Rundfahrt mit dem Fahrrad von Zevenaar nach ’s Heerenberg (-Emmerich)

Rundfahrt mit dem Fahrrad von Zevenaar nach ’s Heerenberg (-Emmerich)

Ich bin gestern mit meinem Fahrrad von Zevenaar (Niederland, Provinz Gelderland) nach ’s Heerenberg gefahren.

Von Essen-Altenessen bin ich mit der S2 nach Oberhausen HBF und danach mit dem RE19 nach Zevenaar.

Fußgängerzone von Zevenaar

Die Stadt hat 33.000 Einwohner und ist die erste Stadt nach der niederländischen Grenze. Vom Bahnhof ist es nicht mehr weit bis zum Stadtzentrum. Mit dem Fahrrad fährt man ganz ruhig dahin. Zevenaar hat viele Geschäfte. Zuerst habe ich mir zwei Zeitungen (de Volkskrant und de Gelderland) gekauft und nach langer Zeit auch das Zugmagazin „Spoorweg Journaal“, das allerdings mehr die Belgische Eisenbahn porträtiert als die Niederländische aber als Belgien-Fan finde ich das nicht schlimm.

Ich war auch nur kurz in Zevenaar. Mein nächstes Ziel war Didam, ein Teil von Montferland, einer Stadt, die ein Zusammenschluss von vielen Gemeinden darstellt, was in den Niederlanden sehr typisch ist. Typisch ist, dass jetzt keinen Ortsteil gibt, der Montferland heißt.

Zuerst habe ich mich einwenig in den kleinen Wohnstraßen verfahren und erst bei Nachfrage eines Einwohners dort das Zentrum gefunden.

Zentrum von Didam

Es besteht aus kleinen Geschäften, was für die Niederlande sehr typisch ist (eigentlich auch für Belgien, Frankreich, Spanien). Darum sind auch Niederländische sowie auch die kleinen Dorfkernen der anderen gerade eben aufgezählten Länder, noch sehr lebhaft.

Didam hat auch eigenes Schwimmbad und auch eine Markthalle und eine Bahnstation der Zuglinie nach Doetinchem und Zevenaar. Im Gegensatz zu einer möglichen deutschen Bahnstation für solche Größenordnung verkehren die Züge hier sehr regelmäßig. Von 7.51 Uhr bis 8.52 Uhr (heute 19.04.2018) fahren momentan 10 Züge ab. Vergleichbare deutsche Zugstationen schaffen es auf 2 Züge (Stundentakt) eingleisig versteht sich. Selbstverständlich ist die Strecke auch zweigleisig aber nicht elektrifiziert.

Von Didam gibt es einen sogenannten Buurtbus (Linie 196), der von Nieuw-Dijk nach ’s Heerenberg verkehrt. Er fährt stündlich montags bis freitags von 7.05 Uhr bis 23.05 Uhr, wobei er ab 19.05 Uhr als Anrufbus verkehrt, auch in Ferienzeiten. Am Samstag fährt er stündlich als Anrufbus von 8.05 Uhr bis 22.05 Uhr und am Sonntag von 10.05 Uhr bis 22.05 Uhr.

Deutsche Anrufbuslinien fahren am Sonntag meistens gar nicht, am Samstag vielleicht noch und auch in der Woche höchstens nur an Schultagen.

Ich bin aber mit dem Rad aus Didam heraus nach Beek gefahren, einem kleinen Teil von Montferland. Beek hat 2.500 Einwohner. Es hat einen Supermark (COOP), eine Tankstelle, ein Fahrradladen, zwei Restaurants, zwei Kirchen, eine Bäckerei und einen Zeitschriftladen, der noch andere Dinge verkauft.

Ich war nur bei Coop um mir etwas Proviant für die Etappe nach ’s Heerenberg zu genehmigen. Mit dem Bein und der Thrombose zeigen echte Ermüdungserscheinungen nach einer Stunde auf dem Fahrrad, vor allem wenn es bergauf und bergab geht.

An der N335 bin ich mit dem Rad über Zeddam nach ’s Heerenberg gefahren. Der Fahrradweg vor einigen Tagen von Waltrop nach Recklinghausen war sehr katastrophal, die Fahrradwege hier in den Niederlanden an Landstraßen sind aller erste Sahne. So eben fährt man nirgendwo in Deutschland.  Aber die Deutschen wollen sich nichts von den Niederländern abschauen. Wahrscheinlich sind sie auch noch stolz auf die vielen Schlaglöcher in den Straßen und Fahrradwegen, weil sie denken, das gehört dazu.

Südlich von Zeddam bin ich nach Süden auf die N316 nach ’s Heerenberg abgebogen. Es gibt hier einige Anstiege, die für niederländische Verhältnisse nicht ohne sind. Nach einer kurzen Berg- und Talfahrt erfolgt ein langer Abstieg nach ’s Heerenberg, ein Ort mit 8.000 Einwohner, einem Schwimmbad, einem Zentrum vielen Geschäften und einer sehr gut restaurierten Burgruine, die man auch besichtigen kann.

