Meine letzten 12 Stunden im IT Support
Ich habe morgen noch ein Tag, aber heute sind es die letzten 8 Stunden, morgen noch 4 Stunden, also noch 12 Stunden Arbeitszeit. Ob ich froh bin? Ja, ich bin froh.
Dann hat das zwanghafte Sitzen und Warten auf Kundschaft ein Ende. Selbst ein Verkäufer darf mehr laufen als wir. Auch wenn dieser Beruf wegen dem Arbeiten am Samstag sehr stressig ist, so haben sie mehr Bewegung. Dauerhaftes Sitzen vor allem mit meinen Problemen im Bein ist nicht gerade förderlich für die Gesundheit. Ja ich sitze auch anscheinend privat sehr viel, aber man steht doch viel mehr auf und ich habe vielleicht an einem regnerischen Sonntag in den Wintermonaten eher die Unlust mich nicht so viel zu bewegen.
Gestern war so ein Tag. Warten, warten, warten auf einen Anruf. Ich habe noch nebenbei ein Youtube-Video über CSS / Bootstrap geschaut. Das hatte eine Gesamtdauer von 3 Stunden und immer wenn es gerade interessant wurde, kam ein Anruf, der mich 30 Minuten und länger begleitete. Das ist so typisch.
Es ist das gleich wie in unserem Skype-Chat. 30 Minuten kein Anruf, 30 Minuten keine Diskussion. Dann kommt ein Anruf und gleichzeitig gibt es eine Diskussion im Skype-Chat und bis ich fertig bin mit dem Anruf, ist die Diskussion auch wieder zu Ende. Wir haben die Verpflichtung uns in den Chat einzubringen. Das hat mein Chef angeordnet.
Ich hatte schon gesehen, dass es IT Supports gibt, die mehr als nur das Annehmen von Anrufen bzw. Bearbeitung von Tickets hatten. Hoffentlich muss man das nicht zwischen den Anrufen machen, so nebenbei, so nach dem Motto, ihr habt gerade Langeweile, also könnt ihr gerne das auch noch machen. Nee, dann so einen IT Support, wo man vielleicht am Vormittag am Telefon sitzt und am Nachmittag sich ganz raus schaltet und dann andere Sachen machen kann. Oder wo man hausintern arbeiten kann. Also nach dem Motto „Ich komme gleich bei Ihnen vorbei und schaue mir das vor Ort an“. Dann hat das den Charakter meiner ersten Arbeitsstelle, als es darum ging Bücher abzuholen. Ich hatte ja in der firmeninternen Bibliothek gearbeitet – nein das war kein IT Support, das war noch damals außerhalb von dessen was ich jetzt mache. Das Arbeiten war auch damals viel entspannter. Wenn ich mal nicht in der Bibliothek war, hat diese jemand anderes von meinen Kollegen aufgemacht und mir einen Zettel hingelegt, welches Buch mit welcher Registrierung verliehen wurde und ich habe es dann nachgetragen.
Ich hatte ja auch die Pflicht einmal am Tag zum Wareneingang zu gehen, um dort bestellte Bücher abzuholen. Natürlich ist man dann auch ins Schwatzen gekommen, weil ich mit dem Lagerverwalter damals gut konnte (wir haben uns über Fußball, Eisenbahn und Linux unterhalten).
Ich hatte ja meine Access-Bibliotheksdatenbank, die ich selber aufgebaut hatte, verwaltet. Vor meinem Wirken bestand die Verwaltung der Bücher als Karteikarten, was ich 2007 schon sehr altmodisch hielt. Das erste was ich gemacht hatte, war diese Datenbank. Vielleicht habe ich auch daher mein Faible so für Datenbanken, weil ich das selber schon aktiv im Beruf getätigt hatte. MySQL, MongoDB und etc. sind daher mir ans Herzen gewachsen. Die 14 Jahre werden mir in dieser Firma unvergessen bleiben und so insgeheim sehne ich mich auch da wieder zurück. Nicht in diese Firma, sondern allgemein so eine allgemeine Tätigkeit. Daher bleibt meine Kreativität stark zurück geblieben und ich möchte sie am liebsten auch für die Firma einsetzen. Der IT Support hat aber Null Kreativität und die meisten Berufe in der IT sind das auch, bis auf Webdesign. Klar, arbeiten die meisten auch im Kundenauftrag.
Aber die meisten Berufe in der IT so mein Überblick ist reines Abarbeiten von Prozessen. Auch der Datenbankadministrator überwacht lediglich die Systeme, die ein „normaler“ Büroangestellter erstellt hat. Selbst wenn er die Datenbank erstellt, so macht er das was andere ihm vorgeben, weil andere nicht die technischen Kenntnisse haben. Aber ich hatte damals meine Access-Datenbank aus meiner freien Idee erstellt. Klar es kamen auf anraten meines Chefs eine Passwortabfrage hinzu, aber das Grundgerüst der Datenbank wurde nie in Frage gestellt. Was nach meinem Ausscheiden passiert ist, weiß ich natürlich nicht.
Wir hatten damals ein anderes Datenbanksystem und mein Chef hatte die Idee, diese Datenbank in Access umzuwandeln, weil Access zeitgemäßer ist und besser unter Windows 7 (damals) lief als die diese andere Datenbank.
Und so kam es, dass wir, mein (damaliger) Chef und ich (weil ich ja meine Bibliotheksdatenbank hatte) und für zwei Tage durch eine externe Firma uns in Access weiterbilden ließen. Ich hatte schon 2013 einige SQL Kenntnisse gehabt, wenn auch sehr rudimentär und war eigentlich einbißchen enttäuscht, dass die Schulung fast nur die Oberfläche behandelt. Es gibt wohl aber in Access auch eine Schnittstelle, wo man SQL-Befehle eingeben kann.
Mit MS Access habe ich hier im IT Support sehr sehr sehr sehr sehr wenig zu tun.
Privat hatte ich ja bereits hier eine MySQL Datenbank aufgebaut, versuchsweise MongoDB zu installieren, weil das ja die andere Datenbankwelt ist und einbißchen mit SQLlite3 hantiert. Zwei SQL-Kurse für relationale Datenbanksysteme habe ich ja gemacht, einen in Udemy und einen über das Linkedin Learning.
Mit meinem Ausscheiden Ende September, nach meinem Resturlaub hoffe ich auf eine andere Art des IT Supports, wo man mehr macht als nur Sitzen und Warten auf Anrufe und wo man auch Remote arbeiten kann und hoffentlich mehr in die Richtung Datenbanken, vielleicht auch Docker (Kubernetes). Virtualisierung durch VMware oder Citrix interessieren mich sehr wenig.
Na ja heute werde ich das auch noch überstehen und morgen die restlichen vier Stunden auch noch. Für viele ist das bedrückend, dann arbeitslos zu sein. Für mich war das noch nie. Es ergeben sich so viele neue Chancen und auch neue Wohnchancen. Jetzt wo ich Anfang 40 bin, hat man auch den Mut, so etwas zu machen. Ich habe auch das Geld dazu und wenn die Eigentumswohnung verkauft ist, ist dann noch etwas mehr vorhanden. Ich verkaufe ja auch nur dann, wenn ich dann einen neuen Job habe und erst dann kann ich umziehen.