Zweiter Tag der Warnstreiks / Brückenbau / Bewerbungen
Heute ist der zweite Tag, wo die Ruhrbahn bestreikt wird. Die Ruhrbahn ist der Zusammenschluss von den ehemaligen Verkehrsbetrieben Essener Verkehrs AG (gegründet 1954, als Nachfolgebetrieb der Süddeutschen mit Sitz in Darmstadt und der Stadt Essen) und Mülheimer Verkehrs AG (Auslagerung von den Betrieben der Stadt Mülheim, gegründet 1894). Die Fusion trat am 01.09.2017 in Kraft.
Schon gestern wurde die Ruhrbahn bestreikt und heute wieder. Aber heute streiken alle, auch die Müllwerker wieder. Ich war gestern 1,5 mal bei der EBE. Wegen Metall bin ich zu der Außenstelle hier auf der Elisenstraße gefahren und dann wollte ich so gegen 14 Uhr zur Lierfeldstraße fahren, zum Hauptrecyclinghof. Aber die Autos standen bis auf der Lierfeldstraße in beiden Richtungen. Es sah aus wie an einem Samstag um 13 Uhr.
Ja Frau Merkel, wenn die Leute nicht wegfahren können/dürfen, dann trifft man sich am Recyclinghof wieder und bilden dann da sehr lange Staus. Wartezeit war bestimmt über eine Stunde, wenn nicht gar länger. Ich versuche es daher morgen um 7 Uhr wieder. Da dürfte es leerer sein.
Zumindest freuen mich die langen Schlangen vor dem Recyclinghof, denn das bedeutet, dass viele hinter ihrer schönen Fassade und immer so wahnsinnig ordentlich präsentieren, doch auch noch vieles unordentlich haben. Wenn sie jetzt auf Mallorca wären, würden sie die Sachen immer noch im Keller oder in der Garage stehen haben.
Mir erging das ja auch nicht anders. Ich bin auch immer weggefahren und habe das Ganze hier liegen gelassen. In diesem Jahr, aber das war nicht wegen Corona, wollte ich wegen der beginnenden Arbeitslosigkeit (oh nein, darf man ja nicht mehr sagen, es heißt ja arbeitssuchend oder noch besser: berufliche Neuorientierung und was in 2020 aktuell ist, keine Ahnung) sowieso nicht wegfahren. Allerdings wollte ich schon einige Tage an einem Ort bleiben, wo man sonst nicht so hinfährt. Vielleicht mal nach Bad Essen oder Essen im Oldenburger Land oder sowas. Es gibt noch ein drittes Essen, nämlich in Flandern, direkt an der niederländischen Grenze an der Zugverbindung Roosendaal nach Antwerpen, aber betrieben von der NMBS. Die Nederlandse Spoorwegen, also die Bahngesellschaft aus den Niederlanden, verkehren aus Prinzip nichts ins Ausland. Arriva hat eine Verbindung von Groningen eigentlich nach Leer, aber wegen der Zerstörung nach einem Unfall der Brücke über der Ems verkehren da nur noch Ersatzbusse. Die Brücke soll im Jahre 2030 fertig sein (335 Meter Länge). Der Unfall war im Jahr 2015. 15 Jahre für eine solche Brücke. Ich weiß, es ist eine Spezialbrücke, wo nur die best ausgebildesteten Leuten planen und bauen dürfen und die sind halt Mangelware. Wenn die Brücke fertig sein soll (das weiß man in Deutschland immer nie so genau), dann soll die Strecke Groningen – Leer zweigleisig und elektrifiziert worden sein. Man plant da eine Direktverbindung zwischen Groningen und Bremen auch fahren zu lassen.
Aber wie ich Deutschland kenne, bleibt es zwischen der niederländischen Grenze und Leer bei der Eingleisigkeit mit Ausweichen in den Bahnhöfen.
