Nur Menschen mit Microsoft Zertifikaten sind vertrauenswürdig / nur die können IT, alle anderen nicht
Ich hatte heute in Vorstellungsgespräch, was ich mich schon beim Gespräch fast wütend gemacht hat.
Es ging darum, dass mir wie üblich die in Deutschland benötigten Zeugnisse fehlen für einen geordneten IT-Job.
Ich habe nichts gegen Zeugnisse/Zertifikate, aber dass man die vor allem bei uns so hoch an den Nagel stellt, das ärgert mich. Wer ein Zertifikat macht, der soll auch mehr verdienen (an Geld) können/dürfen, aber es sollte nicht die Grundbedingung sein, ob jemand etwas vom Fach versteht oder nicht. Nicht jeder, der ein ach so tolles Zertifikat hat, versteht etwas.
Ein noch so toller zertifizierter Pilot kann immer noch zu ganz einfachen Fehlern greifen, die ein Flugzeug mit Passagieren zum Absturz bringen kann. Nach dem Absturz fragt man sich: Warum hat er das gemacht? Er hätte das doch wissen müssen.
Aus meiner beruflichen Praxis weiß ich noch so tolle Levels können auch nicht alles. Ich habe ganz oft User am Telefon, die mir sagen, dass es trotz allem nicht funktioniert, dass sie keinen Zugriff auf einen Ordner im Netzwerklaufwerk haben.
Dann frage ich auch; das sind doch alles hochqualifizierte Leute, bestimmt auch mit zig Zertifikaten ausgestattet und warum können die das nicht?
Ich will niemanden persönlich angreifen, aber auch ein noch so hoch dekorierter Mensch, bleibt ein Mensch und vielleicht sind einige zu lässig bei der Arbeit, während jemand von uns, der keine Zertifikate hat, etwas gewissenhafter an die Sache geht, vielleicht blöder ist, aber die Sache richtig macht.
Ich will nur damit sagen, weil wir nicht so hoch dekoriert sind, gehen wir vielleicht an die Lösung viel pragmatischer ran.
Ich erlebe das auch immer in meinem Arbeitsumfeld, dass meine Überlegungen oftmals kein Gehör finden, aber später dann doch irgendwie Anwendung fanden. Aber erst einmal wurde die Idee abgebügelt.
Ich dachte auch immer, dass wir im Jahre 2018 inzwischen anders drauf wären, aber anscheinend klammern wir uns immer noch an Zeugnissen/Zertifikaten fest. Das ist für sehr viele Personaler immer noch das Lebenselixier. Damit kann er sich schmücken.
Nein, natürlich nicht: Ich bin noch kein hochbezahlter Microsoft Spezialist (möchte ich auch nicht sein). Aber ich habe keine Lust für ein solches Zertifikat 500 Euro auszugeben.
Ich persönlich sehe meine Chancen sehr gering ein, aber das hatte ich für den jetzigen Job auch gesagt und es ist trotzdem was geworden.
Bei diesem Job geht es um Level 1 Support und nicht um einen Programmierer oder Netzwerkadministrator. Die Anforderungen mit den Zertifikaten stand auch nicht so drin, in der Stellenanzeige. Es ging um fundierte Kenntnisse MS Windows7 und 10, nicht um zertifizierte Kenntnisse.
Ach so: Er sagte, seine Azubi in den drei Ausbildungsjahren hätten mehr Wissen als ich jetzt in den 10 Minuten im Vorstellungsgespräch gesagt habe.
Ich nehme an, dass seine Azubis auch Serienbriefe in Word erstellen können oder in LibreOffice Writer.
Oftmals ist es so, dass viele hoch bezahlte Techniker können wahnsinnig toll, Server rauf und runter fahren und tolle Einstellungen machen, aber zu erklären wie man in Word einen Serienbrief erstellt oder oder in Excel einige Formeln bedient, dann versagen sie. Aber ist ja auch nicht so wichtig, aber Hauptsache ein Zertifikat in der Tasche haben.
Ich erwarte auch von einem Zertifikatsinhaber, dass er in Word einen Serienbrief unfallfrei von einer Access Datenbank einfügen kann. Das muss auch so ein Typ können.