Kleve – Millingen – Zevenaar
Ich war nach zwei Monaten doch wieder in den Niederlanden, aber das ganz spontan. Das war nicht so geplant.
Ganz früh morgens um 7 Uhr habe ich das Haus verlassen, damit ich mit der RE 42 ab Essen-Altenessen um 7.41 Uhr fahren konnte. Mit der RE 42 bin ich bis Krefeld HBF gefahren. Zum Glück fuhr der RE 10 nach Kleve (20 Minuten später um 8.36 Uhr) auch vom gleichen Gleis (Gleis 1) in Krefeld ab. Ich war im Zug schon im Gedanken wieder das Rad (welches ich wie immer dabei habe) von einem Gleis zum nächsten tragen müsste. Aber das blieb mir erspart.
Der RE 10 wird von der Nordwestbahn betrieben und fährt mit einer Doppeltraktion.
Der Zug braucht eine Stunde bis Kleve (von Krefeld Hauptbahnhof). Eine Fahrt, die aus meiner Sicht ziemlich langsam vorkommt. Man sieht ab und zu eine Windkraftanlagen an der Strecke, aber ansonsten nicht so viel.
Kleve ist oder war die Heimat von einem Arbeitskollegen, der jeden Tag nach Essen pendelte. Für mich ein Wahnsinn. Morgens 2,5 Stunden hin und dann wieder abends zurück, bei Wind und Wetter und nur mit dem ÖPNV.
Bei der Ankunft in Kleve um 9.36 Uhr hat man keinerlei Weiterfahrtmöglichkeiten. Der nächste Bus (Linie 56 nach Bedburg Hau Rathaus) würde um 10.16 Uhr abfahren. Mit dem SB58 nach Nijmegen käme man erst um 11.16 Uhr. Sehr provinziell das ganze dort.
Ich bin erst auf einem neuem Radweg gefahren, der ganz nach niederländischen Vorbild eigenständig verläuft. Aber an einigen Punkten muss man auf dem Stadtgebiet von Kleve dennoch abbremsen, aber Ampel geben einen meist sofort grüne Welle.
Am Prinz-Moritz-Kanal bin ich auf ein Gebilde aufmerksam geworden und bin hier links abgebogen. Ein prachtvoller Kanal mit einem prachtvollen Gebäude am Ende. Hier befindet sich auch der Klever Tiergarten.
Eigentlich wäre ich jetzt zurück nach Kleve gefahren, aber auf einer Ortskarte hielt an, um zu schauen, was so in der Nähe gibt. Ich bin auf ein Wasserschloss in Rindern aufmerksam geworden und wollte dahin.
Und wie es so halt ist, ich sehe ein Schild für Fahrradfahrer Millingen aan de Rijn 8,9 km und ich dachte: „Jetzt fahre ich doch dahin, ist ja nicht weit“.
An der K3, an der Straße, wo auch werktags die Linie 60 stündlich von Kleve nach Millingen aan de Rijn verkehrt, bin ich dann entlang. Die Ortschaften Düffelward, Keeken, Bimmen habe ich links oder recht liegen gelassen und gerade zu zu den Niederlanden. Habe ich einmal Blut geleckt in die Niederlande zu fahren, dann hält mich nichts mehr auf. Ich muss das Flair der niederländischen Radwege genießen.
Millingen aan de Rijn hat 5.900 Einwohner; es hat aber alles was man braucht (außer ein Schwimmbad). Millingen aan de Rijn ist ein Teil von der Gemeinde Berg en Dal. In der OpenStreetMap könnte man meinen, dass Millingen nichts hätte. Es ist aber das Gegenteil der Fall. Deutsche Gemeinden bieten nicht so ein Reichtum, wie eine Niederländische in der gleichen Größenordnung.
Es gibt einen Albert Heijn (also ein Supermarkt), Aldi, ein kleines Kino, einen Fußballplatz, Kruidvart (Dogeriegeschäft – hier mein Wohnstadtteil Stoppenberg hat 16.000 Einwohner und keinen Drogeriemarkt), verschiedene Cafés, Restaurants.
Elmenhorst wo ich im Urlaub war, hatte 3.000 Einwohner und kein Restaurant, kein Café, wo man am Abend mal einkehren hätte können.
Im Zentrum von Millingen gibt es auch eine Ladestation für Elektroautos. Es stand ein schwarzer Tesla und tankte auf. Nein, das war kein Supercharger von Tesla.
Nördlich von Millingen gibt es auch ein Industriegebiet. Im Gegensatz fährt hier auch am Sonntag wenigstens stündlich die Linie 80 von der Firma Breng nach Nijmegen.
