A Coruña – mein Fazit
Es ist eine sehr gute Stadt, sie hat allerdings sehr viele Hochhäuser. 5 bis 10 Etagen sind keine Seltenheit im gesamten Stadtgebiet. Darauf muss man sich einstellen und das akzeptieren. Natürlich sind die Häuser außerhalb kleiner, auch viele Einfamilienhäuser. Aber trotzdem hat die Stadt ein Flair, weil auch alle Hochhäuser anders aussehen. Es ist keine Plattenbausiedlung wie im deutschen Osten.
Trotzdem ist es nicht heiß. Der Wind kommt von Norden (also in diesem Falle von der linken Seite) und ist in der Regel immer kühl. Von den 12 Tagen wo ich dort war, waren vielleicht zwei Tage mal recht windstill. Wenn man zwischen den Häusern gegangen ist, hat man diesen Wind sofort gespürt.
Man muss auch bedenken, diese Straße ist noch recht flach. Es gibt hier bedeutend steilere Straßen, wo auch diese Hochhäuser stehen.
Nur ganz außerhalb von A Coruña gibt es kleinere Häuser, die aber auf Hügel stehen und zum nächsten Supermarkt ist es schon ein ganz schönes Stück zu laufen, erst runter und dann wieder rauf. Denn diese kleinen Häuser stehen nicht am Meer. Am Meer stehen die Hochhäuser.
Wie schon erwähnt, Deutsch kann man dort vergessen, gilt vielleicht bis auf Santiago de Compostela (ist auch eine Universitätsstadt) auf das restliche Galizien. Natürlich wird der eine oder andere auch deutsch können, aber wahrscheinlich nur mit viel Glück.
Galizien wird hoffentlich nie vom Massentourismus betroffen sein. Tourismus muss sein, aber nicht diese Masse wie sie nach Mallorca oder gar den Kanaren. Dazu sind alle Flughäfen (A Coruña, Santiago und Vigo) auch viel zu klein.
Auf meinen beiden Flügen von Madrid nach A Coruña und zurück war ich wahrscheinlich der einzige Deutsche im Flugzeug und die Maschinen waren voll. Iberia fliegt dreimal am Tag diese Strecke. Die Maschine, die vor uns von Air Europa nach Madrid flog, war auch voll.
Mit der Eisenbahn fahren? Ja ist möglich. 7 Mal am Tag zwischen A Coruña und Madrid mit Umsteigen in Ourense, ab 86 Euro pro Strecke. Und wenn der Zug voll ist, dann ist er voll. Es gibt in den spanischen Zügen keine Stehplätze wie in Deutschland.
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Die deutschen Grünen wollen immer, dass wir mit der Bahn fahren. Also von A Coruña erst einmal muss man es bis 10 Uhr schaffen bis Madrid Puerta de Atocha zu kommen.
Die erste Fahrt geht am 15.07.2022 um 5.08 Uhr los. Man fährt bis Ourense und kommt um 6.16 Uhr dort an, steigt nach Madrid um 6.30 Uhr und kommt in Madrid-Chamartín-Clara Campoamor um 8.38 Uhr an.
Um nach Paris erst einmal zu kommen, muss man aber von Madrid Puerta de Atocha abfahren. Also von Norden der Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in den Süden zum Bahnhof Madrid Puerta de Atocha. Es gibt fünf Linien zwischen den beiden Bahnhöfen. Also vom Norden in die S-Bahn in den Süden und wieder rauf.
Wir müssen auch noch bedenken, 3 Minuten vor der Abfahrt des Zuges werden die Zugänge zum Zug blockiert (damit er pünktlich abfährt). Das ist in Spanien so gang und gäbe.
Rechnet man mal zwei Stunden ein (denn die Fahrt vom Norden nach Süden muss auch noch käuflich extra erhoben werden).
Fährt man dann von Madrid Puerta de Atocha um 10.30 Uhr los und nur bis Barcelona Sants erst einmal. Ankunft 13.15 Uhr. Weiterfahrt mit einem TGV um 14.00 Uhr nach Paris Gare de Lyon (im Süden der Stadt). Ankunft um 20.48 Uhr.
