Bremen Vegesack und Vechta
Am heutigen Samstag wieder um die +30 Grad bin ich um 4.08 Uhr aufgestanden und mit dem ersten Nachtexpress um 5.13 Uhr zum Essener HBF losgefahren. Diesmal aber ohne Fahrrad. Wochenende – heißes Wetter – da ist gefühlt ganz Deutschland Richtung Küste unterwegs. Dabei war der Nachtexpress schon ganz gefüllt. Ich musste stehen. Natürlich alles Nachtschwärmer.
Der RE2 fuhr um 5.41 Uhr dann ab (mit den obligatorischen 3 Minuten Verspätung) und kam auch um 7.14 Uhr in Osnabrück HBF an, aber noch reichlich Zeit zum Umsteigen. Der RE2 kommt auf Gleis 4 an (und fährt dort wieder ab) und der RE9 nach Bremerhaven-Lehe steht auf Gleis 5 Nord. Der RE9 fährt um 7.29 Uhr ab. Er fuhr schon mit fünf Minuten Verspätung ab, weil er musste einem Intercity Vorfahrt gewähren. Ok, kein Problem.
Ich war mir sowieso etwas unschlüssig, was ich in Bremen machen könnte. Bremerhaven hätte ich durchfahren können. Da war ich zuletzt in den 90ern Jahren mit meinem inzwischen verstorbenen Vater. Wir hatten da eine Unterkunft im Sommer gemietet. Da fand auch eine Hanse-Sail oder so ähnlich statt.
Oder nach Rothenburg Wümme oder nach Verden/Aller oder sonst wohin. Zum Bremer Flughafen war ich schon, auch nach Lilienthal (muss ich unbedingt noch einmal hin, aber dann mit Rad – mir geht der Ort nicht aus dem Kopf). Von Verden gäbe es über Hoya eine Verbindung nach Syke (wo der RE9 hält) oder von Nienburg/Weser über Sulingen nach Diepholz. Warum ich so denke, der RE78 von Nienburg/Weser nach Minden/Westfalen fällt sehr häufig wegen Personalmangel aus.
Ich habe mich dann spontan entschieden, wenn ich ungefähr da gewesen bin. Man weiß ja nie.
Genau so kam es auch. Hinter Diepholz bremste der Zug plötzlich. Ich dachte erst an eine nicht betätigte Totmannschaltung. Der Lokführer muss alle 30 Sekunden einen Schalter betätigen, der signalisiert, ob er noch lebt. Betätigt er diesen Schalter nicht trotz Warnton, der kurz noch ertönt, dann stoppt der Zug sofort. Das passiert viel häufiger als man denken kann. Dann entweicht für den Bremsvorgang die Luft aus den Bremsen und diese Luft muss dann nachgefüllt werden, was man im Zug, wenn man aufmerksam ist durch ein leichtes Zischen hört, besonders wenn man in der Nähe der Türen sitzt.
Diesmal war das nichts. Das Licht ging aus im Zug – am Morgen nichts Beunruhigendes – in der Nacht wäre das schlimmer. Der Stromabnehmer wurde heruntergenommen und die beiden vom Personal, vom Lokführer und die Zugbegleiterin versuchten das Problem in den Griff zu bekommen.
Der Strom kam wieder, aber das Licht nicht und der Zug fuhr wieder, nach 25 Minuten. Ich weiß es nicht woran es lag, aber in meinem Abteil hatte erst die Toilette funktioniert, dann blinkte die LED der Toilette und beim Beginn der Störung war das ein Dauerleuchten. Ob die defekte Toilettenspülung da einen Alarm ausgeführt hat, der wie auch immer das System lahm legte und die Bremsen aktivierte?
Viele werden sagen, das sind nur Hirngespinste, Blödsinn von mir, aber wenn man sich die Serien Mayday Alarm im Cockpit (auf YouTube) anschaut, so sind oftmals kleine Sachen, die eine Störung auslösen, die man nicht auf dem Schirm hatte.
Auf jeden Fall bin ich in Bremen HBF ausgestiegen, bin erst einmal dort auf die Bahnhofstoilette gegangen. Das mache ich sonst nie, weil ich mir den Euro sparen möchte, aber ich wollte nicht durch den gesamten Zug rennen, um was für mich zu finden.
Eine Alternative, mit einem Linienbus nach Zeven zu fahren, schlug auch wegen der hohen Verspätung fehl. Aber ich sah spontan eine RS1 (Regional-S-Bahn, Betreiber Nordwestbahn) nach Bremen Farge. Die RS1 hält auch in Bremen Vegesack. In Bremen-Farge fand ich so spontan nichts, was ich mir da hätte anschauen können, aber in Vegesack gibt es eine Fußgängerzone und eine kleine Weserpromenade .
Vegesack hat 34.000 Einwohner, gehört zum Bezirk Nord, liegt an der Mündung der Lesum und es gibt hier auch ein Freizeitbad (mit Schwimmerbecken und Schwimmertarif, also einen Tarif, wo man nur fürs Bahnenschwimmen).
Die Fußgängerzone ist wirklich wunderschön. Ich dachte erst an eine, die man so aus dem Ruhrgebiet aus den Stadtteilen kennt, ungepflegt, schmuddelig oder so. Genau das Gegenteil. Wer hier wohnt, fährt wohl selten wirklich nach Bremen Mitte. Jede Menge gemütliche Cafés, ein Thalia, viele Bäckereien, Modegeschäfte habe ich gesehen. Nördlich davon verläuft die Bundesautobahn A270, eine rein bremerische Strecke.
