Wolfsburg zweiter und ganzer Tag
Wer mit mir verreist, sollte sich darauf gefasst machen, dass ich auch im Urlaub früh aufstehe. Außerdem mag die morgendliche Kühle sehr.
Ich bin dann also um 7.38 Uhr mit dem Rad losgefahren. Andere drehen sich noch gefühlt zehnmal im Bett um. Ich wollte ostwärts fahren, Richtung – was geht so.
Erst einmal ging es über die B188 entlang nach Vorsfelde. In Wolfsburg gibt es zu 99 % an jeder Ampel auch eine gesonderte Fahrradampel. Das ist mir schon am Vortag in Braunschweig aufgefallen – bei mir im Ruhrgebiet außer Dortmund vielleicht Fehlanzeige. Ob das einem glücklicher macht, weiß ich nicht, aber man merkt die Städte haben einen Augenmerk auf den Radverkehr. Das ist sehr gut.
Die B188 überquert dann den Mittellandkanal. Man muss die B188 östlich von Vorfelde (Wolfsburg) verlassen, um auf einer anderen Straße zu wechseln, die dann die B188 und die Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover-Berlin überquert, denn es gibt keinen Radweg an der B188 und ich glaube, es gab auch Durchfahrtverbotssschild für Radfahrer, aber das ist nicht schlimm, denn ich mag es über die Dörfer zu fahren sowieso viel lieber. Dann sieht man auch etwas von der Landschaft und wer weiß, vielleicht ist auch was dabei, was mir gefallen könnte.
Über die L647 geht es einmal 4 km bis nach Danndorf, eigenständig, gehört zum Kreis Helmstedt und zur Samtgemeinde Velpke mit 2534 Einwohnern.
Ich bin dann die L647 (Vorsfelder Straße) weiter in Richtung Velpke gefolgt. Velpke gehört, wen überrascht es auch zum Kreis Helmstedt, hat 4.900 Einwohner und liegt schon dicht an der Grenze zu Sachsen-Anhalt.
An einem Denkmal für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges habe ich dann erstmal richtig Halt gemacht. In diesen Zeiten, wo in der Ukraine ein Krieg herrscht, sollten uns diese Mahnmale erinnern lassen, wie es mal war in Deutschland.
Die Oebisfelder Straße (K61) bin ich dann weiter nach Wahrstedt gefahren. Es war doch wie verhext. Obwohl Oebisfelde der nächste größere Ort, so haben es die Ortsschildschilder es tunlichst vermieden, diesen als überregionalen Ort anzuzeigen. Gardelegen in mehr als 45 km wurde angezeigt.
Wahrstedt 550 Einwohner, in 2 km Entfernung zu Velpke gehört auch zu dieser Gemeinde und natürlich auch zum Kreis Helmstedt – wer hätte das gedacht und auch der Weiler Büstedt gehört dazu. Vor Büstedt steht auch eine große Biogasanlage, die seltsamerweise nicht in Google Maps auftaucht.
Ja dann kommt was, genau, die Erinnerung vor 1989. Ich bin zur ehemaligen innerdeutschen Grenze gelangt. Es wird mit großen Schildern daran erinnert – ist natürlich ganz wichtig. Jetzt wo man gemütlich herüberfahren kann, standen vor 1989 bzw. noch in 1989 große Wachtürme, Todesgraben und die Mauer. Ich hoffe, das wird von nun an bis in alle Ewigkeit Bestand haben, also keine mehr dort auftauchen.
Ich bin dann schließlich nach Oebisfelde gelangt, was nur ein Ortsteil der Stadt Oebisfelde-Weferling, in Sachsen-Anhalt, mit seinen 4793 Einwohner.
Mögliche Einwohner von Oebisfelde mögen mir verzeihen, aber die Stadt hat man irgendwie vergessen. Schon zu DDR-Zeiten lag sie ganz im Westen und vom Aufbau Ost hat man sie irgendwie vergessen. Die Straßen wurden zwar erneuert, aber so richtig ein Flair hat man dem Ortsteil nicht eingehaucht.
Es gibt aber einen Bahnhof, wo Züge von Wolfsburg aus verkehren und nördlich vom Bahnhof liegt die Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Hannover.
Ich war also nicht so arg lange und bin die gesamte Strecke vom Morgen praktisch wieder bis Wolfsburg Vorfelde zurückgefahren. Natürlich mit einigen Fotopausen, denn die Sonne kam doch durch und beschwerte doch etwas schönere Motive. Persönlich hat mich Velpke angesprochen.
Leider und alle diese Leidenschaft teilen, mögen mir auch verzeihen, wurde der Ort mal wieder Motorradfahrern durchpflügt. Es gab sogar eine Straße, die verbot, dass dort Motorräder durchfahren durften. So schlimm wie es oftmals im Sauerland ist, war es auch nicht, aber na ja.
In Wolfsburg bin ich erst einmal durch den Stadtteil Reislingen gefahren. Eine etwas moderne aber ländliche Gemeinde bzw. Stadtteil mit einem hohem Anstieg, wenn man von der Dieselstraße auskommt und dann den „Alten Kirchweg“ nimmt. Dafür ist dann die Abfahrt auf der Sandkrugstraße umso schöner.