Also irgendwas stimmt doch mit Deutschland nicht. Im Gegensatz zu den Niederlanden ist Deutschland doch arm? Oder nur in NRW?
Von Millingen bin ich mit dem Fährboot (1,80 Euro mit Fahrrad) rüber nach Pannerden gefahren.
Es gab nur ein Schild: Zevenaar 9 km und ich wusste wo hin die Reise ging. An einer schmalen Brücke musste ich kurz anhalten, um halt die Fotos zu machen und zufällig saß ein Pärchen auf Tisch und Stuhl und breitete eine Fietskarte aus. Ich habe kurz um Erlaubnis gefragt, meine aktuellen Position zu erfragen und wie ich weiter käme.
Ich wollte nur wissen, ob ich Pannerden passieren musste oder nicht. Klar, kann man das alles in der App nachschauen, aber die Karte war jetzt schneller und es gab von dem Mann noch den Hinweis, dass es eine App mit den Knooppunten gäbe.
In Pannerden gab es einen Flohmarkt. Also einen echten und nicht ein besserer Lebensmittelmarkt, es gibt dort einen Coop Markt, so was wie ein kleines Wildgehege.
Bei über +30 Grad fällt es mir schwer, an einem Ort länger zu bleiben, der nicht mein Zielort ist.
Ich bin den Hinweisen Zevenaar (von Pannerden sind es ungefähr 5 km) gefolgt und war auch zeitig in Zevenaar.
Was mir nicht bewusst war, ich war im Westen von Zevenaar. Ich hatte erst eine Frau gefragt, wohin es zum Zentrum ginge, weil ich befürchtete bei den vielen Kleinstraßen würde ich es trotz App nicht finden. Sie fing mit Englisch an, aber als ich mit Niederländisch nachfragte, sprach sie auch ihre Heimatsprache.
Ich habe die ganzen, ganz tollen super durchdachten niederländischen Vorgehensweise einen Radweg zu beenden nicht fotografiert. Ich würde nur wütend über Deutschland werden. Also Rostock war schon ideal zum Fahrradfahren, aber das Ruhrgebiet (außer Dortmund) ist zum Abwinken, besonders Essen.
Flink bin ich zum Zentrum gekommen, weil ich da etwas gegessen habe. Die Kellnerin wechselte so schnell die Sprachen von niederländisch über englisch zu deutsch und dann wieder zurück und dann wieder zurück. Sie machte mich ganz konfus niederländisch zu sprechen.
Es war diesmal wirklich gemütlich, am Maarkt bei den vielen Restaurants etwas zu finden. Anfang Juni war ja so ein Fest und da waren auch die Geschäfte offen. Aber heute war Zevenaar etwas verschlafen. Muss ja auch mal sein.
Mein Niederländisch ist für den Beruf viel zu schwach. Es ist daher auch logisch, dass keine deutsche Firma mich irgendwo einsetzen würde, wo niederländische Sprachkenntnisse erforderlich wären. Nur ein Kleinstunternehmen von 10 Personen vertraute auf meine Kenntnisse. Aber das war auch die Ausnahme und wird die Ausnahme bleiben.
In Zevenaar war ich noch bei Coop, weil ich unbedingt noch etwas auf niederländisch zu lesen kaufen wollte und auch noch ein Getränk für die Rückfahrt, denn ich wollte die Niederlande frühzeitig verlassen.
Anfang Juni als ich schon einmal in Zevenaar war, war der RE 19 von Abellio überfüllt von Reisenden. Hier war das verlängerte Wochenende von Fronleichnam zu Ende gegangen und da heute der letzte Tag der NRW Sommerferien ist, hatte ich mir ausgerechnet, dass die Züge von 14.57 Uhr, 15.57 Uhr und 16.57 Uhr wohl sehr voll sein würden.
Ich habe den Zug um 13.57 Uhr genommen und der war ziemlich leer. Aber da ich Zevenaar in mein Herz aufgenommen habe, war ich heute nicht das letzte Mal dort.
Ich muss nur mal aufhören, in die Niederlande zu fahren, wenn es über +30 Grad warm ist. Irgendwie habe ich immer das komische Anliegen, bei übermäßigen Temperaturen ins Nachbarland zu fahren und große Touren zu machen.
Um 16.15 Uhr bin ich dann in Essen-Stoppenberg angekommen. Zurzeit scheint die Station Essen Zollverein Nord (ehemals Essen Katernberg Süd) zu meinem Lieblingshalt zu werden.