Ist das eine, der Sex überbewertet?
Es gibt so einen komischen gesellschaftlichen Konsens, dass man, wenn man sich trifft, nach dem zweiten Mal schon miteinander schläft. Eigentlich wollen es viele sofort beim ersten Treff machen. Für mich war das nur mal bei der ersten festen Freundin der Fall, aber das ist jetzt 23 Jahre her. Klar, damals war man neugierig, aber für mich war es eigentlich nicht so erregend. Nein, nicht das Gefühl unten, sondern insgesamt. Meine erste Ex sagte, dass es für sie neu war, dass jemand so wenig wollte (aber für meine Begriffe war das schon zu viel).
Mit einer zweiten Ex war es schon viel besser aus meiner und auch ihrer Sicht. Aber irgendwie es war es nach drei Monaten wieder vorbei.
Seitdem bin ich vielen Menschen begegnet, die zwar alle nett waren, aber sie hatten keinen Tiefgang. Tiefgang bedeutet nicht, dass tiefe philosophische Gespräche führen muss. Tiefgang ist für mich, dass man sich öffnen kann, dass man auf eine liebevolle Art und Weise sich vor allem geistig nähert. Natürlich nähert man sich auch irgendwann körperlich, Händchen halten, umarmen, miteinander kuscheln und so, aber es muss ja nicht immer gleich ausziehen und lustvolle Geräusche von sich geben und Körperflüssigkeiten auszutauschen. Vielleicht man es oder man macht es nur, weil man zusammen ein Kind haben möchte.
Es ist doch eigentlich das Vertrauen, die Treue, gemeinsam die Probleme des Alltags lösen, das füreinander da zu sein, auf Reisen neue Eindrücke erleben, das Vertrauen haben, auch wenn der eine in Indien verweilt, dass der andere sich Norwegen anschaut und dann sich wieder nach zwei Monaten entweder in Indien oder in Norwegen oder dazwischen wieder trifft. Man muss sich nicht aufeinander hocken.
Auch, wenn man eine gemeinsame Wanderung oder einen Ausflug macht. Dann kann man sich immer noch trennen. Der eine geht ins Kunstmuseum oder andere schaut sich die Technik im Technikmuseum an. Nichts ist schlimmer, als wenn man sich gezwungen fühlt, dem Partner sich zu unterwerfen. Wenn ich mich genug für Kunst durch ihre Erzählungen interessiert haben könnte, kann ich ja mal mitkommen oder sie umgekehrt.
Ich hatte das bei meinem Vater erlebt. Er hatte sich das von mir angehört, er ist dann mal mitbekommen zu einer Sache, aber er ist nicht immer mitgekommen. Ich fand das nicht schlimm, sondern echt gut.
Ich liebe diesen Menschen, aber wir lieben uns, weil wir uns auch an den anderen bereichern wollen.
Kurzum: Ich hatte so eine geistige Verschmelzung vor kurzem noch geglaubt zu haben, mit einer Frau. Das erste Mal nach 22 Jahren. Leider führte durch einigen Missverständnissen dazu, dass der Kontakt auseinanderging. Nach meinem Empfinden steckte aber die Sehnsucht von ihr auch geliebt zu werden und nicht oberflächlich, sondern mehr. Als hochsensibler Mensch spürt man das auch, wenn man sich noch nie vorher getroffen hat, schon alleine durch das Schreiben. Auch wenn es Alltagsworte sind, so waren sie für mich eine ganz große Bedeutung, weil ich das dahinter verstand.
Ich habe mich erst einmal zurückgezogen und zum harten Mittel des Blockierens übergegangen bin, weil ich bewusst Abstand brauchte. Ihre doch sehr energischen Worte haben mich als Hochsensibler sehr getroffen. Ich erlebe so etwas immer doppelt oder gar dreifach so stark wie andere Menschen.
Andererseits kommt mein Ruhrgebiets-Talent zum Vorschein. Wir sind hier im Ruhrgebiet sehr direkt. Bei uns wird nicht lange um den heißen Brei geredet. Bei einer Person aus Unterfranken oder einem Schwaben mag das auch noch einmal anders vorkommen.
Nach verschiedenen YouTube-Videos („stoische Weisheiten“), was für angebliche Spiele Frauen und Männer angeblich spielen, sollte es eigentlich egal sein. Jeder verdient eine zweite Chance, wenn man sie annehmen möchte.
