Liège das unendlich Male

Liège das unendlich Male

Ohne Fahrrad unterwegs / Auf französischer geschriebener Artikel kommt im nächsten Beitrag – also morgen.

Vorneweg: Die Stadt heißt Liège und nicht Lüttich. Liège deshalb es ist die Wallonie und damit wird hier belgisch-französisch gesprochen. Überall in der Stadt steht Liège dran. Aachen heißt auch Aix-la-Chapelle und steht irgendwo der französische Name in Aachen? Am Aachener HBF oder wo? Nein, weil Aachen Deutschland ist und so heißt die Stadt auch. So ist das auch mit Liège. Ich weiß nicht, warum das sich in den deutschen Köpfen so festgesetzt hat. Das ist wie mit Holland für Niederlande. Streng genommen gibt es keine Provinz Holland, Amsterdam zum Beispiel gehört zur Provinz Noord-Holland und Rotterdam zu Zuid-Holland. Sonst sind die Deutschen mit allem anderen auch so genau – warum nicht bei solchen Sachen auch?

Ok, das war nur so ein Schwenk, weil ich befürchte, dass wieder Leute von Lüttich reden.

Ich habe das mit Liège noch nie mit Deutsch ausprobiert, weil ich hier immer französisch spreche. Liège war einer ersten Ziele als ich Französisch in der VHS Essen gelernt habe. Schuld ist mein auch mein Französisch-Lehrer, der ein totales Faible für Belgien und die Wallonie hatte. Wir sind auch einmal zusammen nach Verviers für einen Tag gefahren.

Ja Belgien hat eine höhere Mehrwertsteuer als Deutschland, 21 %, das merkt man in den Preisen schon an oder schon immer.

Auf jeden Fall bin ich um 4.40 Uhr bin ich losgefahren mit der ersten Linie 107 ab Essen-Stoppenberg bis zum Essener HBF und dann zwei Stunden mit dem RE1 bis nach Aachen HBF. Dort hatte ich 57 Minuten Aufenthalt. Ich musste ja noch die Fahrkarte für Belgien kaufen, genauer genommen für die Euro-Regio -Region.

Es gibt von Belgien, den Niederlanden und Deutschland eine gemeinsame Fahrkarte, zumindest in der Euro-Regio-Region, wo man mit allen Linien AUßER ICE, Thalys und EuroNight fahren kann, auch mit dem belgischen InterCity, welcher eher ein etwas schnellerer Regionalexpress nach deutschen Maßstäben ist.

Das Ticket kostet 20 Euro für einen ganzen Tag für eine Person (am Wochenende für mehrere Personen) und mit den Buslinien von TEC (Transport en commun) und DeLijn für den flämischen Teil ist das mega billig. Aber genaueres bitte hier nachlesen. Das Fahrrad kostet noch einmal 4 Euro extra.

Wenn man die Fahrt einzeln kaufen würde, käme man auch auf 20 Euro für Aachen – Liège, allerdings könnte dann nicht mit den Bussen einen ganzen Tag fahren. Das ist dann ein Nachteil.

Wie gesagt, ich war mehrmals in Liège und in Belgien sowieso. Nur so einige Beispiele wo ich war: Eupen, Vierviers, Visé, Namur, Mons, Huy, Brüssel (2x), Poperinge, Oostende, Heist-op-den-Berg, Bruge, Gent, Kortrijk (alles mit dem Zug). Also ich kann wohl behaupten, ich kenne Belgien. Hier die Beiträge in französischer Sprache über meine Belgienreisen. Hier die wenigen in niederländische Sprache.

Auch im Jahre 2023 fährt man noch vom Aachener HBF von Gleis 9 mit der deutschen Linie RE29 / belgische Linie von der SNCB (Société nationale de chemins de fer belges) 09 mit AM-62-79 Triebwagen bis nach Waelkenreadt und von Gleis 5 fährt der belgische InterCity nach Liège ab, der nur noch in Verviers Central hält.

AM 62-79 nach Belgien

Die AM-62-79 Triebwagen fahren seit einer Ewigkeit und ich hoffe, es wird sie noch sehr lange geben auf diese Linie. Sie fallen aus ihrer Zeit. Aber das ist Belgien. Alt und es fährt noch tadelos. Deutschland alt und es funktioniert nicht mehr.

Euregio-Ticket vom Fahrkartenautomaten

Von Aachen bis Liège sind es mit dem knappen Umstieg von 7 Minuten in Waelkenradt (man kann auch in Verviers Centrale umsteigen) eine knappe Stunde Fahrzeit. Die Strecke führt durch das Wesertal mit vielen Burgen, Wasserläufen, Tunnels und Bergen. Eine viel schönere Strecke als die der ICE und Thalys befährt.

Der Hauptbahnhof von Liège heißt Liège Guillemens, wo auch der ICE und Thalys halten. Ein im Sommer guter Bahnhof, im Winter wird es hier sehr kalt, der Wind pfeift von überall her.

