Autofreie Innenstadt Hannover?

Autofreie Innenstadt Hannover?

Ich habe diese Meldung gelesen und dachte mir, Hannover hat doch schon eine Fußgängerzone – also bei meinen letzten Besuchen war es doch schon so. Was soll sich jetzt ändern? Der grüne Oberbürgermeister will ein fast generelles Verbot.

Bei Welt.de konnte man 1.661 Kommentare sehen (aber hinter einem Welt-Plus Artikel – ich habe keinen Zugang dafür). Ich kann mir natürlich schon vorstellen, dass sie alle empört sind, dass man wieder ans Auto gehen will. Nach einem Wikipedia Artikel hat Hannover seit 1975 auf der Bahnhofsstraße eine Fußgängerzone.

Eine Zählung am 27.04.2013 (nicht nur in Hannover) ergab, dass sich auf der Georgstraße rund 9.000 Leute aufhielten und in der Bahnhofsstraße 7.300. Man kann natürlich nicht sehen, ob sich auf der Georgstraße auch welche später auf der Bahnhofsstraße aufhielten.

In einem Argument in dem Artikel heißt: Die Leute hätten ein Bedürfnis, mit dem Auto zu fahren. Dagegen ist ja nichts einzuwenden. Ob alle freiwillig mit dem Auto nach Hannover fahren, wird nicht berücksichtigt. Vielleicht sind die Alternativen zu schlecht ausgebaut für die Leute, die besonders aus dem ländlichen Raum kommen. Vielleicht fährt am Samstag der letzte Bus schon um 18 Uhr vom Bahnhof zu deren Wohnung.

Ich brauche mir die Kommentare vom Welt Artikel gar nicht anschauen, denn die Argumente wiederholen sich ständig in allen Debatten, wenn es um eine Reduzierung des Autoverkehrs geht.

Das Argument allerdings mit dem Fahrrad lasse ich allerdings nicht gelten, was im Artikel geschrieben steht. Man kann durchaus mit dem Rad nach Hannover fahren, auch vom ländlichen Raum, wenn man das Fahrrad nicht immer nur als Freizeitsache ansieht, für Urlaube für 200 km durch die Toskana fährt. Da ist das irgendwie kein Problem, mit dem Rad zu fahren, da geht auch der Einkauf mit dem Rad in Italien. Nur nicht zu Hause in Deutschland in der eigenen Umgebung – ach ja: Man hat Angst als sozial abgestiegen betrachtet zu werden – was soll der Nachbar von mir denken, dass ich jetzt ein Grüner geworden bin oder ähnlich (werde ich dann noch zur Grillparty eingeladen)?

Man kann schon mit dem Rad vom Umland, von welcher Strecke sprechen wir hier jetzt? Ich denke von Städten wie von Garbsen, Langenhagen, Hemmingen, Seelze, Laatzen ist doch durchaus zumutbar, mit dem Rad zu fahren.

Ich vermute, die Faulheit, der Bewegungsmangel der Gesellschaft lässt es eher nicht zu.

Durch mein Joggen (alle 3 Tage), mein regelmäßiges Schwimmen (alle 2 bis 3 Tage und nicht nur so ein wenig, sondern 30 bis 45 Minuten im Sportbecken) gehen, hat sich zum Beispiel auch das vergangene Wochenende bezahlt gemacht. Meine Fahrten von je 30 km von Braunschweig nach Wolfsburg und dann wieder zurück bzw. von Wolfsburg Kreuzheide nach Oebisfelde (20 km eine Strecke) und zurück und dann noch schwimmen gehen, haben mich kaum müde gemacht. Klar wird man auch hier müde, später am Abend. Aber nicht mehr müde, nur weil man eben 20 km gefahren ist, so wie das früher der Fall war.

Jetzt werden aber viele sagen: „Ich habe keine Zeit für Sport. Ich würde ja so gerne, aber ich schaffe es nicht.“ Ja, was ist Ihnen wichtiger? Ihre Gesundheit oder die Termine? Wahrscheinlich werden öffentlich sagen: „Die Gesundheit“, aber sobald die Mikrofone aus sind, die Fernsehkamera ausgeschaltet ist, dann sind die Termine doch wichtiger, die man jeden Tag zu erledigen „muss“. Ich sehe ja bei mir im Haus bei den älteren Nachbarn. Wer früher sich immer viel bewegt hat, ist heute im hohen Alter immer noch ziemlich beweglich – natürlich nicht mehr so wie früher und wer sich nicht so bewegt hat, der humpelt heutzutage durch die Gegend. Es wird immer auf das Alter geschoben, aber das ist nur eine Ausrede. Aber vielleicht dämmert es doch dem oder anderen, dass er sich früher in jüngeren Jahre doch mehr beweg hätte, aber dann mit 80 ist es fast zu spät.

