Arnhem zum x-ten Male
Nach der Beantragung des erstmaligen Reisepasses beim Bürgeramt hier in Essen und einem kurzen Einkauf bin ich noch spontan in die Niederlande gefahren bei diesen schönen sommerlichen Temperaturen.
Natürlich war ich mit dem Rad in den Niederlanden, aber das erwähne ich im Weiteren nicht. Ein Besuch der Niederlande fühlt sich nicht echt an, ohne Fahrrad, denn schließlich ist in den Niederlanden das Fahrrad, das Verkehrsmittel schlechthin wie in Deutschland das Auto.
Ich habe zuerst die Regionalbahn RB32 von Essen-Altenessen von Gleis 2 um 12.02 Uhr genommen, die dann um 12.20 Uhr in Oberhausen HBF ankam. Von Gleis 9 fährt dann der RE19 nach Arnhem und Bocholt. Der Zug wird in der Regel in Wesel geteilt. Es kommt aber auch vor, dass man in Wesel umsteigen muss. Warum das die Vias, die Betreiberin des RE19, Nachfolger von der Abellio, das macht, weiß ich nicht. Eigentlich sollte jede Fahrt durchgehend sein, mit Wagenabtrennung oder Hinzufügung in Wesel. Deswegen wurde Wesel – Bocholt auch elektrifiziert. Wenn es doch nicht gemacht wird, hätte man das Geld für diese Elektrifizierung sparen können und den alten Zustand beibehalten.
Um 14.15 Uhr kam der RE19 in Arnhem Centraal auf Gleis 6a (Spoor 6a) an. Vorher hält er nur Zevenaar. In Duiven, Westervoort und Arnhem-Velperpoort hält er aus verkehrsrechtlichen Gründen nicht.
Ich bin erst einmal wieder zum Winkelcentrum Kronenburg. Das ist eine alte Gewohnheit. Es liegt außerhalb vom Stadtzentrum an der Burgemeester Matsersingel. Als ich das letzte Mal in Arnhem war, war dieser Bereich noch eine Baustelle. Jetzt war alles fertig gebaut. Ja, die Niederländer können schneller und wahrscheinlich noch viel besser bauen als die Deutschen.
Ich wette in Deutschland gäbe diese Baustelle immer noch. Das sehe ich hier in Essen, wo der Willy-Brandt-Platz auch nach 6 Monaten immer noch eine Baustelle ist. Die bekommen es hier nicht gebacken, den Platz zu pflastern.
Dort gibt es wie auch im Stadtzentrum die bewachten, kostenlosen und überdachten Fahrradplätze, auch was die Deutschen nie verstehen werden. Ich finde das immer irre. Da geht man einen Zentimeter über die Grenze und schon hat dortige Mensch ein ganz anderes Verständnis für die gleichen technischen Dinge. Weder die Niederländer noch die Dänen, noch die Spanier sind Übermenschen. Ok, die Deutschen halten sich immer was für die besseren – nein, nicht nur die Politiker, sondern auch die breite Masse der Gesellschaft.
Ich meine solche überdachten, bewachten Fahrradabstellplätze (bei uns wird das groß gefeiert, als ob das, was total Besonderes wäre) sind in der Regel schnell eingerichtet. Als bei uns Kaufhof aus dem Gebäude auszog, direkt in der Innenstadt, kam auch mal kurz die begrüßenswerte Idee auf, eines kleinen Fahrradparkhauses. Die Idee wurde wieder verworfen. Leider ist das Fahrrad bei uns mit der grünen Ideologie verbunden und daher traut man sich eigentlich nicht so richtig diese zu folgen.
Das Schöne an diesen bewachten Parkplätzen ist, dass man die Fahrradtasche am Fahrrad lassen kann. In Deutschland traue ich mir das nicht zu. Die Gefahr, dass die Tasche geklaut werden könnte, ist besonders hoch.