In der Wolfsburger Innenstadt fand ich nichts so richtig zum Essen und fuhr dann zum Allersee wieder über den Berliner Ring und der Volkswagen Arena vorbei (heute leer), vorbei am AOK-Stadion von den VFL Wolfsburg Frauen und am Arenasee. Hier saß ich eine Weile, denn es gibt hier eine Wasserskianlage und die war in Betrieb.
Erst wollte ich zu einem Griechen, aber das war mir zu unsicher. Der lag neben einem Wassersportverein und ich dachte, ob dort man nur Vereinsmitglieder essen dürften. Ich habe es vertagt und bin zum Kolumbianischen Pavillon am Allersee gefahren und dachte, dass es dort Spezialisten aus Südamerika gäbe.
Aber Pustekuchen, nur der Name erinnerte an Kolumbien, ansonsten war das ein gewöhnliches deutsche Ausfluglokal mit typischen Portionen.
Ich sah von der Terrasse aus, dass einige Leute auch im Allersee baden gingen, einen Sandstraße gab es dort. Aber nach dem Essen hatte ich doch nicht so recht die Lust, dort ins Wasser zu gehen und fuhr nur einige Meter zum Badeland.
Es ist ein Erlebnisbad mit einem Sportbereich. Ich hatte das schon vor meiner Abfahrt überprüft und 90 Minuten für 4,10 Euro fand ich in Ordnung. Hier in Essen zahle ich auch 4 Euro zwar für einen ganzen Tag, aber wer schwimmt schon in einem normalen Hallenbad trotz Anschluss mit einem 50 Meter Becken den ganzen Tag?
Da ich die Badehose im kolumbianischen Pavillon auf der Toilette angezogen hatte, war ich dann auch schnell für das Bad angezogen. Wie in Paderborn in der Schwimmoper erhält man ein Armband mit einem Sensor. Dann geht man zum Spind und packt die Sachen rein und hält dann den Sensor vor einen Knopf und dann schließt sich der Spind. Man muss sich nur noch die Spindnummer merken. Das ist anders als bei den normalen Armbändchen, wo die Nummer meistens in Form eines Metallstreifen eingraviert ist oder manchmal sind sie auch aus Plastik.
Das Sportbecken, 50 Meter, befindet sich in einer Extrahalle mit einem Becken von einem Sprungturm und einem Mehrzweckbecken. Leider geht man durch den Gastronomiebereich des Erlebnisbades, sodass man auf der einen Seite des 50 Meter Beckens, wie in der letzten Woche in Cloppenburg, Essensgerüche riecht. Das finde ich nicht so appetitlich.
Ich habe dann natürlich etwas unter Zeitdruck meine Bahnen geschwommen. 40 Minuten sind es dennoch geworden. Also zu den 40 km vorher dann noch 40 Minuten durchgeschwommen im Becken. Anders als in Cloppenburg gab es, wie in Essen auch, die Bändchen an der Decke, sodass man beim Rückenschwimmen weiß, wann die Bahn zu Ende ist.
Ich fahre immer wieder gerne in andere Hallenbäder, um zuschauen, was die so anzubieten haben, bzw. wie sind diese aufgebaut. Ich war schon in belgischen, niederländischen und französischen Hallenbädern. In spanische Hallenbäder habe ich es bislang noch nie geschafft. In A Coruña wollte ich in 2022, aber es gab nur einen Tarif von nur einer Stunde und das fand ich reichlich knapp und das Hallenbad in Tallinn hatte zu meinem Aufenthalt gerade Renovierungsarbeiten.
Nach dem Schwimmen im Badeland, ganz in der Nähe befindet sich auch die Eissporthalle vom EHC Wolfsburg – ein Eishockeyspiel würde mich reizen als ein Fußballspiel, bin ich noch zum Schloss Wolfsburg gefahren. Durch das Schloss Wolfsburg hat man nach dem 2. Weltkrieg diesen Namen für die Stadt Wolfsburg gewählt. Eine vernünftige Entscheidung, wie ich finde.
Im Barockgarten des Schlosses Wolfsburg habe ich dann im Schatten mich vom Schwimmen ein wenig erholt. Spontan bin ich dann noch zum Stadtteil Kästorf im Westen gefahren und weil Warmenau auch nur noch 3 km entfernt war, habe es ich gleich mitgenommen.
Schließlich bin ich dann noch nach Brackstedt gefahren, was nördlich von Warmenau liegt. Es war nicht ganz ungefährlich, denn auf der K31 (Am Haselborn) ist 80 km/h erlaubt und ich weiß, dass Autofahrer noch schneller fahren. An der Verwaltungsstelle Brackstedt, davor gibt es auch eine öffentliche Bücherkiste, habe ich mich kurz niedergelassen. Mit der Buslinie 222 gibt es auch am Sonntag eine Verbindung nach Wolfsburg.
Vorbei an einem Netto-Markt – also eine Nahversorgung ist auch hier vorhanden – bin ich über die K46 zurück zur Kreuzheide gefahren. Nach – keine Ahnung so richtig – bestimmt 50 km auf dem Sattel, wo mir langsam wirklich der Po schmerzte, bin ich in der Unterkunft angekommen.
Den restlichen Abend habe ich im Zimmer verbracht und schon einmal meine Sachen gepackt. Aber viel zu packen gab es eh nicht. Alles was man nicht für die Rückfahrt braucht, in die Fahrradtaschen rein und fertig aus.