Linie 107 und Kürzungen bei der EVAG
Ich war heute mal wieder unterwegs (das ist nichts neues, mich hält es eigentlich kaum zu Hause). Nach meinem Umzug von Altendorf nach Stoppenberg habe ich nur noch eine Straßenbahnlinie in Reichweite. Für mich ist das die Linie 107 (Gelsenkirchen HBF nach Essen HBF).
Die Linie 107 hat auf ihrem Linienweg aber sehr häufig Verspätungen, eigentlich immer und die Bahnen sind immer ziemlich voll. Tägliche Betriebsstörungen sind die Regel und nicht die Ausnahme. Ich muss sagen, leider. Durch die Verkürzung des Linienweges sind zwar Niederflurbahnen in Betrieb und man mit einem riesigem Tamtam die Haltestelle Zollverein umgebaut (wofür eigentlich, sie war aus meiner Sicht schon schön genug, aber nein, man verprasste da lieber noch einmal das Geld), aber das lenkt ja immer schön ab. Lieber eine schön umgebaute Haltestelle als Pünktlichkeit. Vielleicht kann man ja einigen noch Sand in die Augen damit streuen, aber das wird nicht mehr bei allen gelingen.
Eigentlich sollten Einsatzbahnen zwischen Abzweig Katernberg und Bredeney fahren, zumindest in der Schulzeit morgens und nachmittags. Hier fahren noch die alten M-Wagen, die also die Hochflurwagen, damit sie auch an den Bahnhöfen der Südstrecke (zwischen Essen-HBF und Alfredusbad) halten können. Die Niederflurbahnen sollten einen Komfortgewinn für die Zollvereinbesucher darstellen.
Aber damit könnte bald ganz Schluss sein, die E-Bahnen auf die Strecke zu schicken. Der EVAG geht das Personal aus. Es fehlen 20 Straßenbahn-/U-Bahnfahrer. Ab dem 15.11.2016 fahren für ein halbes Jahr nicht nur weniger E-Bahnen auf der Linie 107, sondern auch auf der Linie 105 (im nördlichen Abschnitt zwischen HBF und Am Kreyenkrop, wo sich eine Wendeanlage befindet).
Zusätzlich verkehrt die Linie 103 alle 10 Minuten nur noch bis Germaniaplatz und alle 20 Minuten bis Wertstraße. Die Linie U18 fährt grundsätzlich nur noch alle 15 Minuten.
Die MVG fährt ab Januar 2017 grundsätzlich die Straßenbahnlinien (102, 104 und 112) nur noch alle 15 Minuten. Die Linie 901 wird gänzlich von der Duisburger Verkehrsgesellschaft betrieben.
Der ÖPNV wird immer unattraktiver im mittleren Ruhrgebiet, auch aus meiner Sicht. Leider wird dies nur der Anfang sein. Ich denke in der näheren Zukunft wird es in Essen auch nur noch einen 15 Minuten Takt auch morgens/abends in der HVZ bei den Straßenbahnen und U-Bahnen geben. Die Begründung wird dann sein, weil Mülheim auch alle 15 Minuten fährt und durch die Fusion am Ende des Jahres zur Ruhrbahn versucht man ein einheitliches Taktgefüge aufzubauen. Natürlich wird das wieder als Komfortgewinn ausgerufen und auch ProBahn wird sich dieser Lobeshymne anschließen.
Ältere Essener wissen noch, ich selber eingeschlossen, früher fuhren die Straßenbahnen in Essen am Samstag Vormittag bis frühen Nachmittag im 10 Minuten Takt, ehe man auf den 15 Minuten Takt umgestellt hatte; heutzutage ist alle 15 Minuten normal. Auch wenn die Grünen und die Linken noch so viel toben werden, ändern bzw. aufhalten werden sie den Verfall des ÖPNV nicht mehr können. Da helfen auch die neuen Niederflurbahnen NF2 nicht mehr weiter. Mit diesem Beschluss den Takt mancher Linien zu ändern sinkt mein Optimismus immer weiter, dass wir jemals noch eine Verbesserung erleben werden.
Ich würde mich auch nicht wundern, wenn man beschließen würde die Linie 103 generell nicht mehr bis Wertstraße fahren zu lassen. Die Anwohner an der Wertstraße würde es mit Sicherheit freuen, denn sie klagen schon seit Jahren über die lärmenden Schienengeräusche, die die Bahnen in der Wendeschleife machen. Ok, sie müssten dann einmal umsteigen, aber das würden sie wahrscheinlich alle erst beklagen, aber dann in Kauf nehmen, Hauptsache endlich Ruhe.
Ich hatte mich seinerzeit (im Juni oder Juli 2016) initativ auf den Posten des Straßenbahnfahrers beworben, aber die Bewerbungsunterlagen wurden mit Sicherheit gelöscht mit dem Vermerk: „Unbrauchbar, wir haben genügend Personal“. Schade, dann kann ich der EVAG auch nicht mehr helfen.