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Einige würden mir jetzt die Finger abhacken oder die Augen ausstechen. Ich habe die erste algerische Bekanntschaft (war ja bedeutend mehr, als nur bloße E-Maifreundschaft und sich mal treffen), Lynda, in Linkedin gefunden und ihr einen Freundschaftsantrag gestellt. Sie hat diesen angenommen und darauf habe ich ihr eine Mail zukommen lassen, wo ich erst einmal so allgemein frage, wie es ihr geht und so.
Es war schon ein komisches Gefühl. Nein, nicht komisch, dass es komisch ist, sondern, weil natürlich noch irgendwelche Gefühle mit dabei sind. Sie sieht da auf dem Foto wieder einmal umwerfend schön aus.
Natürlich muss ich damit rechnen, dass sie wohl jetzt in festen Händen ist. Ich hatte kurz in einer lokalen Tageszeitung etwas von ihr und einem Mann gelesen. Aber der Text war wegen einer Paywall geschützt.
Vielleicht bräuchte, sofern sie Single noch wäre, es noch Zeit, vielleicht war das früher irgendwie so ein komischer Zeitpunkt, der nicht so richtig ins Bild passte. 2013 war zu dem Zeitpunkt wo schon geahnt hatte, dass mein Arbeitsplatz nicht sicher war, sie fand keine Arbeit in Frankreich, ihre algerischen Abschlüssen wurden angeblich nicht anerkannt und dazu wollte man zusammen kommen, aber irgendwie war immer irgendwas was einen zweiten Treff verhinderte.
Aber so richtig hatte ich auch nicht abgeschlossen, denn die Adresse von ihr hatte ich noch gespeichert und die wenigen Fotos auch noch, eins von unserem Treff in Saarbrücken.
Ich weiß nicht, wozu es gut war, aber ich hatte das immer irgendwie im Gespür, sie zu suchen und zu finden. Ja, ich weiß, andere würden jetzt sagen: „Ich würde so etwas niemals machen“.
Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht auf eine andere hätte einlassen können. Ich war schon in die eine oder andere verliebt, meistens mehr heimlich als so richtig. Aber meistens hatte ich auch ein ungutes Gefühl, oder eher das Gefühl von der anderen Seite kam nicht so viel. Die andere algerische Frau, Tafsut, wollte immer irgendwie mal kommen, was sie nie tat bzw. sie wollte mir immer einen Brief schreiben, nach ihrem ersten, was sie auch immer hinaus schob, von Skypen oder so mal ganz zu schweigen. Am Anfang wollte ich sie auch mal besuchen, später als sie nach Algier umzog auch, aber aufgrund meiner Arbeitslosigkeit kann man nicht mal so eben mal fahren.
Lynda wohnt in der Gegend von Metz, was auch nicht vor der Haustür liegt, aber für ein Wochenende immer noch realistischer ist als nach Algier zu fliegen.
Aber schauen wir mal, was sich so ergibt.
Auf Interpals habe ich bislang einige angeschrieben, davon schreibe ich mit einem aus den USA und einer mexikanischen Frau. Angeschrieben habe ich viele: aus Tunesien, Türkei, Libanon, Marokko und auch aus Algerien. Alles Länder wo dem normalen Deutschen wahrscheinlich die Fußnägel rollen werden, weil das einfach komische Staaten sind, aber für mich wohnen da auch interessante Menschen, die man kennenlernen kann und manchmal sind diese wesentlich offener als aus der westlichen Welt bzw. den Industriestaaten.