Die Niederländer haben auch ein total einfaches System. Das Fahrrad bekommt am Lenker einen Aufkleber mit einer Nummer. Die gleiche Nummer bekommt man in die Hand gedrückt. Am Eingang der Parkplätze sitzen meist gefühlt ältere Leute. Ob das Arbeitslose sind oder Rentner, die noch ein wenig ihre Rente aufbessern wollen, weiß ich nicht. Wenn man dann geht, zeigt man die Nummer und die wird mit der Nummer am Lenker verglichen. Dauert fünf Sekunden diese Handlung. Ich wette, der Deutsche versucht auch daraus eine ganz große Wissenschaft zu machen – irgendwas total Besonderes zu erstellen, worauf dann die ganze Welt mit voller Stolz blicken soll. Diese Entwicklung würde bestimmt 30 Jahre in Anspruch nehmen, weil der Deutsche es wieder versucht allen Menschen gerecht zu machen (und dann doch scheitert).
Im Winkelcentrum (winkel = Geschäft) habe ich bei Hema etwas gegessen, so ein Sandwich. Dabei habe ich auch die Mastercard-Kreditkarte, die ich recht selten benutze, mal wieder getestet. Funktioniert immer noch. In Deutschland bezahle ich mit der normalen Sparkassen-Karte oder halt in bar.
Danach bin ich wieder zurück auf dieser langen schön ausgebauten Strecke bis zur Huissenstraat und über die John Frostbrug zurück kurz zum Zentrum. Dann natürlich noch den besonderen Radweg in Richtung Presiakhaf. Zwischen der Eusebiusbuitenstraat und der Johan de Wittlaan gibt es einen sehr gut ausgebauten eigenständigen Radweg, den ich seit Jahren, wenn ich in Arnhem bin, immer wieder gerne befahre, weil der für mich der Inbegriff ist, einer fahrradgerechten Stadt.
Von der Johan de Wittlaan kann auch wunderbar ganz schnell aus Arnhem heraus fahren und man kommt auf dem Radweg aus, wo man direkt nach Westervoort, Duiven und Zevenaar fahren kann. Der Deutsche würde das als Radschnellweg deklarieren, aber für den Niederländer ist das ein ganz normaler Radweg.
Aber diesmal gab es auf diesem Radweg in Arnhem eine Baustelle und anders als in Deutschland üblich, natürlich mit ausreichender Beschilderung, wie der Radfahrer diese umfahren kann und keine engen gefühlten Trampelpfade, wo man noch womöglich noch schieben muss. Das ist in Deutschland an der Tagesordnung, dass man absteigen und schieben muss, selbst die Flamen in Belgien haben mehr Grips an Baustellen für die Fahrradfahrer – Deutschland ist nun mal eine Autonation und verteidigt das auch noch mit voller Stolz. In den Niederlanden fährt ja jeder mit dem Rad.
Natürlich habe ich noch den Buchladen „Het Colofon“ besucht, aber im Gegensatz zum letzten Male nichts für mich gefunden. Auch hier. Fahrrad vor dem Eingang geparkt, die Fahrradtasche dran gelassen und ab in den Laden.
Abschließend noch westwärts in Richtung Oosterbeek gefahren. Auch hier wieder eine Umleitung, ausgeschildert, wegen einer Baustelle auf der Straße, für die Radfahrer. Diesmal ging es so, dass sich Radfahrer und Fußgänger den Weg teilen mussten. Aber da in den Niederlanden zu 99 % alles breit ausgebaut ist, kommt man nicht so schnell ins Gehege wie in Deutschland, wo alles total eng ist, außer die Straße für die Autofahrer.
Ich war bis dato noch begeistert. Zur Vorsicht hatte ich mal geschaut wegen der Rückfahrt mit dem RE19. Ok, 16.45 Uhr von Gleis 6a, der Zug fällt schon mal aus. Dann wollte ich den um 17.45 Uhr nehmen. Im Gegensatz zu den Niederlanden fährt ja in Deutschland alles nur im Stundentakt. Wieder zurück gefahren, dann aber noch einmal um die Innenstadt rechts herum. 17 Uhr am Bahnhof Arnhem Centraal angekommen.
