Zevenaar – Doetinchem – Terborg – Dixperlo – Bocholt
Die Niederlande machen süchtig und so bin ich heute wieder gefahren mit dem ÖPNV / Rad. Ich habe ja nichts anderes zur Verfügung.
Ich konnte bzw. durfte. Die monatelangen Sperrungen besonders am Wochenende auf dem Abschnitt Wesel-Oberhausen sind erst einmal Vergangenheit, so dass der RE19 von VIA (Abellio NRW fährt ja nicht mehr) wieder bis Arnhem fahren konnte.
Mir ist auf der Hinfahrt ein Missgeschick passiert. Ich wollte bevor ich aussteige ein zweites Mal zur Zugtoilette. Ich kam nicht mehr raus. Beim ersten Mal habe ich genau den gleichen Handgriffe gemacht und beim zweiten Mal klappte es nicht, bzw. ich hatte wohl unbewusst einen Handgriff falsch gemacht. Der Zugbegleiter hat dann die Tür aufgeschlossen und ich konnte die Zugfahrt noch genießen.
Zevenaar, das kenne ich und ich war überrascht wie leer es um 10 Uhr noch war. Es gab auch keinen Markt am Raadhuisplein. Nein, nicht wegen Corona. Die Niederländer gehen das ganze unbeschwert an. Zevenaar ist das bessere Venlo (für mich vollkommen überfüllt und überbewertet). Ruhig, klein und man bekommt eh alles. Die meisten, die nach Venlo fahren, fahren wegen dem Geschäft „Die 2 Brüder von Venlo“ und die gibt es sonst nirgendwo. Aber dafür kann ich dann mit den Niederländern in Zevenaar ganz alleine sein.
Über die tollen Radwege (kennt man ja aus den Niederlanden) und erst die N336 und Hengeler bin ich nach Didam (ein Teil von der Gemeinde Montferland, wo zum Beispiel auch ’s Heerenberg dazu gehört) gekommen. Die Strecke kenne ich durch frühere Fahrten schon längst und auch Didam Zentrum. Wunderschön kleine, nette Strassencafés so wie man die Niederlande her kennt.
Von der Kirche „Onze Lieve Vrouw van Altjiddurende bijstand“ bin ich nach Norden auf der Raadhuisstraat und Singel zum nördlichen Ortsausgang von Didam gefahren. Von hier an, ist alles neu für mich gewesen.
11 km bis Doetinchem sind es von hier aus und man kann hier ganz gemütlich an der N813 entlang fahren. Wenn man genau wissen möchte, wie viel man noch zu fahren hat, nimmt man die Kilometerzählungen, die für Autofahrer gedacht sind. Alle 500 Meter steht so ein Schild. Nach einer 3/4 Stunde habe ich dann Doetinchem erreicht.
Ich kenne die Niederlande und ich bin so einiges gewöhnt, aber wenn ich mir so die Straßenunterquerungen für uns Radfahrer ansehe, dann bleibt mir immer die Spucke weg. Die Niederländer haben nicht so eng gebaut und bei der Umgestaltung der Stadt auch was gegen Autofahrer gemacht. Aus deutscher Sicht ein sehr unliebsames Thema. Trotzdem haben die Autofahrer ihre zwei Fahrspuren, können mit Tempo 70 außerorts fahren und kommen trotzdem ans Ziel. Wir Radfahrer haben unsere Fahrbahnen, unsere Beschilderung, unsere bewachten Fahrradstellplätze in der Innenstädte. Kein Hauen und Stechen wie das bei uns in Deutschland der Fall ist.
An jeder Ampel steht für uns Radfahrer, als auch für Fußgänger oftmals ein Knopf zum Drücken. Dann wartet man maximal 60 Sekunden und kann weiter fahren. In Deutschland gibt es die Bettelampeln. Da kann man noch so viel drauf drücken, da passiert erst einmal für gefühlt 3 Minuten nichts. Vor manchen Ampeln gibt es auch Bodenkontakte für Radfahrer. In Deutschland ist sehr oft witzig. Fahrradroute und der Bodenkontakt ist auf die Schwere des Autos eingestellt. Folglich als Radfahrer steht dann bis zu seinem eigenem Tod, weil ich zu leicht bin für den Bodenkontakt. Hier bei mir im Stadtteil gibt es so einige Ampeln. Die Stadt Essen hat auf meine Anfrage nicht einmal eine Antwort geschrieben. In Essen interessiert niemand für das Fahrrad. In Köln soll es eine Straße geben, die für Autofahrer ganz gesperrt ist und wo der Bodenkontakt immer noch auf Autos eingestellt ist. Die Radfahrer kommen hier nicht rüber.