Von Gare de Lyon muss man erst einmal zum Gare du Nord kommen. Also Ticket kaufen, rein in die Pariser S-Bahn und dann ab ins Hotel. Um 17.55 Uhr ist die letzte Fahrt vom Thalys nach Essen. Am nächsten Tag geht es um 9.55 Uhr los und man ist dann um 14.15 Uhr in Essen.
Sorry liebe deutschen Grünen, das wäre mir zu anstrengend. 6 x umsteigen mit Hotelübernachtung (oder Hostel egal). Das können auch nur gesunde Menschen machen. Klar läuft man auch etwas, aber irgendwann wird man von der langen Bahnfahrt auch müde.
Kosten mit der Bahn übertreffen bei weitem die der Flugreise von 498 Euro, die ich jetzt gezahlt hatte.
Nein, hier ist Fliegen die einzige vernünftige Alternative. Ich bin um 13.35 Uhr gestartet und war um 0.15 Uhr in Essen. Ist auch sehr lang das ganze, aber ich habe das nur mit 4x umsteigen geschafft (also auch inklusive S-Bahn und Nachtexpress und Bus in A Coruña).
Bis Südfrankreich vielleicht noch bis Barcelona ist alles im vernünftigen Rahmen mit der Bahn, aber nicht darüber hinaus.
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Wie ist Galizien für mich? Traumhaft!!!! Wäre das für mich zum Auswandern also auch zum Leben? Ja auf jeden Fall. Klar ich müsste noch galizisch lernen, aber ich denke, das ist eine Sache von einige Monaten für die ersten guten Sätze. Natürlich auch spanisch erheblich aufbessern. Ein Auto wäre aber dennoch unabdingbar, denn die Busse fahren leider nicht so häufig (also die Überlandbusse). In den Städten wie Vigo und A Coruña braucht man nach meinen Ansichten kein Auto unbedingt, wenn der Job in der Stadt ist und man selber in der Stadt wohnt.
Man muss aber klar machen: Es ist nicht immer eitel Sonnenschein. Mein vorletzter Tag dort war mit starken Nebel bedeckt. Wenn man da fliegen möchte, hat man leider Pech. Es wird auch mal ordentlich nass. An zwei Wochen soll es dort viel geregnet haben und es wurde nicht wärmer als 17 Grad im Juni. Ich hatte jetzt wohl eine Traumzeit erwischt mit viel Sonnenschein und doch heißen Temperaturen von +30 Grad, aber der Atlantik ist noch sehr kalt. Ich schreibe das extra hin. Der Atlantik ist nicht das Mittelmeer. Selbst für mich, der hier im September in einem See schwimmen gehen kann, wo das Wasser schon kühl ist, ist der Atlantik doch noch um einiges kühler. Viele die dort schwammen auch im Juli jetzt hatten einen Neoprenanzug an. In einzelnen Buchten kann das Wasser sich schon besser erwärmen, aber da muss auch nicht so sein. Galizien ist kein Badeparadies wie Mallorca oder bei Almeria.
Zum Wandern kann ich Galizien nur empfehlen. Viele Berge, viele Aussichten, viele kleine Orte, sehr viel Einheimisches, aber Achtung: Spanisch ist Pflicht, Galizisch ist noch besser. Die Spanier oder der Galizier kann etwas schroff sein, nuscheln. Wenn ich die Leute ansprach, haben sie sich immer die Mühe gegeben, klar und deutlich zu sprechen.
Ach so: In Galizien gibt es viel Industrie. Also wer hofft nur auf Traumlandschaften zu stoßen, den muss ich enttäuschen. Eine Fabrik kann auch mitten in einer Bergkette stehen, ein Kraftwerk sieht man auf einen Hügel stehen.
Ich spreche das bewusst an, weil die Deutschen regen sich gerne über die Windkraftanlagen auf Bergen auf. Eine Verschandelung der Landschaft. Hier stehen die Kühltürme von Kraftwerken auf einem Berg. Man hört den Güterzug pfeifen (Diesellok), die Güterwagen knattern und quietschen und man hört die Autos auf der Landstraße. Ich würde die zartbesaiteten Deutschen, die eine perfekte Idylle suchen, dann Galizien zu meiden. Dann ist Neuschwanstein doch das richtige für diese Leute.
