Kurztrip in die Vergangenheit
Es hat heute ziemlich gegossen und daher bin ich auch barfuß erst durch den Regen zur Straßenbahnhaltestelle Krankenhaus Stoppenberg gelaufen. Ich trug schon mein Regencap und eine 3/4 Hose. Schuhe waren hinten im Rucksack. Noch einmal sollten sie nicht so nass werden, wie diesen einen Freitag.
Ich wollte mal auf der Anzeigentafel vom Essener Hauptbahnhof sehen, wie das aussieht, wenn man auch noch zwei weitere Linien aus dem Verkehr zieht.
Ja die Anzeigentafel für einen Bahnhof der Kategorie 1 wird sehr übersichtlich. Ich war um 13.05 Uhr dort. Ich sah schon die nächsten Abfahrten für 14.12 Uhr. Normalerweise sieht man auf den beiden Tafeln die Abfahrten der nächsten 30 bis 35 Minuten.
Vielleicht sollte man das beibehalten. Die Anwohner, die sonst Lärm geplagt sind, können nun endlich einschlafen.
In der Sendung „Länderzeit“ vom Deutschlandfunk über die CityMaut wurde wieder einmal beteuert den ÖPNV auszubauen, aber das wird es schon seit 20 Jahren gemacht. Passieren tut es immer nur in der umgekehrten Richtung – nämlich diesen zu reduzieren.
Ich bin dann mit der S9 nach Essen Kupferdreh gefahren. Ein Trip in die Vergangenheit – na ja fast. Denn nach 19 Jahren hat die Stadt Essen es endlich geschafft, den neuen Busbahnhof von Kupferdreh in Betrieb zu nehmen. Ich habe 2001 bei dieser Firma angefangen und bis zur Kündigung im Jahre 2015 tat sich nichts. Angeblich hat sich alles irgendwie verzögert – das typische, wenn die Stadt plant.
Der Busbahnhof am Haltepunkt Kupferdreh sieht toll aus. Für mich kommt er zu spät.
Ich bin noch mit der RB49 nach Kupferdreh gefahren. Eine Linie, die von der BR218 und alten umgebauten Silberlingen befahren wurde. Pünktlich war sie nie. 8.10 Uhr sollte die Abfahrt ab Essen HBF sein, der Zug stand vor einem Signal, tägliche Einfahrt war immer um 8.15 Uhr, obwohl die S-Bahn vor dem Zug schon 10 Minuten vom Gleis war. Jeden Tag 5 Minuten Verspätung – aus der Kundensicht – für die Bahn ist das ja noch super pünktlich. Daher saßen wir immer im letzten Wagen und sind immer zum Bus, weil diese fünf Minuten fehlten, die der Zug an Verspätung hatte, gerannt. Bis die S-Bahn wie heute über eine Brücke fuhr, vergingen noch einige Jahre und einige Sperrungen (und unnötige Kosten – aber Deutschland ist ja superreich) in den Sommerferien waren notwendig. Die Enge am Übergang von S-Bahn zum Bus war immer fast gleich. Nur die S-Bahn war pünktlicher als die Regionalbahn.
Auf jeden Fall bin ich dann in Kupferdreh wieder barfuß gelaufen (es hatte immer noch geschüttet), die Schuhe im Rucksack. Es hörte auch tatsächlich wieder auf, zu regnen. Kupferdreh hat sich schon etwas geändert, aber nicht viel. Wie auch immer, bin ich dann die Kupferdreher Straße Richtung Deilbachtal gelaufen, um bei Deilbachtal 173 aufzuhören.
Hier draußen hat sich nicht so viel geändert, eigentlich gar nicht. Ich bin einmal in etwas gelaufen, was mich im Fuß gestochen hatte. Ich habe es entfernt und es hat mich nicht weiter geschmerzt.
Es war jetzt ziemlich schwül und eigentlich dachte ich, es käme wieder ein Regenschauer, aber bis jetzt war es trocken.
