesbetrieb Straßen NRW die veraltete und sehr schmale Brücke der Feldstraße über die Bahngleise neu bauen. Mit der Fertigstellung ist frühestens 2027 zu rechnen.“

Zwei Jahre für eine angeblich schmale Brücke abzureißen und dann neuzubauen? Noch peinlicher kann es in diesem Irrenhaus – genannt Deutschland nicht werden. Und erst wenn diese Brücke 2027 fertig ist, kommen noch zwei Aufzüge hin. Wunderbar. Noch langsamer kann man in Deutschland nicht mehr bauen.

https://www.lok-report.de/news/europa/item/29899-spanien-einweihung-der-ave-strecke-madrid-galicia-durch-den-koenig.html

Schauen wir mal nach Spanien. 9 Milliarden Euro Madrid nach Galizien wurde eröffnet. 16 Jahre Planung und Bau, also pro „Sache“ 9 Jahre, mit Brücken, Bahnhöfen, Aufzügen und allem drum und dran.

In Deutschland undenkbar. 16 Jahre braucht man hier für die Planung, dann noch einmal 10 Jahre für den Bau, wenn man die 5 Jahre Bürgerproteste noch hinzurechnet.

Petro Sánchez, der amtierende Ministerpräsident seit 2018 gehört der PSOE an und die Partei ist Mitte-Links zuzuordnen. Aber auch bei der Vorgängerregierung wurde so ein Projekt durchgewunken – wenn ich das so lapidar mal schreiben kann.

Spanien hat ein sehr gut ausgebautes Hochgeschwindigkeitsnetz. Derzeit wird nach meinen Kenntnissen nur noch die Strecke nach Lissabon über Badajoz und eine Strecke von Almeria nach Alicante. Die bisherigen Strecken sind unattraktiv. Spanien ist der zweitgrößte Staat nach Frankreich in Europa. Selbst von Málaga nach Barcelona fliegt man über eine Stunde, mit dem Zug fährt man mit Umsteigen in Madrid über 5 Stunden beinahe 6 Stunden trotz Hochgeschwindigkeitszug. Es gibt aber nur eine Verbindung am Tag, während man mit Ryanair und Vueling fünf Verbindungen hat.

Ich weiß, der typische Deutsche wird sagen: „Was interessiert mich Spanien?“ Klar, für den Deutschen arbeiten die anderen Nationen auch viel zu schnell und ich wette, es kommt wieder der Satz: „Aber Spanien ist eine zentralistische Regierung, das kann ich mit Deutschland nicht vergleichen.“ Bitte, wenn einem die deutsche Langsamkeit wunderbar einem gefällt. Dann brauchen wir gar nicht über die Ausbau der Erneuerbaren reden und ist auch kein Wunder, wenn in dieser Kriese gerade, die Bundesregierung noch Gedanken macht, ob man die Kernkraft weiter laufen lässt. Für den typischen Deutschen ist das auch noch viel zu schnell.

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