Ich bin dann erst einmal in Richtung Zentrum gelaufen, aber nicht ganz, denn wegen des Euregio-Tickets hatte ich mich entschlossen, doch mit dem Bus (der Linie 1) zu fahren. Dieser Busfahrer und alle anderen hatte die Karte mühelos akzeptiert.

Liège ist keine Stadt wie Bruges oder Gent. Den Zahn muss man ziehen. Aber um in Belgien gut einkaufen zu gehen und eine typische belgische Stadt zu erleben, ist es immer wieder eine Reise wert. Es gibt viele schöne Orte, aber halt nicht durchgehend. Mir gefällt Liège – es hat ein Zauber dennoch.

Ich war zuerst einmal in einem Buchladen. In diesem wo ich war, hätte ich fast alles kaufen können. Eine riesige Auswahl an Büchern, die ich selbst in Deutschland kaum noch finde. Ja natürlich alles auf französisch geschrieben.

Mein französischer Beitrag auf diesem Blog kommt später zu dieser Fahrt.

Ich wollte allerdings nicht nur in die Innenstadt sondern auch mal außerhalb. So bin ich dann zum Flughafen gefahren – so hatte ich das vor. Die Linie 53 von TEC (ist alles TEC in der Wallonie – es gibt keine gesonderten Verkehrsbetriebe von Liège oder Namur etc..) vom Place Saint Lambert in Richtung Nord-Westen der Stadt. Es ist ein typisch belgische Fahrt (könnte aber auch in Frankreich oder in Spanien so sein). Straßen, die kaum einen Zweitrichtungsverkehr zulassen, wo der Bus gefühlt alle 500 Meter den Gegenverkehr vorbeilassen muss, ein Bus ohne Haltestellenanzeige, wo wenn jemand auf die Haltetaste im Bus drückt, dann noch Glocke zu hören ist, der Bus für meine 1,93 m mega eng, der Bus war voll und der Busfahrer fast keine Rücksicht auf die stehenden Fahrgäste nimmt, weil nicht gerade sanft fährt.

Es gibt auch keine Klimaanlage. Oben ist das Dach an zwei Seiten geöffnet, es ist trotzdem warm im Bus, keine Klimaanlage, die einen schockfrostet. Es erinnert mich an die Busse in A Coruna im Nordwesten Spaniens.

Aber das macht den Reiz auch aus – irgendwie.

Mit dem Handy und Google Maps habe ich den Fahrtverlauf der Linie 53 verfolgen können.

Ach so: Selbst im kleinsten Vorort von Liège alle Balken von 4G vollen Ausschlag. Vielleicht waren es mal nur 4 von 5 Balken, aber keineswegs wie bei uns in digitalen Niemandsland (auf meiner Hinfahrt nach Aachen irgendwo bei Langerwehe / Stolberg – überhaupt kein Netzempfang – peinlich), wo die Verbindung auf LTE-Niveau abfällt. Deutschland ist peinlich, was das digitale angeht. Selbst in Galizien im kleinsten Dorf hatte ich im letzten Jahr vollen Ausschlag, mehr als in Deutschland in einer vergleichbaren Ortsgröße.

Bereich Hollogne-aux-Pierre (bei Liège)

Ich hatte eine Boeing 747F (Frachter) schon starten gesehen und ich dachte, gleich bin ich am Flughafen, aber Bus bog in eine andere Straße ab. Ich bin dann irgendwann ausgestiegen und bin die Rue Grande / Rue de Bierset hochgelaufen (war nicht sonderlich steil, aber stetig – hier macht mein Jogging-Training bezahlbar).

Das Terminal von Liège Flughafen ist imposant, aber es ging nur ein Flug um 15.30 Uhr. Auf der Anzeigentafel konnte ich schon die Flüge vom 13.06. sehen. Klar, Liège ist ein Frachtflughafen, aber ich dachte, hier wäre doch etwas mehr Passagierverkehr. Selbst Bremen oder Dortmund haben das mehr Verkehr anzubieten.

Ich war also nur sehr kurz am Flughafen, die Busse sind wohl kurz vorher abgefahren, also bin ich die Straße, die ich hoch gekraxelt bin, wieder herunter gegangen, um dann mit dem nächsten Bus der Linie 53 zurück nach Liège Zentrum zu fahren.

Eine alte Regel besagte, wenn man außerhalb von Knotenpunkten alleine an Bushaltestellen steht und der Bus nähert ist, dann soll man mit ausgestreckter Hand und den Daumen nach oben und unten winken. Damit würde man dem Busfahrer signalisieren, dass man zusteigen möchte, sonst fährt der Bus durch.

Ich weiß nicht, ob das noch im Jahre 2023 so gilt. Ich hatte das jetzt gemacht und der Bus ist angehalten. Ob er auch ohne den winkenden Daumen angehalten hätte, wollte ich nicht ausprobieren.