Ich glaube, weil die Gesellschaft doch überwiegend faul ist, immer das Auto zur Verfügung hat, erregt sich immer total, wenn solche Vorstöße kommen.

Die Umsetzung soll bis 2030 stattfinden. Die nächste Kommunalwahl findet 2026 statt. Also wenn die Hannoveraner Bürger das nicht wollen, dann müssen sie eine andere Partei wählen, wo dann der Bürgermeister das auch wieder alles rückgängig machen könnte.

Die Niederlande sind nicht so fahrradfreundlich, weil das Gott gegeben ist, sondern, weil die Niederlande in 1980er Jahre konsequent die Verbannung des Auto aus den Innenstädten und generell vorangetrieben haben. Bestimmt waren die Niederländer auch nicht sonderlich 1980 glücklich darum. Was machen die Deutschen an deutschen Feiertagen? Genau, sie fahren in die Niederlande mit dem Auto und auch mit dem ÖPNV.

Ich würde nicht sagen, dass niederländische Städte unattraktiv sind und ich sehe auch nicht, dass dort keiner Fahrrad fährt. Nein, man muss dort aufpassen, dass kein Fahrradfahrer einen dort ins Hinterrad fährt (mir ist das einmal in 2017 in Epe passiert – zum Glück kein Schaden). Trotz der Verbannung der Autos und der Umbau der Städte haben die Niederländer großzügige Straßen mit viel Autoverkehr.

Ach so, wenn mir einer wegen Behinderten kommt. Die Parkplätze sollen nach diesem Artikel erhöht werden.

Die Aufregung ist eigentlich wieder einmal umsonst.

Eigentlich bedarf es nur den konsequenten Ausbau der ÖPNV im Umland, an vielen Stationen könnte es viel mehr abschließbare Fahrradboxen (gegen Aufpreis) geben bzw. größere Abstellanlagen (wie in den Niederlanden – schaut man sich Zevenaar mal an, wie viele Fahrräder dort stehen – da ist selbst Nienburg/Weser noch mickrig oder die in Wunstorf – man müsste dort fünf Boxen mehr aufstellen).

Ich würde den Umbau der Innenstädte vorantreiben und dann sollen die Menschen selber sehen, ob die Innenstadt doch mehr Lebensqualität hat oder nicht. Ein Bild von 1900 der Bahnhofsstraße in Hannover und so vielen anderen Städten auch, zeigt, dass die Menschen auch früher schon in die Innenstadt ohne Auto gegangen sind. Es gab natürlich keine Autos. Dort fuhren sogar noch die Straßenbahnen oberirdisch.

Wenn sie das alles nicht mögen, dann sollen sie Städte oder Einkaufszentren bevorzugen, wo sie mit dem Auto ins Geschäft fahren können, wenn man schon keinen Zentimeter zu Fuß gehen kann.

Heute ist bei mir mal Ruhetag angesagt. Ich habe derzeit Urlaub. Ruhetag bedeutet nicht, dass ich nichts mache. Ich war kurz mit dem Rad einkaufen. Bei mir bedeutet das auf dem Rückweg mit vollgepackten Fahrradtaschen erst einmal die Berge hinauf, denn die Supermärkte befinden sich bei mir alle quasi im Tal. Das mache ich bei Wind und Wetter. Nur Glatteis kann mich davon abhalten.

Wer partout gegen die Pläne der Grüne ist, wer partout mit dem Auto bis quasi in den Laden fahren möchte, wer gegen Fußgängerzonen ist, der muss andere Parteien wählen, die das in deren Wahlprogramm haben. Dann müssen die Parkplätze größer gemacht, die Straßen verbreitet werden und die eigenen Kinder dürfen dann halt nicht mehr auf der Straße spielen (können sie jetzt schon nicht mehr) und alle ziehen wieder in die Außenbezirke. Dann bitte nicht jammern, wenn man morgens halt viel im Stau steht, wenn man auf dem Weg zur Innenstadt zur Arbeit ist und der Arbeitgeber kein Homeoffice anbietet. Man muss dann auch den ÖPNV konsequent zurückbauen – also weniger Straßenbahnen, weniger Linienbusse und alle Radwege abbauen und wieder hin zur autogerechten Stadt.

Wenn das dann alles nicht ausreicht, noch mehr Straßen, noch breitere Straßen bauen. Wahrscheinlich fühlen sich sehr viele in Asphaltwüsten, die sich im Sommer massiv aufheizen, am wohlsten. Es kann nicht heiß genug in der Stadt sein, Hauptsache man kann mit dem Auto überall hinfahren. Das ist doch das Wichtigste für sehr viele Menschen – ich und mein Auto und dann kommt lange Zeit nichts an Fortbewegungsmitteln. Wer das will, kann solche Parteien wählen.

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