Von der Haltestelle Kraftwerksschule bin ich dann mit der neuen Linie 153 wieder zurück zum Kupferdreher Bahnhof gefahren. Früher fuhr hier mal die Linie 177, die seit dem Fahrplanwechsel in 2019 nicht mehr hier hin verkehrt. Der 177 fuhr immer im 20 Minuten Takt von Steele S-Bahnhof, am Wochenende alle 30 Minuten. Die neue Linie fährt in der Woche alle 30 Minuten und am Sonntag alle 60 Minuten. Voller ist der Bus auch nicht geworden. Die Taxibuslinie 176 nach Velbert gibt es auch nicht mehr. Hier endet der ÖPNV. Keine Verbindung mehr nach Velbert Nierenhof. Vor 18 Jahren fuhr die Linie 177 noch durchgehend, auch am Sonntag bis Velbert Nierenhof.
Ich weiß noch, dass ich mit meinem Vater von Wuppertal HBF mit der Buslinie 647 bis Velbert Nierenhof gefahren bin, um dann in den 177 nach Essen umgestiegen. Man muss gar nicht auf das Land gehen, um die Reduzierung des Nahverkehrs anzuschauen; es reichen die ländlichen Abschnitte einer Großstadt.
Die Leute, die im Deilbachtal wohnen, haben alle einen großen dicken Wagen, weil sie sich den leisten können. Hier fährt nur die Ausnahme noch mit dem ÖPNV und je weiter die Linie vor ihrer Haustür, also hier die Linie 153, ausgedünnt wird, desto unwahrscheinlicher ist ein kompletter Umstieg (also weg vom Auto hin zu nur ÖPNV) auch. Ich kann die Leute verstehen, wenn die Linie, die einst alle 20 Minuten nach Velbert fuhr, jetzt nur noch alle 30 Minuten fährt und nur nach Heisingen (wenigstens über Kupferdreh Bahnhof) und nicht mehr nach Steele.
Ich würde mich nicht wundern, wenn die Linie 153 irgendwann das Schicksal wie die übrigen ländlichen Linien wie die Linien 171, 199 erfährt, dass sie ganz eingestellt wird oder dass sie am Wochenende nur noch von Heisingen nach Kupferdreh Bahnhof verkehrt und dass der Abschnitt über das Deilbachtal nicht mehr bedient wird.
Das wird aber leider erst den Leuten bewusst, wenn sie aufgrund des Alters nicht mehr Auto fahren können, weil der Körper nicht mehr so will, dass dann kein Bus mehr fährt. Ok, hier im Deilbachtal gibt es ein Altersheim – sie haben es dann nicht mehr so weit. Ich meine nur, erst Jahrzehnte keinen ÖPNV in Anspruch genommen, dann geht es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr und dann kommen sie nicht mehr weg.
Bis das erste autonome Auto in Deutschland offiziell fahren kann, dass sie auf Wunsch abholen wird, wird noch sehr viel Zeit vergehen. Ich glaube bei unserer deutschen Technikfeindlichkeit wird das noch sehr lange dauern. Bis die Behörden reagieren und das so akzeptieren werden, bis alles durchgeprüft wird, bis alles auf das autonome Fahren ausgelegt wird, wird noch sehr viel Wasser den Deilbach herunterfließen. Der Youtuber Horst Lüning, ein Verfechter der Elektromobilität, glaubt mit der Verwirklichung des autonome Fahrens in Deutschland in 10 bis 20 Jahren.
10 Jahre braucht eine Behörde, um die ganzen Seiten durchgelesen zu lesen haben, dann noch einmal 10 Jahre um sich ausreichend Gedanken zu machen. Bis dahin haben die deutschen Medien das autonome Fahrzeug eh kaputt geredet, alle nur erdenklichen Nachteile den Leuten ins Gehirn eingetrichtert, so dass sie erst einmal dagegen sind.
Das wird die Entwicklung um weitere 20 bis 30 Jahre verzögern. Also ich werde das mit meinen 41 Jahren wahrscheinlich nicht mehr erleben, ein autonomes Fahrzeug überhaupt in Deutschland zu sehen. Vom offiziellen erlaubten Fahrbetrieb mal ganz zu schweigen. Es werden sich wieder genügend Leute querstellen, um nichts modernes zuzulassen.