Es stand schon da dran 17.45 Uhr + 20 Minuten. Mir schwante was Übles. Ich konnte in der App sehen, großer Stellwerksausfall in Düsseldorf. Ist ja kein Wunder, wenn man Stellwerke aus der Kaiserzeit und wahrscheinlich noch älter betreibt, dass die wieder kaputtgehen. Der um 17.45 Uhr fiel ab Arnhem aus, der fuhr nur bis Emmerich. Ich meine Emmerich und nicht Emmerich-Elten. Normalerweise kommen die Züge um Minute 13 an und fahren um Minute 45 wieder zurück. Meiner kam um 18.40 Uhr endlich in Arnhem an. Der war natürlich voll gepackt mit Menschen, denn seit drei Stunden fuhr kein Zug mehr durchgehend von Düsseldorf nach Arnhem. Eine ältere Frau wollte um 15.45 Uhr von Arnhem zurückfahren und musste drei Stunden in Arnhem warten. Alle Züge der Linie RE19 wendeten in Emmerich. Der RE19 ist auch die einzige Linie, wenn man vom ICE absieht, der durchfährt. Die niederländischen Linien fahren bis Zevennaar und dann weiter nach Doetinchem bzw. Winterswijk.
Auf jeden Fall war meiner doch nicht so voll. Ich war dann um 20.30 Uhr in Essen-Altenessen. Klar, dass ich dann schon Licht ans Fahrrad dran machen musste.
Ich weiß, viele werden meine älteren Berichte nicht lesen (oder lesen wollen). Für alle, die meinen, meine heutige Tour war die einzige in den Niederlanden, der sieht sich getäuscht.
Ich war natürlich zweimal in Amsterdam, und einmal extra am Flughafen Amsterdam Schiphol, dann in Rotterdam, Dordrecht (im Urlaub), Eindhoven, Eschede, Nijmegen, natürlich in Venlo, Maastricht, Weert, Breskens (im Urlaub) und alles was in der Umgebung ist mit Vlissingen, Utrecht, Delfzijl, Oortmarsum und natürlich Arnhem im Urlaub im Jahre 2017 mit Fahrten nach Ede und Zutphen und einmal eine Tour von Venlo über Horst, Venray nach Boxmeer (und dann ab Goch zurück mit dem Zug in Deutschland).
Aber wahrscheinlich hat niemand bis hier bis zum Ende gelesen und ich werde wieder überschüttet mit Sachen: „Fahr doch mal dahin oder dahin.“ Ich sage, schon oberen Absatz an und ja natürlich gibt es noch Lücken.
Niederländisch lesen kann noch sehr gut, sprechen so gut gar nicht mehr, würde aber wahrscheinlich wieder kommen, wenn ich mich wieder etwas mehr dahinter klemmen würde.
Die Niederlande sind nun mal aus der Sicht vom Ruhrgebiet ganz nah.
Mit dem Deutschlandticket kann man auch gewisse Strecken in die Niederlande fahren. Ja, ich weiß auch Groningen, aber das werde ich erst dann machen, wenn die Friesenbrücke bei Leer nach 9 Jahren Bauzeit endlich wieder in Betrieb ist (oder man hängt wieder viele Jahre dran, weil wieder etwas Unerwartetes passiert ist) und die Züge von Leer nach Groningen (über die sogenannte Wunderlinie) direkt durchfahren.
Der RE19 wird im November 2024, und dann an etlichen Monaten danach bis 2026 wieder unterbrochen, wegen Bauarbeiten zwischen Voerde und Wesel. Es wird an der Betuwe-Linie gebaut, so heißt der Abschnitt zwischen Emmerich und Oberhausen, für das dritte Gleis. Nach 27 Jahren Planungszeit, dauert die Bauzeit bis mindestens 2030, aber ich denke, hier wird bestimmt auch wieder um viele Jahre verlängert. Dabei wird derzeit nur zwischen Wesel und Oberhausen gebaut. Zwischen Emmerich und Wesel sollte auch noch gebaut werden. Ich denke, dass man wohl im Jahre 2070 fertig sein wird – wenn der Deutschlandtakt kommt :-D.