Es gibt aber auch ein Video, wo man ständig alleine ist, aber man nie selber etwas finden könnte. Es wird von einem übersinnlichen Wesen, was wir Gott nennen, gesprochen. Aber ich glaube nicht, dass es ein Wesen gibt, das irgendwo auf eine Wolke schwebt. Ich glaube, es ist in uns selber, der so viel Geduld aufbringt, sich von den ganzen gesellschaftlichen Erwartungen fernhalten kann, der nicht so leicht verführbar ist, der an die eine entscheidende Person glaubt, die sein Leben für immer bereichern wird.
Eine Seelenverwandte (oder das männliche Pendant), die man immer irgendwie trifft, sich leider durch viele weltliche Missverständnisse sich auch mal trennen lässt, sich aber immer gegenseitig die Kraft hat, doch sich wiederzutreffen. Die gegenseitige Anziehung der Gedanken ist stärker als die gegenseitige körperliche Anziehung. Der Körper verfällt im Lauf des Alters, aber die Gedanken zueinander sollten doch eine lebenslange Stütze sein.
Ich lerne so einige neue Frauen kennen, aber sie haben alle nicht diesen Tiefgang oder das Gefühl, dass sie diesen Tiefgang hätten, wie sie. Es sind so diese typischen Kontakte, die ich in den 22 Jahren als Single und eigentlich seit meinem Beginn des Interesses am anderen Geschlecht, immer hatte.
Sie hatte gleich diese sehr einfühlsame Art, mich zu behandeln. Da es nicht mehr so lange her ist. Ich hatte etwas hochgeladen, sie hatte es sich angeschaut und ich hatte da einen Fehler gemacht und ihre Reaktion war so sinngemäß:
„ich möchte dir nicht zu nahetreten, nicht dass du dich gekränkt fühlst, aber überlege dir mal die Zielgruppe deines Kanals“.
Das war für mich ein unglaublich einfühlsamer, respektvoller und sehr tief gegangener Satz, der mich unglaublich innerlich berührt hatte. So etwas hatte ich noch nie jemand erlebt bei jemanden, vor allem nicht nach einigen Tagen erst des Kennenlernens übers Schreiben. Da wusste ich, sie war (oder ist) was ganz Besonderes für mich. So etwas gibt nicht leichtfertig daher. Es gibt nicht so viele Menschen auf diesem Planeten, die diese Intuition haben, so etwas ganz am Anfang eines Kennenlernens zu sagen. Viele brauche Monate oder Jahre dafür.
Daher glaube ich, dass der Sex eigentlich in einer solch ähnlichen Partnerschaft nur das Ergebnis einer langen, geistigen Verbindung, den man entweder gar nicht so richtig braucht oder nur ganz selten.
Außerdem mag ich die Nacht, den frühen Morgen, wenn alles noch so schläft und es ruhig ist. Deswegen möchte ich auch auf dem Land wohnen, einer ruhigen Gegend, meiner eigenen Arbeit nachgehen. Natürlich darf man sich der Dorfgemeinschaft nicht völlig entziehen und halt mal dem einen oder anderen Fest mal teilnehmen und dem anderen seine Feier zugestehen. Aber die ruhigen Momente sollen schon überwiegen.
Ich stelle mir da am besten seit einiger Zeit, auf der Kanareninsel La Palma irgendwo an einem Berghang in einem kleinen Haus zu wohnen, abends von der Terrasse oder vom Garten hinunter aufs Tal zu schauen, meinen Gemüsegarten zu bewässern, vor allem im Sommer auch draußen zu schlafen, meinem Hauptbusiness mit Linux nachzugehen und die eine oder andere kleinere Reise mal zu machen. Die Bewässerung kann man ja durch einen Arduino oder Raspi Pi steuern.
Also wenn es auf La Palma oder ähnlichem so etwas gibt, kleines Haus (30 bis 40 qm), wo man gut zu zweit wohnen könnte, lasst es mich wissen.
PS: Auch mit einem Seelenverwandten darf / muss man sich mal streiten, die Luft herauslassen – wir sind immer noch zwei unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Man muss sich wieder gut vertragen können. Das ist das Wichtigste von allem.