Zur Erinnerung: Italien hat die vor zwei Jahren zerstörte Brücke in Genua innerhalb von zwei Jahren geplant und gebaut und in Deutschland würde man für 335 Meter 15 Jahre brauchen. Ich komme mir unsäglich verarscht vor. Ja, es gibt bestimmt Leute, die mich jetzt nicht verstehen würden. Ja, solche Idioten gibt es immer. Wahrscheinlich sind das Anwohner, die ihre Ruhe haben und dann im Jahre 2030 gegen den Lärm der Züge protestieren und es wird dann auch gesagt: „nee Züge sind jetzt altmodisch, und Brücken sowieso – braucht kein Mensch.“
Ich habe auch keine Ahnung was für Idioten da in diesen Verwaltungen arbeiten. Ja, ich weiß, ich werde jetzt viel Unverständnis ernten, aber niemand soll sich beschweren, wenn das Ausland trotz der angeblich guten Coronapandemiebekämpfung, uns dennoch schief anschaut und denkt, was für Leute arbeiten da?
Bewerbungen zu schreiben, fällt mir gerade schwer, denn es gibt derzeit keine ordentlich interessanten Stellenausschreibungen. Ich könnte ja irgendwohin schreiben, aber irgendwie würde mir da nie etwas einfallen, warum ich diese Stelle haben möchte. Das hatte ich früher immer wieder gemacht. Es hatte zur Folge, dass dann Absagen kamen, die man eigentlich hätte vermeiden können, wenn man nicht geschrieben hätte.
Bei einer Stellenausschreibung in einer ländlichen Region wollte man wieder schriftliche, also ausgedruckte Bewerbungsunterlagen haben. Aber immerhin nur den Lebenslauf und die Zeugnisse.
Dann fand ich eine weitere Stellenausschreibung einer größeren Stadt, wo die Firma auch verlangte, die Bewerbung auszudrucken und zu versenden. Wahrscheinlich wird man mich auch verständnislos anschauen und sagen, mach doch, druck es aus. Ich habe hier seit Monaten nichts mehr ausgedruckt. Die Tintenpatrone ist schon ganz vertrocknet und nur für einmal ausdrucken in drei Monaten, kaufe ich mir keine Tintenpatrone, die jedes Mal 30 Euro kostet. Nein, Fremdprodukte kaufe ich nicht. Dann kaufe ich doppelt.
Wenn ich aber das mache, dann werden die Geschäftsinhaber denken, dass ihr System funktioniert und dann werden solche Menschen nie umdenken. Der Mensch denkt erst um, wenn das System nicht mehr funktioniert. Mal angenommen, die Stellennot ist so groß, es bewirbt sich aber keiner, weil sie alle keine Lust haben, Bewerbungsunterlagen auszudrucken und per Post zu verschicken, dann wird die Stellenanzeige noch jahrelang online stehen, weil die Geschäftsinhaber denken werden, irgendwann wird sich jemand per Post eine Bewerbung für uns schreiben. Dass die meisten keine Lust auf diese altmodische Übermittlung hat, darauf werden sie nicht kommen. Nein, da müsste man ja das Gehirn anstrengen und das kann ich als Bewerber einem Geschäftsinhaber nicht verlangen.
Das sind alles kleinere Betriebe, wo ich denke, das die Personalabteilung aus 1 bis 2 Personen besteht.
Für mich ist das auch das Signal, dass die Firma wohl noch Berge von Aktenordner im Büro hat, jede Mail ausdrucken und abheften lässt und bevor man die Mail entsorgt, wird davon eine Papierkopie erstellt.
Firmen mit E-Mail-Adressen für Bewerbung sind nicht automatisch bessere Firmen, aber zumindest haben sie die Digitalisierung etwas besser verstanden.
Allerdings würde ich mich auch nicht wundern, wenn Firmen, wenn sie Whatsapp als Kommunikation anbieten, den Nachrichtenverkehr auch noch ausdrucken und in Aktenordner abheften. Da gibt es mit Sicherheit einige Spezis in Deutschland.