’s Heerenberg Zentrum

Hier habe ich ein Bauernschnitzel mit viel Pommes, Bratkartoffeln, Paprika und Salat für 16 Euro gegessen.

Ich habe mir noch den kleinen Busbahnhof angeschaut. Von hier fährt eine Buslinie (Linie 24) alle 30 Minuten in der Woche bis 19 Uhr (danach bis 23.59 Uhr im Stundentakt) nach Doetinchem (48.000 Einwohner). Selbst am Samstag gibt es einen Halbstundentakt für 4 Stunden und am Sonntag einen Stundentakt. Der Bus verkehrt am Sonntag von 8.59 Uhr bis 23.59 Uhr.

Fahrradabstellplätze am Busbahnhof von ’s Heerenberg

Es gibt auch eine deutsche Linie, die Linie 91 nach Emmerich (33.000 Einwohner). Die Linie 91 von der NIAG verkehr von Mo-Fr. einmal um 7.30 Uhr, dann um 10.30 Uhr, 12.30 Uhr, 13.30 Uhr, 14.30 Uhr, 16.30 Uhr, 17.30 Uhr, 18.30 Uhr, 19.30 Uhr. Dann ist Schluss. Am Samstag gibt es folgende Abfahrtzeiten: Stundentakt von 10.30 Uhr bis 15.30 Uhr, dann ist Feierabend, am Sonntag gibt es keine Fahrten.

Am Busbahnhof von ’s Heerenberg gibt es selbstverständlich auch eine Fahrradunterstellmöglichkeit. Eine solche hatte ich schon vor einem Jahr in Dinxperlo gesehen und es eigentlich für eine Ausnahme gehalten, aber das scheint auch in den Niederlanden die Regel zu sein.

In Deutschland ist mir das gänzlich unbekannt. Es gibt vielleicht höchstens drei oder vier Bügel, die irgendwo stehen, ungeschützt vom Wetter und zu 100% steht da nie ein Rad drin.

Es sind ganze 4,5 km bis Emmerich,also eine absolute Nahstrecke für Fahrradfahrer. Leider beginnt Emmerich, also Deutschland schon direkt an ’s Heerenberg. Die Qualität des Fahrradweges ist also wieder fragwürdig, aber spätestens in Emmerich doch recht gut.

Allerdings gibt es zwei sehr denkwürdige Stellen. Der Fahrradfahrer eine stark befahrende Straße, wo Tempo 70 erlaubt ist ohne Ampel überqueren. Die deutschen Behörden sind sonst in anderen Punkten immer so ängstlich, aber beim Radfahrer gilt das an dieser Stelle nicht.

Die andere Stelle ist eigentlich genauso peinlich. Der Radweg endet mit zwei großen Bügeln, wo man vom Fahrrad absteigen muss, und dann durch die enge Passage zu fahren. In Bochum hat man 34 Jahre gebraucht, um an einem Radweg solche Dinger zu entfernen. In den Niederlanden habe ich so diese Bügel noch nie gesehen.

Ich war noch kurz am Rhein, aber weil ich meine Haut nicht so übersprapazieren wollte, bin ich wieder rasch fort gegangen.

Von Emmerich bin ich zurück nach Essen über Oberhausen gefahren. Von Emmerich fährt nur einmal stündlich ein Zug ins Ruhrgebiet (der RE19, der auch nach Arnhem fährt), sonst sieht man viele Güterzüge.

Kaum ist die deutsche Grenze überschritten gibt es gleich vier oder fünf Gleise, nebeneinander. Die Niederländer haben ihren Teil der Betuwe Linie mit Bürgerbeteiligungen in 7 Jahren geschafft (die Schweizer bauen in 15 Jahren mal eben einen Tunnel durch den Gotthard). Die Deutschen diskutieren seit mehr als 25 Jahre für ein drittes Gleis an der Strecke von Emmerich nach Oberhausen. Es gab mal einen Spatenstich, aber ich glaube, die Erde ist wieder neu verfüllt worden.

Aber wir sind doch alle super stolz auf die deutsche Leistungen :-).

Ich fahre sehr gerne Rad in den Niederlanden, weil ich hier das Gefühl habe, dass eine Symbiose zwischen motorisierten Verkehr, dem Radfahrer und dem Fußgänger gibt. Hier fühle ich mich immer sehr sicher. Hier kann ich auch mal warten, ohne das Gefühl zu haben vom Autofahrer ausgenutzt zu werden. Es herrscht ein ganz anderes Klima auf den Straßen.

Ich kann hier auch mal meine Fahrradtasche am Fahrrad lassen (weil das auch alle machen), um mal eben ins Geschäft zu verschwinden. In Deutschland denke ich immer, dass es besser wäre, sie mitzunehmen.

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