Südlich von der Fußgängerzone fließt die Weser, die auch hier eine kleine Promenade hat. Das Wasser riecht schon leicht salzig. Ich bin vom Stadtteil Vegesack total positiv überrascht.
Der Haltepunkt Vegesack der RS1 ist ein Kopfbahnhof. Es gibt zwei Gleise. Auf dem linken geht es nach Bremen Farge und rechts nach Bremen HBF.
Mit einer der nächsten RS1 bin ich dann zurück zum Bremer HBF.
Alternativ könnte man noch mit der Buslinie 90 bis Gröpelingen und dann mit den Straßenbahnlinie 10 bis Bremer HBF. Die anderen Linien verkehren zur Bremer Innenstadt und darüber hinaus (von Gröpelingen).
Spontan habe ich dann die Idee entwickelt, ins Oldenburger Münsterland zu fahren, wo ich schon so einige Male war. Die RB58 entwickelt sich so langsam zu meiner Lieblingslinie. Aber zwischen der Ankunft der RS1 und RB58 lag über 50 Minuten, sodass ich erst mit dem RE56 bis Delmenhorst fahren wollte. Der RE56 ist aber ein Intercity, wo Nahverkehrsfahrausweise zwischen Bremen HBF und Norddeich Mole gelten.
Jetzt aber um 11.53 Uhr war der Zug so rappelvoll – klar, alle wollen an die Nordsee. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle nach Augustfehn wollten, hielt ich für 0 % (also ganz unwahrscheinlich).
Also habe ich den fahren lassen (ich quetsche mich nicht da auch nicht für eine Station rein, wenn es noch Alternativen gibt) und die RS4 nach Delmenhorst genommen, die um 12.01 Uhr auch von dem gleichen Gleis des RE56 im Bremer HBF abfuhr und die natürlich deutlich leerer war. Die RS4 fährt nach Nordenham. Wer will schon als große Masse schon nach Nordenham oder zum ehemaligen KKW Unterweser (KKU) zwischen Nordenham und Stadland? Wenn man noch in Nordenham einen Bus nach Butjadingen (Tossens, Burhave) nehmen würde, könnte ich es noch verstehen.
In Delmenhorst habe ich mir noch rasch die Zeitschrift Drehscheibe gekauft. Ein Eisenbahnmagazin, welches über die neuesten Strecken informiert, was fährt, was nicht fährt, welche Lokomotiven im Einsatz sind, welche Güterzüge fahren und über Nebeneisenbahnen. Muss ich kaufen, wenn ich halbwegs informiert sein möchte.
Um 12.31 Uhr kam die RB58 von der Nordwestbahn, zweimal BR 648 (also Doppeltraktion) und die bog dann in Richtung Ganderkesee ab, also Richtung Süden.
Die RB58 hält auch in Wildeshausen (Kreis Oldenburg), wo ich ja im letzten Jahr in Richtung Oldenburg (Niedersachsen) ausgestiegen bin und auch in Vechta (Kreis Vechta), wo ich auch hin wollte. 30 Minuten braucht man von Delmenhorst nach Wildeshausen und 55 Minuten bis Vechta. Das ist ja eine reine Nebenstrecke, dessen Höchstgeschwindigkeit 80 km/h beträgt.
Vom Bahnhof in Vechta (zwei Gleise) ist man innerhalb von fünf Minuten in der Innenstadt. Vechta hat keine Fußgängerzone, aber eine Einkaufsstraße, wo eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h gilt.
Ich habe mir in einem Schnellimbiss eine Kleinigkeit zu mir genommen.
Heute fand in der Innenstadt auch ein Marathon statt, auf diesem Grund war ich auch nicht lange da – nur eine Stunde. Die Fahrzeit von Vechta nach Osnabrück beträgt mit der RB58 1 Stunde und 10 Minuten. Landschaftlich ist die Strecke auch ein Traum. Kleine Hügel, flache Felder, viel Ackerfläche, kleine Orte, die man viel durch den Verkehrsfunk kennt (von der Bundesautobahn A1). Eigentlich ist jeder Ort es noch einmal wert, ihn extra zu besuchen. Das gilt auch für die Orte am RE9, Barnstorf, Twistringen, Bassum, Syke und etc…
Um 15.47 Uhr habe ich den RE2 nach Essen HBF erreicht, wo ich um 17.21 Uhr ankam und dann flugs die nächste Linie 107 in den Essener Nordosten nehmen konnte.
Die Züge der RB58 waren auch nicht voll. Es ist eine Nebenstrecke von Delmenhorst nach Osnabrück. Die fährt keiner so recht freiwillig durch. Die meisten fahren den RE9 über Diepholz, der nur 1 Stunde und 29 Minuten braucht von Bremen HBF nach Osnabrück HBF, die RB58 2 Stunden und 15 Minuten.
Zwischen Wildeshausen und Lohne befinden sich Bauarbeiten auf der RB58 vom 12.09.2023 bis 20.09.2023, dann gibt es noch Bauarbeiten vom 26.09.2023 bis 03.10.2023, vom 06.10.2023 bis 09.10.2023, vom 17.10.2023 bis 18.10.2023 und zum Schluss vom 20.10.2023 bis 23.10.2023 immer in verschiedenen Abschnitten, aber im Grunde kann man sagen, dass man die Linie über einen Monat nicht durchgängig befahren kann, mit einigen Ausnahmen zwischen Bauarbeiten.
Also dann werde ich wohl etwas länger nicht mehr hier fahren können.