Aber zurück zum heutigen Tag.
Doetinchem hat 45.000 Einwohner, eine sehr gut ausgebaute Fußgängerzone. Die Fußgängerzone hat einen Charakter von einer Großstadt.
Ich muss in diesem Zusammenhang auch sagen, in den Niederlanden gibt es wohl kein Innenstadtsterben wie in Deutschland. Zu 99% fühlt man sich in den niederländischen Innenstädten wohl. Die Niederländer haben kaum echte Kaufhäuser. V&D ist vor einigen Jahren Pleite gegangen. Ansonsten bestehen die Innenstädte aus kleinen Läden, die zwar oft Ketten wie Hema, Kruidvart etc.. angehören, aber das sind keine riesigen Gebäude. Auch die typisch deutsche Art der Bäckereiketten ist so in den Niederlanden nicht präsent. Ich mag das ganze.
Weil noch so viel Zeit übrig war, bin ich südostwärts am Bahnhof von Doetinchem vorbei nach Gaanderen, einem Vorort der Stadt über die N317 und dann schließlich dem Rijksweg. Weiter südlich befindet Terborg, welches zur Gemeinde Oude Ijsselstreek gehört. In der Hoofdstraat, einer verkehrsberuhigten Zone gibt es kleinere Geschäfte.
Wenn man irgendwo das erste Mal ist, dann hat man nicht so den Überblick über alles. Aber es sah sehr nett aus.
In den Niederlanden, besonders in den kleineren Gemeinden wird man sehr oft begrüßt mit Hoei (oder so ähnlich). Dieser Trend ist auch bei uns in Deutschland übergeschwappt, was mal echt positiv ist. Ich mag das Grüßen von fremden Personen. Mich erfreut das immer sehr.
Über den Silvoldeweg ging es weiter nach Silvolde (Gemeinde Oude Ijsselstreek). Die Oude Ijssel durchquert als Fluß die Stadt, die als Issel südlich von Borken/Westfalen entspringt.
An der Straße „Markt“, gegenüber der Sint Mauritiuskerk habe ich mir einige Brötchen gekauft – in so eine Tüte für 2,90 Euro. Ich hatte echt langsam Hunger. Um Silvolde in Richtung Dinxperlo zu verlassen, bin ich auf der Prins Bernhardstraat gefahren. Am „Molenberg“ steht noch so eine alte wohl gut restaurierte Windmühle (die Straße heißt nur „Molenberg“, natürlich nicht „Am Molenberg“).
Damit die Strecke doch nicht dorflos war, bin ich auf dem Kapelweg nach Sinderen (960 Einwohner) gefahren. Mal gab es einige Felder, auch so ein Minicampingplatz habe ich gesehen, als auch den Bergerslagbeek (einem Bach) und die kleine Antoiniuskapel (Kapelle). Bevor ich dann Dinxperlo erreicht habe, bin ich noch über Aaltenseweg und Veldhorstweg und Varseeveldseweg nach „De Heure“ gekommen, was schon zu Aalten gehört. Auch Dinxperlo ist der südwestlichstes Zipfel von Aalten.
Dinxperlo (7.225 Einwohner) ist der Grenzort zu Deutschland und des Stadtteils von Bocholt Suderwick. Dinxperlo hat bis auf einen Bahnhof der niederländischen Staatsbahn so gut wie alles, eine große Einkaufsstraße, Marktplatz, ein Hallenbad (Zwembad Het Blauwe Meer) und durch den Bocholter Stadtbus Linie C7 auch einen Anschluss nach Bocholt.
Auf dem Heelweg/Hellweg kann das deutsch-niederländische Verhältnis sehen. Alles was nördlich ist, gehört zu den Niederlanden und alles südlich davon ist Deutschland bzw. Bocholt.
Schließlich in Deutschland bin ich auf der L606 nach Bocholt gefahren. Es waren heute nur insgesamt 30 km, aber durch den böigen Ostwind kam es mir das doppelte vor.
Bocholt kenne ich durch viele Besuche bereits (auch Dinxperlo war ich schon mal), bin ich mit dem RE19 um 16.15 Uhr zurück nach Oberhausen und dann mit dem RE3 nach Essen-Altenessen.
Niederlande immer wieder gerne und so oft wie möglich, wenn jetzt alles wieder offen ist.