So sieht es bei A Coruña aus. Mitten in der Natur. Dann gab es noch ein Kraftwerk. Wie ich in meinem Bericht geschrieben haben: Wir wollen alle diese schönen Produkte habe, die müssen auch irgendwo hergestellt werden und hier geschieht das mitten in der Natur.
Also auf so etwas muss man sich in Galizien auch gefasst machen. Wer das alles nicht sehen möchte, muss sich zu Hause in eine Phantasiewelt flüchten. Selbst auf der kleinen Kanareninsel El Hierro stehen solche Windkraftanlagen auf dem Berg. Das muss man als Deutscher ertragen.
Windkraftanlagen habe ich nur beim Flug von Madrid nach A Coruña gesehen, wie sie an der spanisch-portugiesischen Grenze stehen.
Die Spanier sind ganz pragmatische Menschen.
Dafür sind die Städte unglaublich sauber. Die Straßen sind in einem Top-Zustand. Top-Zustand in einem Land, wo es sehr heiß ist, wo der Asphalt viel mehr aushalten muss. Wenn ich an Deutschland denke, da kann eine Hitzewelle kommen, schon quirlt der Bitumen aus den Straßenbahnschienen (dann wird nur achselzuckend auf die Hitze geschoben – in Sevilla gibt es auch Straßenbahn und dort herrschen auch sehr oft über +40 Grad und dort passiert das nie), die Schienen verformen sich oder was auch immer. In Spanien oder Portugal oder in den ganzen afrikanischen Staaten funktioniert es auch. Warum nicht bei uns in Deutschland? In Russland/Finnland fahren die Züge auch noch bei -15 Grad pünktlich, auch bei Starkschnee. Die Straßenbahn von Helsinki fährt bei -20 Grad immer noch.
Ich schweife ab.
Die Buslinien in A Coruña fahren zwischen alle 14 Minuten und alle 30 Minuten. Am Wochenende ähnlich, am Sonntag/Feiertags alle 30 bis alle 60 Minuten. Aber schon um 7 Uhr fahren die Busse am Sonntag. Die Buslinien fahren durch alle Winkel der Stadt sehr zügig und halten auch recht häufig. Spanier wie schon mal beschrieben steigen auch zügig aus und ein. Die Unsitte wie in Deutschland, dass man in der Tür stehen bleibt, damit x oder y von weitem angerannt kommt, um einzusteigen, gibt es nicht dort nicht. Oder manche bleiben aus Spaß dort in der Tür stehen (in Deutschland), gibt es in Spanien nicht.
Es gibt zwar einen innerstädtischen Bahnhof der Renfe in A Coruña, aber auf diese Linie (nach Ferrol) fahren so selten Züge, dass es nur dann wirklich lohnt, wenn man gerade vorbei kommt.
Bis auf die Müllabfuhr nachts ist es in A Coruña auch nicht wirklich laut, so am Tage. Die Straßen sind alle sehr breit, der Schall kann sich gut nach oben ausbreiten. Es gibt nur Einbahnstraßen von den Nebenstraßen. Die deutsche Unsitte in einer kleinen engen Straße noch einen Gegenverkehr einzurichten gibt es in A Coruña nicht. Das ist als Fußgänger sehr angenehm, weil man nur in einer Richtung schauen braucht. Hier gibt es aber keine abgesenkten Bordsteine für Rollstuhlfahrer, aber an jeder Straßenkreuzung haben sie einen anderen Belag, der so mit Stoppeln versehen ist. Das ist für Blinde ganz praktisch, wenn sie ihren Stock die Straße berühren. Dann wissen sie, jetzt kommt ein Bordstein, jetzt ist der Fußgängerweg zu Ende.
Ich habe in der ganzen Stadt erstens keine ausländischen Kopftücher gesehen und auch keinen einzigen Rollator. Entweder bleiben diese Menschen den ganzen Tag zu Hause oder sie sind immer noch so rüstig, dass sie laufen können. Wenn man von Kindesbeinen dort wohnt und jeden Tag gelaufen ist, dann ist man im hohen Alter noch fit. Ja natürlich nicht mehr so fit wie ein 20 jähriger, aber immer noch fit genug, um gewisse Strecken zu laufen.