Zelten im Sommer
Ich habe zu meiner Schande noch keinen Sommerurlaub eingereicht, aber ich weiß was machen werde. Zelten.
„Hast du schon mal gezeltet?“ Nein, habe ich noch nie. Ich wollte es immer, aber es kam dazu nicht. In diesem Jahr scheint es günstig zu sein, die Gelegenheit auszunutzen. Mein Vater hat mir das immer ausgeredet. Für ihn kommt nur eine Unterkunft (Pension, Privatzimmer, Hotel) in Frage, wo er ein Bad für sich ganz alleine hatte. Ein Bad zu teilen wie über Airbnb war für ihn schon eine Herausforderung, aber er hat sich diese gestellt (damals im Oktober 2014 als wir bei Paris waren). Nein, das Bad hätte er schon mit mir geteilt, aber halt nicht mit einem Fremden.
Und zelten kam für ihn nie in Frage. Er hätte das einmal als Jugendlicher gemacht und seit dem nie wieder. Für mich kam das immer wieder mal in Frage, aber wo und wie. Keine Ahnung. Auf jeden Fall stellt sich für mich das in diesem Jahr endlich mal, weil ich wieder einmal nicht weiß wohin genau. Mir fallen auf Anhieb sehr viele Ziele ein, aber keins überzeugt doch richtig; Mexiko, Israel, Malta, Italien, Griechenland, Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlande.
Nein, die Türkei ist weder mit Ergödan oder ohne für mich interessant. Bislang habe ich das immer so gemacht, dass ich irgendwo etwas gebucht hatte und dann von dort aus eine Touren gemacht habe. Allerdings regte auch der Wunsch, mal mit Interrail zu verreisen. Da ich nun mal sehr gerne Fahrrad fahre, ist ja kein Geheimnis mehr, kann ich das mal auf diese Art und Weise; meinen alten Wunsch zu zelten mit dem Rad zu verbinden.
Ich war gestern schon bei McTrek in Altenessen-Süd, um mich nach einem Zelt zu erkundigen. Die Wurfzelte sind von den Abmaßen als Fahrradfahrer ungeeignet. 150 Euro würde ich schon gerne ausgeben wollen.
Vielleicht kann ich ja auch mein Wunsch mit dem Kajak zu fahren, damit auch verbinden.
Ich werde von Jahr zu Jahr immer mehr der Naturmensch, von Jahr zu Jahr installiere ich mir immer scheinbare komplizierte Linux-Distributionen, statt mein Leben zu vereinfachen, verkompliziere ich das immer mehr, so der Eindruck von anderen.
Vielleicht werde ich von Jahr zu Jahr immer verschrobener und merke es nicht. Aber ich muss da ja ausnutzen, bis irgendwann die nächste Freundin ins Leben rückt, die das verbietet.
Das 1-Personenzelt ist ja nicht nur für den Sommer alleine. So etwas kann man auch an einem verlängerten Wochenende gut benutzen. Natürlich werde ich das so an einem oder zwei Wochenende vorher testen, bevor ich auf mehrtätige Tour gehe. Schon vor dem Kauf bietet zum Beispiel McTrek an, dass man mit Hilfe des Verkäufers das Zelt mal probeweise aufbaut.
Vielleicht ist das auch eine persönliche Flucht, weil wir uns hier in Deutschland mit immer mehr Sicherheitsgesetzen konfrontiert werden und mittlerweile hier uns mit Betonpöllern verschanzen; bei jedem gesellschaftlich großen Fest herrscht quasi die höchste Alarmstufe. Ich bin mal gespannt, wann vor jedem Weihnachtsmarkt die ersten Panzer stehen werden und zusätzlich noch Kampfjägerdrohnen zwischen Weihnachtsklängen vorbei donnern.
Schon seit dem Duisburger Loverparadeunglück hat das sich leichtfertige Leben an Festen aufgehört zu existieren. Da fing man an schon alle Feste, hier in Essen, ab Windstärke 3 nicht mehr zuzulassen. Dieser Gedanke ist zum Glück wieder schnell revidiert worden, aber an Betonklötze vor dem Eingang von Weihnachtsmärkten, Aufstellen von LKW’s zum Schutze der Bevölkerung hat vielleicht noch niemand ernsthaft gedacht.
Ich habe keine allzu große Angst davor, aber wenn schon viel bewaffnete Polizei in zwei oder drei Gruppen im Hauptbahnhof und in der Innenstadt unterwegs ist, so denkt man viel häufiger daran. Als ich im Jahre 2014 am Pariser Bahnhof Gare de Lyon auf meinen TGV nach Béziers wartete, habe ich dort neben der Bahnhofspolizei auch schwer bewaffnete (mit schussbereiten Maschinengewehren) (keine Ahnung) Polizei, Militär gesehen. Drei Jahre später sieht man so etwas auch am Essener HBF.
Vielleicht möchte ich dem mit meinem Naturtrip auch etwas entfliehen und mein Singleleben noch weiter ausleben. Klar gibt es auch Frauen, die so etwas machen, aber meist sind alle schon vergeben. Und auf Kontaktbörsen im Internet habe ich kein Interesse mehr. Sie waren schon immer und ich glaube, das wird auch immer schlimmer, immer wilder oder in manchen auch immer ruhiger. In der letzten wo ich war, da hatte ich den Eindruck, dass viele nur da waren, damit die Börse gefüllt war.