Normalerweise mache ich keine Werbung für Lokale, aber wenn ihr mal in Liège seid und Hunger habt, geht ins Le Regina, Rue Pont d’Avroy 57, 4000 Liège. Bestes Essen, beste Bedienung, aber auch nicht so billig, aber auch nicht so arg teuer. Ich war nun das dritte oder vierte Mal dort essen.

Am Anfang bekommt man etwas Brot mit Butter und einige Oliven, dann wenn man das aufgegessen hat, kommt die Nachfrage, ob man noch etwas mehr wolle, das Essen kommt (ich hatte mir ein Käseomelett mit Salat bestellt) und sobald etwas leer wird, wird die Flasche unverzüglich vom Tisch geholt. Sehr aufmerksame Kellner. Dann bekommt man noch einen Nachhausetrunk.

Ich habe auch meine Kreditkarte wieder getestet, die ich in Deutschland sonst nicht benutze, außer für Onlinebestellungen, besonders im Hinblick auf meine Estland-Reise Ende Juni 2023. Funktionierte aber alles.

Natürlich habe ich französisch gesprochen – selbstverständlich. Es ist erstaunlich, wie gut die Sprache sprechen kann, wie gut alles im Gedächtnis vorhanden ist, obwohl ich sie jahrelang nicht mehr gesprochen habe. Ich liebe die Sprache zusammen mit dem Spanischen. Mit Englisch tue ich mir schwer – ich kanns, aber es wird nie mehr meine Lieblingssprache werden, sie war es noch nie.

Dann mit dem nächsten Bus zu Liège Guillemens zurück, noch schnell eine französischsprachige Zeitschrift gekauft.

Liège-Guillemins

Mit dem IC um 14.03 Uhr nach Verviers Centrale, um dann mit der L’Omnisbus 09 nach Aachen zu fahren. Dieser Zug war ab Verviers Centrale brechend voll. Irgendwie jugendliche Hippies Wandergruppe war im Zug, aber dieser ist gefahren. Keine Zwangsräumung, was man von 9 Euro Ticket Zeiten her kannte.

Ich weiß nicht, was ich jetzt noch schreiben soll. Deutschland hat fertig, Deutschland ist der reinste Alptraum. Klappte in Belgien noch alles mit den Anschlüssen, in Deutschland wieder zurück angekommen – nichts mehr.

Der RE4 sollte um 15.22 Uhr ab Aachen in Richtung Dortmund fahren. 2 Minuten NACH der geplanten Abfahrt wurde mitgeteilt, der Zug fällt aus. Warum man das nicht 10 Minuten vorher erzählen konnte, ist mir ein Rätsel. Lt. App gab es eine Signalstörung im Raum Geilenkirchen.

Der RE1 um 15.51 fuhr mit knapp 20 Minuten Verspätung von Aachen HBF ab. Erst war die Tür kaputt, die wurde repariert, dann bekam der Zug keine Ausfahrt, dann bekam er die Ausfahrt, aber er durfte nicht abfahren, weil er musste Anschlussreisende von der RB20 (einer Regionalbahn) abwarten. Warum muss ein verspäteter Regionalexpress Fahrgäste von einer Regionalbahn abwarten, um dann noch mehr Verspätung zu machen? Warum?

Wenn der RE1 pünktlich um 15.51 abgefahren wäre, dann hätte nie und immer die Fahrgäste der RB20 aufnehmen können, aber wenn er sich verspätet, dann muss er das machen? Also das ist eine komische Logik – zumindest für mich.

Was geht in den Gehirnen von den Verantwortlichen vor sich? Ich wette da herrscht die reinste Blutleere. Ich kann mir das nicht mehr anders vorstellen. Weil der RE1 dann die 20 Minuten Verspätung hatte, waren die anderen Gleise in den anderen HBF schon belegt und somit kam der RE1 mit 40 Minuten Verspätung in Essen HBF an.

Übrigends: Der RE1 um 16.51 Uhr ab Aachen HBF ist schon wegen Personalmangel ausgefallen.

Deutschland hat fertig und es wird nicht besser. Es wird immer schlechter oder ist wieder kaum steigen die Temperaturen auf über +25 Grad, dann geht die Elektronik kaputt, während diese im heißen Wüstensand von Marokko und Ägypten tadellos funktioniert. Ist ja auch logisch. Das ist zu heiß für Deutschland.

Es fällt immer nur sofort auf, auch wenn man nur einen Tag im Ausland ist und dann nach Deutschland kommt, wie schlecht unser Land aufgestellt ist. Nein auch in anderen Ländern gibt es Probleme und die Baustelle der Stadtbahn in Liège ist auch mühsam zu befahren, also für die Linienbusse, aber es wirkt im Gegensatz zu Deutschland immer noch so, als hätten die anderen Nationen gute Ideen. Oder diese Fahrt mit der Linie 53 (der Bus alleine), so etwas würde in Deutschland nicht geben.

Morgen ist Ruhetag – nach zwei Ausflugstagen.

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