Zumal aus meiner Erfahrung bis ein neuer Aktenordner benutzt wird, quetscht man in dem alten Aktenordner so lange noch alles rein, bis es wirklich nicht mehr geht. Das Prinzip kenne ich noch von früheren Unternehmen.
Ich sondiere schon die Lage der Stellenanzeigen. Das Blöde ist nur, die Stellen, die mich interessieren, dafür wäre ich überqualifiziert, wenn man das so sagen kann. Eigentlich gibt es keine Überqualifizierung. Eigentlich ist das der Mangel des Vorstellungsvermögens der Seite von den Verantwortlichen. Weil man aber diesen Mangel nicht zugeben möchte, schiebt man das auf die Seite des Bewerbers, der hätte uns überzeugen müssen, warum er diese Stelle haben möchte.
Ich sage immer, der sich für eine Stelle bewirbt, den sollte man ernst nehmen, egal ob er vorher Uni-Professor war und plötzlich den Beruf des Schreiners ausüben möchte, weil ihm es nervt immer nur Papier von A nach B zu tragen. Wenn man sich nicht sicher ist, dann anrufen.
In Mecklenburg-Vorpommern gab es da eine Stellenausschreibung, die mich sehr interessieren würde. Büroarbeiten und dann einfache Kundenberatung und Verkauf an der Theke. Das würde mich sehr interessieren. Klar wäre der Verdienst magerer als jetzt. Aber von der Tätigkeit sehr interessant.
Oder bleiben wir im IT-Bereich. Onsite-Support. Ja, ich möchte gerne auf dem Rücken liegen, unter dem Schreibtisch und die Kabel in den PC schrauben oder irgendwelche Leitungen unterhalb des Schreibtisches installieren, wo die Kabel des PCs verlaufen und dann vor Ort die Programme installieren oder so.
Bislang konnte sich kein Personaler, kein IT-Personaldienstleister das richtig vorstellen, dass ich das wirklich machen möchte, obwohl ich das immer mit Freude erklärt habe, wo mein Herz auch aufgegangen ist. Wahrscheinlich denken immer alle, ich würde lügen.
Was hier in dem Podcast vom CCC (Dauer 1 Stunde und 21 Minuten) würde dem auch sehr nahe kommen. Vielleicht muss man, um das zu machen, selbstständig sein. Für eine Firma, eine solche Aufgabe zu machen, ist das glaub ich nicht möglich. Es wird immer Personaler oder Geschäftsführer geben, die schon bei der Bewerbung sehr skeptisch sein werden, egal wie überzeugend man ist.
Ja, es wird körperlich anstrengend sein. Ich habe auch 7 Jahre die schweren Bücher in meiner Tätigkeit in der firmentinternen Bibliothek von A nach B auf Wagen verschoben und das war alles andere als leicht und ich habe dabei viel geschwitzt. Ich habe Papier einmal in der Woche in einem riesigen Transportwagen gepackt und dann alle Drucker im Haus damit versorgt. Aber das hatte mir mein damaliger Chef zugetraut.
Und warum soll ich nicht statt Papier bald Computer transportieren? Oder ist das jetzt nicht mehr möglich wegen Homeoffice. Also braucht man auch keine Server, keine Kabel für die Server.
Wenn ich hier zu Hause ausmiste, dann sind meine Hände auch verstaubt oder schmutzig. Na und?
Ich mache IT-Support, weil ich das irgendwie machen muss – so denke ich. Aber ich möchte es nicht machen. Ich habe IT-Support nie als richtige Arbeit angesehen, in den letzten 4 Jahren. Eigentlich dreht sich bei mir immer der Magen um, wenn mir Firmen IT-Support vorschlagen. Notgedrungen, so zur Überbrückung mache ich das, aber es ist nicht mein Herzblut. Wer mir das vorschlägt und meint, es sei so toll, kann den Job ja selber ausüben. Ich halte ihn nicht auf.